Ankunft in Tokio | Teil 1 Shinjuku
Nach Tokio fährt man zum Staunen – Shinjuku ist der neonschrille Puls
Tokio ist ein gebändigter, aufgeräumter Koloss, der gleichzeitig bizarr auf jeden Reisenden wirkt. Es ist unmöglich, ganz Tokio zu erfassen und zu verstehen. Es reicht zu staunen über diese Stadt, die so anders ist als alle anderen, die Weltmetropole der Reizüberflutung, in der man auf große Rücksichtnahme stößt.
Shinjuku und der Insidertipp Nakano atmen das pulsierende Tokio.



Viertel wie Harajuku, Shibuya oder Ginza gehören zu den touristischen Highlights. Wir sind aber auch gerne abseits der Tokioter Laufmeilen unterwegs. Mit dem Fahrrad erkunden wir das alte Tokio von Ueno & Yanaka und ziehen abends durch das Amüsierviertel von Shinjuku. Während eines Taifuns tauchen wir ein in das Labyrinth der unterirdischen Einkaufspassagen Tokios und wandeln durch einen nebelverhangenen japanischen Garten. Bei einer Erdbebensimulation bekommen wir ein Gefühl für die Wucht des großen Kantō-Erdbebens. Für das beste Sushi unseres Lebens stehen wir uns die Beine in den Bauch und frönen in den Izakayas der Ess- und Trinkkultur der japanischen 'Salarymen'.

Tokio – Wohin in einer Megacity ohne Zentrum?
Die Befürchtung, schon bei der Ankunft am Haneda-Flughafen in dieser enormen Stadt verloren zu gehen, kann man getrost beiseite schieben. Von der mustergültigen Ordnung Japans empfangen, sind wir völlig entspannt: Shinkansen-Tickets nach Kyoto kaufen, diverse Stadtpläne einstecken, Yen aus dem Automaten ziehen, die eSIM ist schon aufs Handy geladen. Mit dem SUICA Welcome Nahverkehrspass für alle Städte Japans in der Tasche geht es direkt in die U-Bahn nach Shinjuku.

Tokio hat kein Stadtzentrum, keine Altstadt und keinen Hauptbahnhof. Die Metropolregion Tokio ist mit rund 38 Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum der Welt. Diese Megacity besteht aus mehreren Kernstädten und zig Bezirken mit eigenem Mikrokosmos, Shopping- und Ausgehvierteln, Parks und Bahnhöfen. Jede für sich eine eigene City, aber unmerklich verschmolzen zu einem Wildwuchs einer endlosen Stadt. Wie mit der Muttermilch aufgesogen, bewegen sich die Abermillionen Pendler und Bewohner in homogenen Strömen auf dem engmaschigen Schienennetz des Großraums Tokio.
Man wundert sich über den relativ ruhigen Straßenverkehr. Die Luftqualität in Tokio ist besser als in Berlin oder München und die Stadt liegt am Meer. Ein Auto kann man in Tokio City nur besitzen, wenn man eine Garage hat. Man stelle sich das in Berlin vor! Die meisten Privatfahrzeuge sind Elektroautos, Taxis fahren mit Flüssiggas.
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Tradition und Neon: Shinjuku – Wo das Licht nie ausgeht
Wir haben Shinjuku als Standort bei unserer ersten Tokio-Reise gewählt. Der Stadtteil vereint alles, was Tokio ausmacht. In seinem Zentrum liegt der weit verzweigte Bahnhof mit besten Verbindungen in alle Stadtteile. Und nach einem langen Tag brauchen wir uns hier nur noch ins Geschehen fallen zu lassen – in eine hemdsärmelige Izakaya-Kneipe, zum entspannten Abendshopping oder ins grelle Vergnügen der japanischen Unterhaltungskultur. Westlich des Bahnhofs dominieren moderne Wolkenkratzer, von den Zwillingstürmen der Tokioter Stadtverwaltung reicht der Blick bis zum Fujisan.
In Tokio ist es nachts ruhiger als man denkt. Abends um acht Uhr haben die meisten Geschäfte die Rollläden unten und um zehn Uhr gehen nach einem langen Arbeitstag in den Wohnblocks die Lichter aus. Mit den letzten Zügen nach Mitternacht wird es sogar sonderbar still. Kein nächtlicher Großstadtlärm wie in New York, die Straßen sind fast leer und in unserem Hotelzimmer in Shinjuku herrscht Stille. Das Nachtleben spielt sich hinter verschlossenen Türen ab.
- Empfehlenswert ist eine 'Shinjuku Night Walking Tour', die alle Gesichter dieses faszinierenden Stadtteils zeigt. (Mehr dazu weiter unten).
- Auf die Frage, „Wo am besten in Tokio wohnen?“, gibt es von Tokio-Kennern den guten Tipp: Am besten in der Nähe einer Station der JR Yamanote Circle Line, die um das Zentrum Tokios herumführt und viele Linien kreuzt. Auf der Tokyo Transport Map Karte gut als gestrichelte Linie zu erkennen.
- Hotels in Shinjuku. Die Auswahl an Hotels und Unterkünften in der Nähe der Shinjuku Station ist groß, hier nur die 9+ Top-Bewertungen von Booking.com*.
"Shinjuku by Night"

Stille Bewohner in einer lauten Stadt. In Tokios rastlosem Amüsierviertel poppen an sämtlichen Hochhausfassaden Video- und Neonreklamen von monstergroßen Bildschirmen auf. Hippe Bands und quietschbunte Teenies schicken den ganzen Tag lang Werbebotschaften aus Hochleistungslautsprechern herab und lassen den New Yorker Times Square müde aussehen. Andere rücken mit Flyern und Megaphonen an, selbst die Lieferwagen sind fahrende Leuchtreklamen und ständig öffnet sich eine automatische Schiebetür. Aus den Pachinko-Spielhallen dröhnt ein ohrenbetäubender Lärm. Um das auf Dauer zu ertragen, müssen die Einheimischen eine Zen-Gelassenheit in sich haben.

