USA Nordwesten Teil 11 | Rocky Mountain Nationalpark, Colorado
Der Herbst ist eine gute Zeit, um den Rocky Mountain National Park zu besuchen. Die Luft ist kühl, die Espen leuchten wie schillerndes Gold und die Hirschbrunft ist in vollem Gange. Das Naturschauspiel lockt viele Besucher in den höchstgelegenen Nationalpark der Vereinigten Staaten. Von seiner Panoramastraße über einen 3.700m hohen Pass ist die Aussicht atemberaubend. Malerisch sind die Bergseen, sattgrün die Wälder und archaisch schön die baumlose Tundra Hochebene.
Der Parkeingang liegt nur eineinhalb Stunden von Denver entfernt und mit Gesellschaft ist fast immer zu rechnen. Eine ungezähmte Natur kann man im meist besuchten Nationalpark der Rocky Mountains dennoch vorfinden.
Mit Wucht hat sich die Millionen Jahre alte Bergkette über 5.000 km ausgebreitet, von Kanada bis nach New Mexico. Vier US-Bundesstaaten teilen sich die Rocky Mountains und ihre höchsten Gipfel erheben sich in Colorado mit sage und schreibe 70 Viertausendern.
Wir kommen von Norden aus dem sagenhaften Badlands Nationalpark, verbrachten noch eine Nacht in Cheyenne bevor wir diesen letzten Nationalpark auf unserer Wohnmobilreise von Seattle nach Denver besuchen. Mit einem ausgebuchten Park hatten wir wochentags Ende September nicht gerechnet. Der Grund: es ist Brunftzeit der Wapiti-Hirsche. Glücklicherweise bekommen für die Nacht noch einen Stellplatz direkt am Hotspot der Hirschbeobachtung.
In zwei Tagen mit einer Übernachtung konnten wir einige Highlights erleben: Die Bergseen Wanderung am Bear Lake, die Panoramen von der Trail Ridge Road, eine Wanderung durch die hochalpine Tundra, die Herbstfärbung und die röhrenden Hirsche zur Brunftzeit.
Rocky Mountain Nationalpark Karte zum Vergrößern
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Die Bergstraßen des Rocky Mountain Nationalparks sind legendär. Der Park besitzt den höchstgelegenen, durchgehenden Highway der USA. Es ist die Trail Ridge Road (US-36), die sich hoch und immer höherschraubt, bis sie ihren Höhepunkt auf 3.713m erreicht.
Von der einen zur anderen Seite des Parks verbindet sie auf 77km die Orte Estes Park und Grand Lake. Trotz langem Anstieg und teils fehlenden Leitplanken (was nicht Schwindelfreie einschüchtern mag) ist die zweispurige Straße für Wohnmobilfahrten gut geeignet. Die Steigung der Strasse ist moderat, nur wenige Kehren sind zu nehmen. Als Fahrer muss man sich nur zusammenreißen, um von den Ausblicken nicht abgelenkt zu werden. Dafür laden Parkplätze und Parkbuchten immer wieder zum Halten ein.
Spiegelei mit Bohnen auf 3508m ü.d.M. Einer der schönsten Frühstücksplätze unserer Reise mit Blick über die karge, herbstliche Tundra. Ihre riesigen Ausmaße vermitteln ein großes Gefühl von Weite.
Zu den schönsten Aussichtspunkten der Trail Ridge Road zählen Many Parks Curve, Forest Canyon Overlook und Medicine Bow Curve. Auf der Gesamtstrecke gibt es 10 Aussichtspunkte (Karte unten).
Das große Alpine Visitor Center (3.595 m) liegt etwa auf der Hälfte der Strecke und ist der perfekte Ort für eine Pause (mit Store & Cafeteria). Mein Tipp: Von hier über die offene Tundra wandern (s. Wanderungen unten). Gelegentlich bieten Ranger geführte Touren an. Vom Visitor Center hat man einen großartigen, freien Blick über den Park. Im großen Shop findet man durchaus Interessantes an Büchern, Souvenirs und Bekleidung. Von Estes Park bis zum Visitor Center sind es 24 Meilen und rund 1 Stunde reine Fahrzeit (bei normalem Verkehr).
Unser Rat: Beginne früh, um die Landschaft im eigenen Tempo zu genießen, einen atemberaubenden Sonnenaufgang und grasende Wildtiere zu beobachten. Gegen 10-11 Uhr füllt sich die Straße mit Bussen und anderen Fahrzeugen.
Die Trail Ridge Road (US-36) ist geöffnet von Ende Mai bis Mitte Oktober. Über 10 Aussichtspunkte passiert man auf der kompletten Strecke von Estes Park bis Grand Lake. 48 Meilen / 77km, Dauer von 1h30 bis 4 Stunden, je nach Verkehrsaufkommen und wie lange man an den Aussichtspunkten verweilt.
Der Bear Lake Trail bietet Postkartenmotive, er ist eher ein längerer Spaziergang und äußerst beliebt. Nach der einfachen Bear Lake Trail Runde (0,8 km) kann man vom selben Ausgangspunkt nach Lust und Laune weiter wandern zu den drei Bergseen Nymph Lake, Dream Lake und Emerald Lake (insgesamt retour rund 5,5 km).
Zu den schönsten Wanderungen zählt auch der 'Timberline Falls Trail'. Die anspruchsvollere 8-Meilen-Wanderung führt vorbei an den Alberta Falls hinauf ins wunderschöne Loch Vale Tal mit dem malerischen Loch Vale See (3105 m). Die 13 km lange Wanderung (8,1 Meilen hin und zurück) mit 500 Höhenmetern startet vom Glacier Gorge Trailhead, erreichbar mit dem Bear Lake Shuttle Bus. (Trail auf Google Map). Für diese Wanderung hatten wir leider nicht die Zeit.
