Lang ist die Warteschlange nach Pag, aber die Autofähre nimmt alle problemlos auf und spuckt sie 15 Minuten später wieder aus. Die kahle Bora-Seite von Pag empfängt uns wie ein abweisendes Wüstenland. Pag mit seinem Ruf als 'heißeste Party Insel’ schreckt uns nicht ab, denn auch hier hat es eine zweite Seite.
Eine karge Naturlandschaft von einsamer, wilder Schönheit, aus der man seit jeher nur mühsam etwas herauspresst. Die uralten Olivenbäume geben das Öl, das Meer liefert das Salz und das autochthone Schaf vielleicht einen Liter Milch am Tag für den raren Paški Sir Käse.
Stationen unseres Reiseberichts mit Tipps für Entdeckungen, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Aktivitäten, Wanderungen und den schönsten Campingplätzen:
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Durch Pags faszinierende Kulturlandschaft zu uralten Olivenhainen. Linie um Linie langgezogene Trockenmauern, die sich wie ein ausgeblichenes Gerippe über die karstigen Insel-Felder ziehen bis hinab zum Meer.
Besuch der knorrigen wilden Olivenbäume von Lun, die der Bora seit Jahrhunderten Stand halten, die Ältesten sollen das biblische Alter von 1.600 Jahren haben. Der Olivengarten von Lun ist einzigartig mit dem größten natürlichen Mittelmeer-Bestand. Als Naturpark angelegt mit Rundwegen bis zu 3 Stunden (Eintritt & Wegplan zu den ältesten Bäumen). Google Map.
Danach am äußersten Zipfel in eines der Fisch-Lokale direkt am Meer einkehren,
wo dem Sonnenuntergang absolut nichts im Wege steht. Z.B. Bistro Tovrnele (Lage,
Bewertungen), zu Fuß auch durch den Olivengarten.
Die kleinen Siedlungen am Meer entdecken, z.B. auch mit dem Fahrrad. Schmale Abzweigungen führen zu fünf Weilern an der Westküste, zum Sprung ins Meer oder einem gegrillten Fisch. Die nur 2 km breite Halbinsel Lun beginnt nördlich von Novalja und endet nach 20 km in der Bucht von Tovarlene nach dem Ort Lun.
Nachschub für den Grill.
Beim guten Metzger im Lorenco Supermarkt ein paar schöne Kalbskoteletts (dick schneiden lassen) oder schmackhaftes Lamm besorgen. Den wilden Salbei und Rosmarin dafür haben wir auf unserer Wanderung gepflückt (s. unten). Direkt um die Ecke vom Restaurant Na Tale, nach der Ortseinfahrt über die Autobrücke linker Hand mit großem Parkplatz (Google Maps).
Gut essen gehen.
Das in der Bucht liegende Restoran Na Tale, ein alteingesessenes Pager Restaurant, ist seit 35 Jahren eine verlässliche Adresse. Hier hatten wir unser bestes Essen. Gegrillter Pulpo, das schwarze Risotto oder die Venusmuscheln in einer delikaten Weißweinsauce, zum Fingerschlecken. Den Pager Lammtopf unter der Peka gibt es hier auf Vorbestellung ab 4 Personen. Tripadvisor / Google Map.
Das kleine autochthone Pager Inselschaf hat sich im Laufe der Zeit den unwirtlichen Bedingungen angepasst, unter denen andere Schafe keine drei Monate überleben würden. Die robusten Tiere geben Milch nur während der Stillzeit von Januar bis Juni. Von Hand ermelkt der Bauer morgens und abends je einen halben Liter Schafsmilch, nach einer Woche 7l, die für 1 kg Pager Käse reichen. Zur Delikatesse macht ihn die Bora. Die stürmischen Fallwinde fegen Meeresluft über die Insel und überziehen die Weidekräuter mit einem feinen Salzfilm, ein aromatisches Futter aus Salbei, Thymian und wildem Fenchel.
Bauern stellen zum Teil ihren eigenen Pager Käse her (Verkaufsschilder am Haus). Nicht jeder ist darin ein Meister des Fachs. Eine erste Kostprobe im Dorf Lun endet enttäuschend, leicht gummiartig mit scharfem Geschmack. Am nächsten Tag fahren wir ins Zentrum des Pager Käses, in das nette Bergdorf Kolan mit mehreren Käsereien und Konobas (unten).