Pachinko – "Laut wie die Hölle"
Eine der ohrenbetäubenden Pachinko-Spielhallen muss man einmal betreten haben. Dauerbeschallung und flackernde Lichter, die traumatisieren oder vielleicht doch den Stresspegel nach einem der seelenraubenden japanischen Bürotage senken?

Wir sind von dem Treiben fasziniert. Nach Feierabend füllen sie gleich mehreren Etagen (die beste Zeit für einen Besuch). Stoisch sitzen uniforme Anzugträger vor ihren Slot-Maschinen, vor 2020 noch rauchend. Die körbeweise gewonnenen Silberkugeln werden in Sachpreise eingetauscht, daher fällt Pachinko unter Unterhaltung und ist kein verbotenes Glücksspiel. In der Regel aber werden die Sachgewinne gleich um die Ecke bei spezialisierten Händlern in bare Münze getauscht. Ein Drittel aller Japaner spielen regelmäßig. Für die Betreiber ist es eine Goldgrube, für das Land ein soziales Problem mit immer mehr Pachinko-Süchtigen, die ihr Einkommen verspielen. Der Jahresumsatz mit Pachinko macht immerhin 4 Prozent der japanischen Wirtschaftsleistung aus.
- MARUHAN ist ein moderner Pachinko-Salon mit endlosen Reihen glitzernder Pachinko- und Slot-Maschinen. Es wird sogar Englisch gesprochen und interessierte Touristen werden zum Spiel ermuntert. Ab 18 Jahre / 10h-23h / Google Maps.

MARUHAN ist ein moderner Pachinko-Salon mit endlosen Reihen glitzernder Pachinko- und Slot-Maschinen. Hier wird sogar Englisch gesprochen und interessierte Touristen werden zum Spiel ermuntert.
Ab 18 Jahren / 10-23 Uhr / Google Maps.
GAMING ARCADES für die Heranwachsende. Für Kinder und Jugendliche gibt es die Game Center, quasi als Vorbereitung aufs Pachinko. Nicht weit von MARUHAN befindet sich eines der vielen TAITO Gaming Centre.
Die Kids dort wieder herauszubekommen, dürfte angesichts der Vielzahl virtueller Hightech-Spiele schwierig werden. Lustig sind die Fotokabinen für animierte Fotosticker als Souvenir oder wer geschickt ist, holt sich noch ein sonderbares Plüschtier oder japanisches Maskottchen aus den Greifautomaten.



TIPP. Eine Shinjuku "Night Walking Tour"


In der Gruppe folgen wir unserem Guide Dai. Von den exklusiven Kaufhäusern führt er uns direkt ins Rotlichtviertel Kabukicho mit Animierbars, Love Hotels und Pachinko-Salons. Während der 2-stündigen Tour erklärt uns Dai das Nachtleben der Japaner, das natürlich auch Ordnung und Regeln hat. Offiziell ist Prostitution in Japan verboten, man akzeptiert jedoch vielfältige, fest etablierte Umgehungstatbestände. Wo Dinge verboten sind, blüht die organisierte Kriminalität. Die japanische Mafia Yakusa kann hier relativ ungestört ihren Geschäften wie Prostitution und Glücksspiel nachgehen, denn im Gegenzug halten sie die Straßenkriminalität klein.
Wir erfahren über die mühselige Partnersuche in der Megacity mit Speed Dating nach Gehaltsstufen, ja sogar nach Blutgruppen oder über firmeninterne Events zur Partnervermittlung. Dai erzählt über die Praktiken im Rotlichtviertel. Zum Beispiel die süßen Animierjungs in den 'Host Bars' wo viele junge Frauen ihr Geld lassen oder sich gar verschulden, um den Angehimmelten regelmäßig zu sehen. Den hoffnungslos verliebten Mädchen erzählen sie, was diese hören wollen und sie kommen immer wieder. Aber auch ältere Damen schätzen diese Unterhaltung. Der momentane Trend des männlichen Schönheitsideals ist eine feingliedrige Statur mit sanften, fast schon femininen Gesichtszügen. Muskulöse und markante Männer assoziiert man mit der Landbevölkerung und Grobheit.
Dann um Punkt 20 Uhr taucht über dem Toho-Building mit einem feuerspeienden Auftritt Gozilla auf, das archetypische japanische Monster. Beim Gang durch die sogenannte 'Piss Alley' bekommt man, ja, Appetit und Lust sich in einer der verrauchten Yakitori-Grillbuden an die Theke zu setzen. Weiter geht es in das enggassige Golden Gai (nicht zu verwechseln mit Gay wie schwul), ein verschachtelter Häuserblock aus Bars, Trinklöchern und Karaoke und letzter Überrest eines Vergangenheit gewordenen Tokios. Beim Streifzug durch die schummerigen, heruntergekommenen Gassen steht man öfters vor Türen mit "japanese speaking people only". Die Tour endet im Hanazono Shinto-Schrein, einer kleinen Oase in der Häuserschlucht Shinjukus. Ein Geschäftsmann mit junger Dame am Arm kommt gerade aus dem Itoku Inari Unterschrein, wo ein großer hölzerner Phallus angebetet wird für eine glückliche Ehe und Kinder. Zu dieser Nachtstunde kommen eher die Kunden des benachbarten Kabukicho-Viertels, die um die Vermeidung von Geschlechtskrankheiten bzw. um zusätzliche Manneskraft bitten.