Wir zeigen zwei Einstiegsmöglichkeiten von der Trail Ridge Road auf den 'Ute Trail', den jeder nach Lust und Laune, kurz oder länger wandern kann. Der Wanderweg verläuft durch die alpine Tundra-Landschaft auf den alten Indianerpfaden. Die verfeindeten Ute und Arapaho Stämme nutzten sie zwischen der Winter- und Sommerjagd. Die Baumgrenze reicht hier bis bis zu 3.400m, rund 1.200m höher als in unseren heimischen Alpen. Mit viel Sonne und Wind sowie im Sommer mit der Möglichkeit eines Nachmittagsgewitters rechnen.
Vom Alpine Visitor Center (3.600m) führt der Ute Trail stets abwärts über eine Reihe von unberührten Teichen bis zum Milner Pass, wo die Straße die kontinentale Wasserscheide der USA überquert. Die Ausblicke reichen weit und in den tiefen Forest Canyon. Auf dem gleichen Weg geht's die 300Hm wieder rauf zum Visitor Center. Wer den Komfort eines Chauffeurs hat, kann sich am Milner Pass abholen lassen. Daran denken: das Wandern über 3.000m ist ohne ausreichende Akklimatisation wesentlich anstrengender . Trail auf Google Map.
Vom Ute Crossing Trailhead (3.480m) bis Timberline Pass. Von der relativ ebenen Wanderung mit zwei kurzen Anstiegen genießt man großes Panorama mit dem höchsten Park-Gipfel 'Longs Peak' (4345m) im Blick. Mit Glück sieht man Hirsche und Dickhornschafe. Am Timberline Pass, einem großen Felsen, kehrt man wieder um. Ab hier beginnt ein langer, steiler Abstieg von 980Hm zu den Upper Beaver Meadows (Trail auf Google Map).
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Nur wenige Wochen im Jahr sind die majestätischen Hirsche der Rockies in der richtigen Stimmung. Die Weibchen lockt der Platzhirsch mit erstaunlichen Brunftschreien, von einem schrillen Hochton bis zum abschwingenden Grunzen. Steigt die Erregung, dann wird sich mit Urin und Sperma einparfümiert. Eine starke Ausstrahlung ist nötig, um ein Harem zusammenzutreiben. Man plustert sich auf und stellt das Geweih zur Schau, das zugleich Kopfschmuck, Statussymbol und Waffe ist. Paarungskämpfe versuchen die erfahrenen Hirsche jedoch zu vermeiden, die Verletzungen sind oft groß und es kostet viel Kraft. Kommt es zur ernsthaften Herausforderung, dann ist es ein brachiales Machtspektakel.
Das tägliche Ritual: Mit Kameras und Ferngläsern bewaffnete Besucher kommen vor Einbruch der Dunkelheit. Sie haben warme Kleidung, Stühle, Kaffee und Snacks mitgebracht und sitzen wartend am Straßenrand neben den Wiesen. Eine Art Sportveranstaltung, aber ruhig und respektvoll.
Im Park selbst gibt es nur Campingplätze, 4 für Wohnmobile, alle ohne Strom-Wasser-Anschluss und ohne Duschen. Hotels, Unterkünfte und Campingmöglichkeiten mit 'full hookups' Service findet man nahe der Parkeingänge. Paradise on the River RV Park in Estes Park (Osteingang) und Elk Creek Campground in Grand Lake (Westeingang).
UNTERKÜNFTE Hotels, Lodges, Cabins.
CAMPINGPLÄTZE im Nationalpark mit Online-Reservierung 6 Monate im Voraus:
TIPP. Campingplatz voll? Auch wenn die Campingplätze dem Visitor Center als voll gemeldet sind, lohnt es sich direkt am Campingplatz nach der aktuellen Situation nachzufragen. Im Moraine Park Campground hatten wir Glück, ein Gast war gerade einen Tag früher abgereist.
Denver Campingplatz für die "letzte Nacht". Unser liebgewonnenes Road Bear Wohnmobil geben wir in Denver wieder ab. Tags zuvor hatten wir die Campgrounds im Umkreis abtelefoniert und erst der sechste in Golden hatte einen freien Platz. Viele Campingplätze im Großraum Denver sind belegt mit pensionierten Dauercampern, die in ihren Bussen und Trailern wohnen. Überblick & Reviews Campingplätze um Denver.
Der Moraine Park Campingplatz könnte besser nicht liegen. Vom Hügel des Campgeländes überblickt man das weite Grasland. Dort erlebt man zurzeit ein imposantes Schauspiel, wenn in der Dämmerung die großen Wapiti Leithirsche mit ihren Herden aus den Wäldern kommen. Noch nachts am Lagerfeuer hören wir ihre röhrenden Brunftschreie. Vor dem Campingplatz hält der Moraine Park Shuttle Bus mit Verbindung zum Bear Lake Shuttle und Hikers Shuttle.
Mit einem Wohnmobil in den USA unterwegs zu sein, hat in den Nationalparks seine großen Vorteile. Wenn andere abends wieder abreisen müssen, freut sich der Wohnmobilist auf den Abend am Grillfeuer. Er sitzt unterm Sternenhimmel, lauscht den Tierstimmen und steigt morgens mit seinem Kaffee in die Natur.
von Edel Seebauer / Fotos Jürgen Mahler
Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in unser Gästebuch.
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