Die Familie Gligora widmet sich in 4. Generation der Käseherstellung und ist über die Landesgrenzen hinaus für ihre Qualität bekannt. Sie exportieren nichts, alles wird in Kroatien oder über den Online-Shop verkauft. Ihr Paški sir (mit dem World Cheese Award ausgezeichnet) macht naturbedingt den kleinsten Teil ihrer Produktion aus, da auf ganz Pag nur 30.000 Schafe die würzige, leicht salzige Insel-Milch liefern, von der Gligora ein Viertel zuteil wird. Die Käsermeisterin, schon seit über 30 Jahre im Betrieb, wacht mit Adleraugen über jeden Produktionsschritt. Altes Handwerk mit modernster Technik sorgen für das bestmögliche Ergebnis. Die Inselmilch für den Paški sir wird dabei vorher sogar auf Echtheit getestet. Aus eingeführter Schafs- und Kuhmilch aus Dalmatien entstehen andere wohlschmeckende Käsesorten, die wir im Verkostungsraum probieren. Der Gemischte aus Kuh- und Schafmilch, fest, würzig und leicht cremig, hat mir besonders geschmeckt. Im kleinen Gligora Verkaufsladen wird er gleich mitgenommen.
Den original Paški sir stellen acht lizenzierte Hersteller auf Pag her – eine weltweite Rarität, die ihren Preis hat.
Feinschmecker mögen sicher auch das Lamm kosten, das besonders zart während der Hauptmelkzeit im Januar und März ist. Am Wegesrand über einem Holzfeuer gegrillt oder unter der Peka-Glocke in der Holzkohlenglut geschmort (auf Vorbestellung), wahrscheinlich ein männliches Exemplar ohne Aussicht auf Milch.
Im Frühjahr, wenn überall der Salbei blüht, färbt sich die karge Mondlandschaft violett. Steinmauern und gleißender Karst soweit das Auge reicht. Vom fruchtbaren kleinen Tal mit Kulturwegen steigt der Pfad durch eine Steinwüste auf zu einem beeindruckenden Panorama auf 349 m. Der Blick – bis zum Ende der Insel, über leuchtend weiße Karstgipfel, und hinter der azurblauen Pager Bucht, das majestätische Velebit-Gebirge.
Wanderung aus dem Rother Wanderführer Dalmatien. Ausgangsort Kolan / 2,5 bis 3 Stunden. 20min Strasse kann man sich sparen und südlich am Straßenrand parken bei
der 1. Biegung, wo der Feldweg abgeht. Im Hochsommer sehr heiß, genügend Wasser mitnehmen.
Klick auf Fotos für Großansicht Wanderung Pag auf den Sveti Vid
Der große Campingplatz Simuni (südlich von Novalja) gefällt uns gar nicht. Ende Mai gibt es nur Plätze mittendrin, umringt von abwesenden Dauercampern – kein schöner Anblick und auch kein Ausblick. Wir suchen das Weite und landen in der Pager Bucht am Sveti Duh Strand in einem Mini Camp (damals absolut basic, fast wie wildes Campen, inzwischen komplett modernisiert). Rasenplatz direkt am Strand, hinter uns der schöne Bergrücken des Sveti Duh. Das Wasser ist herrlich zum Schwimmen und über die Bucht zur Velebit Bergkette könnte man ewig schauen. Die Ruhe wird zwischendurch mal unterbrochen vom brummenden Party-Schiff aus Pag auf dem Weg zur Zrce Beach, dem kroatischen Ibiza für Partys bis zum Sonnenaufgang. In der Hochsaison schwappt vielleicht mehr von der Feierlaune herüber.
Seit 2021 gibt es an dieser schönen Stelle den Campingplatz Terra Park SpiritoS Pitches mit Stellplätzen und modernen Mobilheimen (auch buchbar über Booking.com), Lage Google Map.
Klick Bildergalerie vom Strand und Camp Sveti Duh
Text: Edel Seebauer / Fotos: Jürgen Mahler
Wenn Euch der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in mein Gästebuch.
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