- Shinjuku Night Free Walking Tour (ohne Einkehr.) Das Konzept von Tokyo Localized ist es 'kostenlose' Touren anzubieten, bei denen die Teilnehmer am Ende einen freiwilligen Betrag spenden. Die Führung in gutem Englisch war unterhaltsam (19-21 Uhr) und gab uns eine Orientierung für weitere Unternehmungen in Shinjuku. Die Gruppe war mit ca. 20 Personen recht groß.
- Ein persönlicheres Erlebnis ist die Shinjuku Drinks & Neon Night Nightlife Tour* mit max. 8 Personen. In 2,5 Stunden erfährt man Faszinierendes und wird bestens unterhalten. Mit Einkehr in einem Izakaya-Lokal (inklusive typischer Yakitori-Spieße, Sake & Bier) und am Ende landet man als Ausländer doch noch in einer der kleinen 'Golden Gai'-Bars. Stornierung bis 2 Tage vorher.
Im "Golden Gai" Bar-Distrikt
Das Viertel, in dem früher der Schwarzmarkt und die Edelprostitution blühten, ist vom Bauboom bisher verschont geblieben. Bei einem Streifzug durch die Gassen stößt man immer wieder auf Türschilder mit der Aufschrift "no foreigners", "no tourists" oder "only japanese speaking people". Auch wenn in vielen Bars die wenigen Plätze für Stammgäste reserviert sind, sollte man sich davon nicht abschrecken lassen. Es gibt genügend Bars, in denen Ausländer willkommen sind.

- Im Golden Gai Distrikt drängen sich über 200 oft winzige Bars. Wenn man am Eingang eine englische Karte entdeckt – reingehen. In manchen Bars ist eine Cover Charge von 500-1000 Yen üblich.
- Willkommen sind Ausländer in der Bar Albatros mit vergoldeten Kristalllüstern, Geweihen und guten Cocktails.
- Coole japanische Schallplatten werden in der winzigen Bar Plastic Model aufgelegt.
- In der Bar Champion, einer der wenigen öffentlichen Karaoke-Bars, können Touristen gemeinsam mit Japanern singen. (ohne Cover Charge). Normalerweise mietet man in Karaokebars eine private Box oder einen eigenen Raum.
- Death Match in Hell ist einer der besten Spots für lauten Metal oder man kommt auf einen Drink vorbei, um sich die skurrile Einrichtung anzuschauen (ohne Cover Charge).


Tokio Top 4 Reiseführer-Empfehlungen
★ Auch mit Reiseführer braucht man in Tokio Google Maps und eine e-SIM-Karte für Japan, um sich zurechtzufinden.
- Wer den Anspruch auf mehr Hintergrund-Infos oder Vollständigkeit hat, kann im sehr übersichtlichen englischen Tokyo Lonely Planet (*Amazon) ausgiebig stöbern. Toll fand ich die farbigen Tokyo Maps zu jedem Stadtviertel hinten im Buch, wo man alle beschrieben Tipps schnell findet.
-
Der handliche Tokyo Dumont Direkt (*Amazon)
mit 120 Seiten ist locker und informativ von einem Tokio-Kenner geschrieben, perfekt für interessante Tokio-Tipps in allen Bereichen.
- Der Vis-à-Vis Tokyo Reiseführer fängt Tokio mit vielen Fotos und beeindruckenden 3D-Zeichnungen ein. Er zeigt die Kultur und die Highlights der Stadt mit informativen Karten, die das Entdecken der Stadtviertel leicht machen.
- Mit Labyrinth Tokio*, dem persönlichen Reiseführer von Axel Schwab, (*Amazon, Format DIN A5), kann man sich auf insgesamt 42 Erkundungstouren per Scancode und Online-Karte durch die Megacity führen lassen.
➦ Alle Japan Reiseberichte auf einem Blick.
Der beliebteste Tagesausflug zum Mt. Fuji* beinhaltet die Fahrt mit der Hakone-Seilbahn und eine Kreuzfahrt auf dem Ashi-See. Die Anreise erfolgt mit dem Bus, die Rückfahrt nach Tokio mit dem Hochgeschwindigkeitszug. Den spektakulärsten Blick auf den berühmten Berg hat man vom Ashi-See, einem blauen See, der vor 3.000 Jahren entstand. Bei Getyourguide* Stornierung bis 24 Stunden vorher.

Omoide Yokocho. 'Yakitori Alley' oder auch 'Piss Alley' genannt, Erinnerungen an Tokios Schwarzmarktzeit.
Die legendäre Omoide Yokocho Gasse, bekannt auch als 'Yakitori Alley' oder 'Piss Alley', ist eine besondere Ess- und Trinkerfahrung. Unzählige schrankgroße Yakitori und Izakaya-Buden drängen sich in einer Gasse zwischen Bahngleisen und Hauptverkehrsstraße auf der Westseite des Bahnhofs Shinjuku. Hinter den Noren-Vorhängen brutzelt es und der Grillduft steigt in die Nase. Küchen- und Zigarettenschwaden kommen aus den Löchern, an deren Tresen nach getaner Arbeit die Salarymen in ihren Anzügen sitzen. Hier und da sieht man auch mal einen Touristen, von denen die meisten nur neugierig durch die 100 Meter lange Omoide Yokocho Memory Lane streifen. Mehrere Brände hat sie überlebt, wovon manche Mauern noch zeugen. Im Essenangebot überwiegen die leckeren Grillspieße Yakitori mit allem was das Huhn hergibt, einschließlich knuspriger Hühnerhaut, Herz, Leber, Mägen und Hälse. Es werden auch Ramen, Sushi und Yakiniku angeboten. Bei Echigoya gibt es ein englisches Menü und Kabuto ist auf Unagi, Aalspieße, spezialisiert. Für die Mutigen gibt es auch abenteuerlichere Gerichte wie Schweinehoden, fermentierten Bonito-Magen, Frosch-Sashimi oder gegrillten Salamander. Und Asahi-Bier, Sake und Shochu gibt es hier billiger im Ausschank als anderswo.
Ein Besuch gleicht einer Zeitreise. Geboren wurde die sogenannte 'Piss Alley' zu Zeiten des boomenden Schwarzmarktes Ende der 1940er Jahre, als es in den Gassen illegale Schankbars, aber nirgends ein Pissoir gab. Im Dunkeln stolperten die Betrunkenen aus der Kneipe, um sich an Ort und Stelle zu erleichtern. Inzwischen gibt es eine öffentliche Toilette (Lage Omoide Yokocho Google Map).

Tokyo Tour mit einem 'Local'
Von einem engagierten Bewohner durch Tokyo geführt werden. Man wird viel Interessantes erfahren und erfragen können und verschafft sich gleichzeitig einen ersten Überblick:
- Empfehlenswert ist die Organisation Tokyo Free Guide. Die ehrenamtlichen Guides bekommen kein Geld, werden aber während der Tour zum Essen oder Eintritt eingeladen.
- Best of Shibuya Food Tour* ist eine der Touren auf Getyourguide (Dauer 3 Stunden, bis 24 Std vorher stornierbar). Tokio zu Fuß erkunden: Essen und Spaß haben. 5 Food-Stops: Sushi, Yakitori, japanische Pfannkuchen, Wagyu-Rind und Dessert. Hier kann man die japanische Esskultur hautnah erleben.
- Dem alten und neuen Fischmarkt von Tokio haben wir einen eigenen Tokio-Bericht gewidmet.
'Das Buch' für alle, die zu Izakaya-Fans geworden sind
Izakaya: The Japanese Pub Cookbook
von Marc Robinson (auf Amazon* mit Blick ins Buch)
Marc Robinson ist Food Journalist in Tokio und dem Charme der Izakaya Esskultur verfallen. Sein Buch ist eine Liebeserklärung an die lebendige Izakaya-Kultur, die japanische Pub-Küche mit kleinen, preiswerten Gerichten, nach denen man sich die Finger leckt. Dazu fließt reichlich Sake und Bier. Wir tauchen ein in acht authentische Izakaya Kneipen, einige mit langer Geschichte, andere sind jünger, aber alle dem Autor sehr vertraut, der sie wegen ihrer Qualität, Vielfalt und Atmosphäre ausgewählt hat. Er erklärt Kochtechniken und Zutaten, hilft Neulingen mit Tipps zu Izakaya-Sitten und wie man bestellt. Es gibt Anekdoten und einen Leitfaden für die vielen Arten von Sake. Die über 60 essentiellen Izakaya-Gerichte reichen von köstlichen Standards bis hin zu Spezialitäten, deren Zutaten eine Herausforderung darstellen. Man kann Torpedofisch mit frittierten Schuppen essen oder nichts als eine geschnittene Hatsukoi-Tomate mit einer Prise Meersalz.
'Izakaya' ist das erste englischsprachige Buch, das diesem einzigartigen und wichtigen Eckpfeiler der japanischen Esskultur gewidmet ist. Der Fotograf Masashi Kuma hat es geschafft, die Atmosphäre der Izakaya ohne jegliche Inszenierung einzufangen.
Ausgangsbasis ein Hotel in Shinjuku





Unser Hotel Citadines Shinjuku Tokyo liegt ideal in ruhigem Abstand und fußläufig zu den schicken Kaufhäusern und dem Ausgehviertel. Das Hotel hat ein modernes, freundliches Design. Neben normalen Zimmern bieten 25 m² große Studios inklusive Kitchenette für japanische Verhältnisse viel Platz. Versorgen kann man sich in unmittelbarer Nähe in einem der "Konbini" 24-Stunden-Läden oder in der exquisiten Food-Abteilung im Kaufhaus Isetan (10 Min). Das restliche Tokio erreicht man leicht per Metro mit gleich zwei Stationen in der Nähe, die auch zur Rushhour nicht überfüllt sind (in 5 bzw. 7 Min. zu Fuß). Ins belebte Shinjuku (und zum Bahnhof) geht man 15 Min, ebenfalls zum neuen Hotspot Arakicho (s. unten). Das Hotelpersonal ist hilfsbereit und spricht gut Englisch, Waschmaschinen und Trockner sind vorhanden. Nicht alle Zimmer haben diesen Stadtblick.
- Das Citadines Shinjuku Tokyo haben wir günstiger und lange im Voraus (6 Monate) über Booking.com reserviert. Lieber mittendrin? Gleich um die Ecke des berühmten Kneipenviertels Golden Gai liegt das Citadines Central Shinjuku.
Die besten Hotels in Shinjuku: Gute Lage zum Bahnhof Shinjuku, Top-Bewertungen Booking.com*.
Shinjuku-Touren und mehr auf Getyourguide* bis 24 Stunden vorher stornierbar. WERBUNG
Ein verführerischer Grillduft führt uns in dieses Yakiniku Lokal


Auf dem Weg zum begehrten Ramenladen Fuunji durchqueren wir einen kleinen Straßenblock, in dem es verführerisch duftet. Die Restaurants blasen ihre Abluft auf den Bürgersteig und der verlockende Grillduft aus dem Ecklokal zieht uns an. Der rustikale Yakiniku Grill 'Ryu no Su' ist gemütlich und rappelvoll. raußen warten schon einige Leute, wir sind uns schnell einig und nehmen auf leeren Bierfässern Platz.
Die Wartezeit wird mit einem Asahi Bier überbrückt, während sich der nächste Taifun schon seit zwei Tagen mit Dauerniesel ankündigt. Yakiniku ist in Japan ein weit verbreitetes Grillvergnügen und nur hier kann man die Qualität des Wagyu-Rindes zu erschwinglichen Preisen genießen. Es macht großen Spaß, es selbst auf dem Tischgrill über Holzkohle zu grillen. Wir bestellen die Variation aus 6 verschiedenen Fleischsorten, vorbereitete Schnitte. Das Fleisch ist wunderbar aromatisch und saftig und wir fragen uns, wie erst die Premium-Qualität schmecken muss (siehe Bericht Osaka).
- Yakiniku 'Ryu no Su' Infos Google Map (Fotos unten).
Gut zu wissen! Japaner sind mit Top-Bewertungen deutlich zurückhaltender, z.B. bei Tabelog (dem japanischen Tripadvisor für Restaurants) ist alles über 3,3 schon richtig gut, vor allem bei Restaurants mit vielen Bewertungen.
Ein besonderer Restaurant-Tipp in Shinjuku
Nakajima. Günstigster "1-Michelin-Stern Lunch". Das Nakajima bietet zur Mittagszeit unschlagbar günstige Lunch-Sets für 2000 Yen an. Und zwar aus Sardinen wie man sie in ihrer zarten Zubereitung noch nie gegessen hat. Es gibt drei Zubereitungsarten: Sashimi-Style, Tempura oder "Yanagawa", die man probieren sollte! In einem Tontopf köcheln gebratene Sardinen in Dashi, umhüllt von lockerem Ei. Klingt banal, schmeckt aber hervorragend. Am besten kommt man gegen 11 Uhr und stellt sich in die Schlange. An der Theke kann man den Profiköchen bei der Arbeit zuschauen.
- Nakajima Restaurant: Lunch-Deal 11.30 bis 13.30 Uhr. Tel. +81 3-3356-4534, So/Mo geschlossen, mittags keine Reservierung möglich. In der Nähe der Station Shinjuku, über eine Treppe ins Untergeschoss eines unscheinbaren Gebäudes. U-Bahn-Station Shinjuku-sanchome. Infos siehe Google Map.


Neuer Hotspot: Die Hintergassen von Arakicho
Die Gassen von Arakicho erinnern noch an die Zeit, als es eines der lebhaftesten kleinen Vergnügungs- und Geishaviertel war. Heute ist neues Leben in die stimmungsvollen Gassen eingekehrt und das Eck entwickelt sich zu einem trendigen Gourmet-Hotspot. Neben dem nahen Shinjuku wirkt es tagsüber etwas verlassen. Doch abends, wenn die Laternen und Lokale erleuchtet sind, hat das Viertel definitiv Atmosphäre. Die Noren-Vorhänge über den Türen der Izakaya-Restaurants laden zum Eintreten ein, während sich die sogenannten Snack-Bars eher versteckt halten. In den billigen, von Damen geführten 'Entertainment-Bars' wird bei viel Alkohol und Karaoke mit den Gästen geplaudert. Ein Tipp ist die C-Shell Bar für gute Cocktails und die besten japanischen Whiskys. Rund 300 Restaurants drängen sich im kleinen Stadtteil Arakicho, der mit Izakayas, Szenebars und Gourmetrestaurants langsam auch jüngere Leute und Touristen anzieht. Ein schöner Kontrast zum benachbarten Shinjuku und ein toller Ort, um abends auszugehen.
Den Namen des Izakaya unten haben wir nach einigen Sake vergessen aufzuschreiben. Das Essen war auch sehr gut. Aber es gibt so viele andere in der Gegend. Am besten lässt man sich durch das Arakicho Viertel treiben oder schaut auf Google Maps Tokio Viertel Arakicho nach Bildern & Bewertungen.
C-Shell Bar. Die Tür ist immer geschlossen, aber wer neugierig genug ist, wird eine stimmungsvolle kleine Bar betreten. Yu, der Besitzer und Barkeeper, hat ein gutes Händchen dafür, es Gästen schwer zu machen, das Lokal wieder zu verlassen. Jazz auf Vinyl, eine kubanische Zigarette, und exzellente Whisky-Empfehlungen. Yu Makiura ist immer auf der Suche nach seltenen Spirituosen und probiert gerne Neues aus, wie Gewürzeiswürfel oder geräucherten Gin. Er verfügt über ein enormes Fachwissen, hat über 500 Flaschen aus aller Welt im Ausschank, darunter die besten japanischen Single Malt Whiskys. Er mixt auch gute Cocktails, spricht perfekt Englisch und sammelt Fiktionsfiguren – am liebsten Godzilla. Eine der besten Whisky-Bars in Tokyo! C-Shell Bar Infos auf Google Maps.
Tokio Erlebnis "Bahnhof Shinjuku"
Durch Tokios Bahnhöfe bewegen sich ununterbrochen Menschenmassen geordnet und ohne große Hektik. Am Ende eines Tages werden alleine im Bahnhof Shinjuku, dem betriebsamsten der Welt, 3,5 Millionen Menschen durchgeschleust, so viele wie durch das gesamte Pariser U-Bahn-Netz. Tokios Schienensystem ist vielleicht das effizienteste der Welt. Viele Angestellte sind auf das Schienennetz angewiesen und pendeln bis zu drei Stunden zur Arbeit. Die Rush-Hour sollte man allerdings meiden, es sei denn, man möchte einmal miterleben, wie sogenannte 'Passenger Compactioners' (Fahrgastverdichter) mit aller Kraft die überstehenden Fahrgäste in die Züge quetschen. Die wichtige Regel lautet dann "rückwärts einsteigen"! Abends den letzten Zug zu nehmen, ist keine gute Idee. Sie ist notorisch überfüllt und man dürfte viele angetrunkene Angestellte antreffen auf dem Heimweg vom geselligen Kollegenabend. Um den U-Bahn-Grabschern, den Chikans, zu entgehen, gibt es zu Stoßzeiten.spezielle Frauen-Waggons.

Unabhängig von Covid gehören Mundschutzmasken seit jeher zum Alltag vieler Tokioter. Nicht nur, weil man sich und andere so gut wie möglich vor Keimen aller Art schützen will. Man trägt sie gegen die kalte und trockene Luft, weil man nicht angesprochen werden will oder weil das Make-up noch fehlt.

Regentag? Im Untergrund von Shinjuku shoppen & genießen

Underground Shopping gehört zur japanischen Kultur und ein guter Ort dafür ist die Gegend um den Bahnhof Shinjuku. Hier kann man sich weitgehend unterirdisch fortbewegen, was uns wegen Dauerregens gerade gelegen kommt. Trockenen Fußes erreichen wir in die exklusiven Kaufhäuser Isetan oder Takashimaya, zu Tokyu Hands oder in den Takano Fruit Parlor und Kinokuniya English Bookstore. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen, und mit der Zeit gewöhnt man sich daran, dass das gesamte Personal reflexartig ein langgezogenes "Irasshaimaseeeee" ausstößt, sobald ein Kunde den Laden betritt. Rund um den Bahnhof wimmelt es von guten Restaurants, Izakayas und Imbissen, in denen die vielen Pendler zum Essen und Vergnügen einkehren, bevor sie sich auf den Heimweg in die Vororte
Takashimaya Times Square
- Der riesige Einkaufskomplex beim Bahnhof Shinjuku (Map) beherbergt neben dem extravaganten Kaufhaus Takashimaya auch einen der größten Tokyu Hands Stores, Fundgrube für Souvenirs, japantypische Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände und Hobbyhandwerk.
- Im Obergeschoss befinden sich die Restaurant-Etagen, von Stockwerk 13F mit schönem Blick über die Stadt.Im 6. Stock kann man in der internationalen Buchhandlung Kinokuniya Books stöbern.
Im Kaufhaus Isetan ins Schlemmerparadies eintauchen

Japans exklusive Kaufhäuser sind berühmt für ihre riesigen Lebensmittel-Abteilungen, die sich meist im Untergeschoss befinden. Wer in Shinjuku ins 'Basement' des Luxus-Kaufhaus Isetan abtaucht, betritt ein kulinarisches Paradies. In Japan wird der Kunde wie ein Gott behandelt. Diese Philosophie ist tief in der japanischen Kultur verankert und stellt alles in den Schatten, was man sich in anderen Ländern unter exzellentem Kundenservice vorstellt. Ein Heer von höflichen, adretten Mitarbeitern umsorgt ihn mit großer Aufmerksamkeit und kleinen Kostproben. Die fortwährenden Verbeugungen vor uns machen uns jedoch ein wenig verlegen.
Was Augen und Gaumen hier geboten wird, ist erstaunlich und von überwältigender Qualität. Stundenlang kann man hier schwelgen. Das Beste vom Wagyu-Rind und Fisch, die feinsten Tees des Landes, eine erlesene Wein- & Sake-Abteilung. Die französischen Backwaren und Patisserien stehen denen in Paris in nichts nach. Wie kleine Kunstwerke wirken die japanischen Süßwaren und Lunchboxen. Köstliche Fertiggerichte, Salate und frisches Sushi (gegen Ladenschluss zu reduzierten Preisen).
Achtet auf die erlesenen Früchte, die mit galerieartiger Verehrung präsentiert werden: Einzeln verpackte Erdbeeren für 1.620 Yen das Stück, umgerechnet 12 Euro, eine Mango für 90 Euro oder die exquisite Crown Musk Melone aus Shizuoka für rund 150 Euro – beliebte luxuriöse Gastgeschenke.
- Kaufhaus ISETAN täglich von 10:00 bis 20:00. Info Google Map.
Morgendliche Begrüßungszeremonie: Die Mitarbeiter verbeugen sich geschlossen vor den ersten Kunden am Eingang.
- Das Isetan Kaufhaus gehört zu den besten im Land. Es ist auch eine hervorragende Adresse für Souvenirs: Hauskimonos, Porzellan, Küchen-Accessoires. In der herrlichen Backabteilung kaufen wir gerne etwas zum Kaffee ein und für den Abend eine Flasche Sake, in Japan ist der Premium-Sake erschwinglich! Es gibt eine Dachgarten (Free Wi-Fi).
- Die besten Kaufhaus-Lebensmittelabteilungen in Tokyo sind: Isetan, Takashimaya sowie im Ginza Distrikt Mitsukoshi und Matsuya.
Bildergalerie ISETAN
TIPP: Picknick im Park. Bei schönem Wetter kann man sich im Isetan eine Sushi- oder Bento-Box mitnehmen und im 10 Gehminuten entfernten ehemaligen kaiserlichen Shinjuku Gyoen Nationalgarten picknicken. Er zählt zu den schönsten Gärten der Stadt und ist während der Kirschblüte ein beliebter Hanami-Treffpunkt. Montags geschlossen / Eintritt 500 Yen, Führungen auf Englisch, Öffnungszeiten siehe Google Map.
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Ein Erdbeben der Stärke 9,0 erleben?
Es ist Ende Oktober und eigentlich sollte die herbstliche Sturmsaison vorbei sein. Doch ein Taifun wütet über Tokio, der Regen kommt von allen Seiten. Wir rüsten uns wie die Einheimischen mit einem der durchsichtigen Plastikschirme aus dem 7-Eleven-Laden für 5 Euro das Stück. Und da es ein Tag der Naturgewalten ist, machen wir uns auf den Weg, ein Erdbeben der größtmöglichen Stärke zu erleben.
Die japanischen Inseln liegen auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der den Pazifik in Form eines Hufeisens umschließt. Nirgendwo sonst auf der Welt ist das Erdbebenrisiko größer. Die Menschen in Tokio und San Francisco wissen: Das "Große" kann jederzeit wieder kommen. In Tokio wackelt es zwar öfter, aber meist mit geringen Schäden.
Wir sitzen zu viert an einem Tisch im fünften Stock des Ikebukuro Life Safety Learning Centers und warten gespannt auf den Beginn des simulierten Erdbebens. Keine andere Stadt der Welt ist so gut auf die Erdbebengefahr vorbereitet wie Tokio. Hochhäuser sind nach bestem Wissen und Gewissen erdbebensicher gebaut, unter jedem Bürotisch liegt ein Schutzhelm, regelmäßige Schulungen zum Verhalten im Ernstfall sind selbstverständlich. Das Trainingszentrum der Tokioter Feuerwehr steht nicht nur Einheimischen offen – auch Touristen sind eingeladen, ein simuliertes Erdbeben zu erleben.
Als einzige Ausländer unter den heutigen Teilnehmern lassen uns die Japaner, höflich wie sie sind, den Vortritt auf die hydraulische Plattform, die gleich ein Erdbeben der höchsten Stufe simulieren wird. Sie beginnt zu zittern, an der Wand wackelt das Videobild der Großstadt Kobe. Der Übungsleiter bittet uns, unter den Tisch zu kriechen. Auf dem Boden kniend, umklammern wir jeweils ein Tischbein. Während das Beben immer stärker wird, fällt das Festhalten zunehmend schwerer. Unsere Körper werden wild hin und her gerissen, die Kniescheiben reiben schmerzhaft am Boden, und die Stadt auf der Videowand schwankt bedrohlich. Der Boden unter uns erreicht die Stärke 9,0 auf der Richterskala von 10. In einer solchen Situation ist eine gezielte Fortbewegung unmöglich, Fensterscheiben zerbersten, und selbst erdbebensicher konstruierte Gebäude erleiden schwere Schäden.
Das japanische Publikum fiebert mit, kreischt und ist genauso erleichtert wie wir, als der Spuk nach knapp einer Minute vorbei ist. Für Menschen mit Knieproblemen ist diese Übung definitiv nicht geeignet! Es folgt ein Lehrfilm, der zeigt, wie sich die Bewohner vorbereiten und sich im Notfall gegenseitig helfen können. Er endet mit den Bildern des großen Kanto-Erdbebens von 1923 und den abschließenden Worten: "Eines ist sicher: Das nächste Erdbeben kommt bestimmt". Betretenes Schweigen folgt.
- Besucherprogramm und Termine des Ikebukuro Disaster Prevention Center. Wir haben am Vormittag am 'Short Course Earthquake Simulation & Movie' teilgenommen.
- Kostenlos, Anmeldung erforderlich. Telefon +81 3-3590-6565, ikebukuro.bousaikan@gmail.com, mit der Bahn 15 Min. nördlich von Shinjuku Station, Lage Google Maps.
Tokyo Metropolitan Tower – kostenloser Blick über die Megacity

Blickt man vom Tokyo Metropolitan Tower auf die Ausmaße der gigantischen Stadt, könnte man als Science-Fiction-Kenner an den Stadtplaneten Coruscant aus "Star Wars" denken. In alle Himmelsrichtungen erstreckt sich ein Häusermeer bis zum Horizont. In den beiden gigantischen Türmen des Stararchitekten Kenzo Tange hat die Stadtverwaltung von Tokio ihren Sitz. Der Besuch der beiden Aussichtsplattformen im 45. Stock ist kostenlos!
- Vom South Deck: Beste Sicht hat man bei gutem Wetter am Morgen bis zum Mount Fuji (nur tagsüber).
- Vom North Deck: Besser für Night Views mit Bar & Restaurant.
- Geschlossene Tage siehe Tokyo Metropolitan Government Building Observation Deck. An einem schönen Tag kann die Warteschlange lang sein. Google Map.
Wenn ich an einen Cocktail mit Skyline-Blick über Tokio denke, kommt mir natürlich das Filmset aus "Lost in Translation" in den Sinn: Die 'New York Bar' im Park Hyatt Tokyo, in der Bill Murray allabendlich seinen Whisky kippte (exklusive Preise).
Tipp: Den Film auf dem Flug nach Tokio noch einmal anschauen!
TOKIO KULT FILM
"Lost In Translation" von Sofia Coppola
Dieser atmosphärische Film, voller wunderbarer Melancholie und Witz, erzählt von der Annäherung zweier einsamer Seelen in der Megacity Tokio. Eine zufällige Hotelbekanntschaft. Während ihrer schlaflosen Nächte stürzen sie sich gemeinsam ins neonglitzernde Shinjuku und nehmen den Zuschauer mit auf ihren Trip durch eine fesselnde Stadt. Stream z.B. auf Prime Video*.
Unbedingt zu lesen!
JAPAN FÜR DIE HOSENTASCHE
"Was Reiseführer verschweigen"
Unterhaltsam und als übersichtliches Lexikon aufgemacht ist das kleine Büchlein der Journalistin und Ostasien-Spezialistin Françoise Hauser.
Auszug: Sōshoku danshi: die pflanzenfressenden Männer. Viele junge Japaner bezeichnen sich selbst so. Sie leben in einer „fleischlosen Beziehung“, widmen sich gänzlich ihrer Karriere und haben wenig Interesse an Sex.
Von einer Narita-Scheidung spricht man, wenn direkt nach der Landung auf dem Tokioter Flughafen Narita aus den Flitterwochen die Scheidung eingeleitet wird. Da es unüblich ist, vorher zusammenzuleben, kommt es auf der Hochzeitsreise nicht selten zu unliebsamen Überraschungen. Amazon*
Auf der Plattform Getyourguide* lokale Aktivitäten gesammelt buchen. Die meisten sind 24 Std vorher kostenlos stornierbar. Überblick Tokio Tickets und Erlebnisse.
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Nakano und Kōenji: Tokios verborgene Perlen der Subkultur
Abseits der glitzernden Wolkenkratzer und der hektischen Touristenmagneten treffen im verwinkelten Nakano und Kōenji Tradition und Subkultur aufeinander. Das macht die Viertel bei den Locals zu den "coolsten" in Tokio. Nakano hat einen nostalgischen Vibe, Kōenji rebellische Punk-Energie.


Nakano, ein Geheimtipp – nur eine kurze Bahnfahrt von Shinjuku entfernt, taucht in keinem meiner Reiseführer auf. Das Viertel hat seinen ganz eigenen Charme, irgendwo zwischen Retro, Subkultur und alternativem Lebensstil. Das altmodische Einkaufszentrum aus den 1960er Jahren ist das Herzstück des Viertels. Nakano Broadway ist ein Erlebnis. Das Mandarake Nakano im Obergeschoss ist vollgestopft mit skurrilen Vintage-Fundstücken, die Sammler und Neugierige anziehen. Ein ganzes Warenhaus mit 'Mandarake', alten Anime Figuren, Mangas und den zugehörigen Fanartikeln. Kistenweise bringen die Leute ihre alten Figuren und Mangas vorbei, um sie zu Geld zu machen.
- Nakano Broadway 10-20 Uhr, manche Geschäfte öffnen erst mittags, Google Maps.
- Nakano Station liegt westlich vom Bahnhof Shinjuku, nur 10 Minuten mit der JR Chuo Linie.
- Mandarake Nakano hat sich auf den An- und Verkauf von japanischen Popkulturartikeln wie Manga, Anime und Sammlerstücken spezialisiert. 25 Fachgeschäfte befinden sich im Nakano Broadway Shopping Complex.
- Alles Murakami: Der Takashi Murakami Store befindet sich im 4. Stock. In seinem Café Zingaro ist das Murakami Design überall präsent, sogar von der Latte lacht seine unverkennbare Blume.

Neben Schauen und Shoppen gibt es auf Schritt und Tritt etwas zu essen: Ramen, Sushi, Gegrilltes, Snacks, und im Untergeschoss von Nakano Broadway warten Lebensmittel und andere Leckereien.
Uns hat der einladende Sushi-Laden Tachi Zushi angelacht (Fotos unten), wo man um die Sushi-Köche herum sitzen und stehen kann. Das Mittags-Sushi ist ein gutes Angebot bei sehr guter Qualität.
Reise in die Showa-Zeit. Gerne wäre ich ins Okajoki gegangen (war Sonntagmittag leider geschlossen), ein Fisch-Izakaya mit dem Charme der 1970er Jahre. In der Mitte des zweistöckigen Lokals steht eine große Robata, auf der aufgespießte Fische gegrillt werden. Das Ambiente macht den Besuch zu einer kleinen Reise in die Showa-Zeit. Hier muss man gegrillten Fisch essen, außen knusprig, innen zart, mit Sojasauce, Reis und Misosuppe (mit Nachschlag) als preiswertes Mittagsmenü. Manchmal würden Besucher abgewiesen, die kein Japanisch sprechen. Mit Hilfe von Google sollte die Verständigung heute kein Problem mehr sein. Unterschiedliche Öffnungszeiten, Okajoki auf Google Maps.
Im Fischrestaurant Maguro Mart wird eines der besten Maguro der Stadt serviert, alles rund um den Blauflossen-Thunfisch. Highlights sind das gemischte Sashimi von mager bis fett und Maguro Yukke, mariniertes Thunfischtatar nach koreanischer Art. Beliebt ist 'Nakaochi', das Schaben von rohem Thunfisch direkt vom Knochen. Für ein Thunfischfest sollte man einen Monat im Voraus reservieren – mittags ist es vielleicht einfacher (auch Take-away-Box). Superpreis für die Qualität, z.B. 8 kleine Tuna Dishes für rund 4000Y.
Maguro Mart Infos Google Maps.
Um die Ecke liegen habe ich zwei Empfehlungen:
- Nakachan, ein authentischer Izakaya.
- Sumobiyakitori Sumomo, ein uriger Yakitori-Laden mit Spießen vom Holzkohlegrill bis spät in die Nacht, es fließt viel Sake, Rauchen erlaubt.
Fotos unten Maguro Mart
Seltsame Tierliebe. In der Passage lockt uns die Neugier zu Coo and Riku, der größten Haustierkette Japans: Kätzchen und Hundewelpen sitzen einsam in Schaukästen, zum Verkauf präsentiert, während die Kinder entzückt sind. Rund 1.500 Euro kostet hier ein Welpe. Man wünscht ihnen ein gutes Zuhause.
Da viele Wohnungen in Tokio für ein Haustier extrem klein sind, gibt es unzählige Tiercafés, in denen neben Hunden, Katzen und Kaninchen auch Chinchillas, Capybaras, Minischweine und Waschbären zu finden sind. Orte, an denen das Kuschelbedürfnis der zahlenden Gäste im Mittelpunkt steht, die tiergerechte Haltung aber in den Hintergrund rückt. Ein kultureller Kontrast, der fasziniert und rätselhaft bleibt.
Nach Einbruch der Dunkelheit beginnen die Gassen um Nakanos Einkaufspassagen wie Adern zu pulsieren. Die nostalgischen Straßen füllen sich mit Nachtschwärmern. Sie vergnügen sich in Izakayas, Spielsalons, Unterhaltungslokalen oder in einer der schäbigen Bars mit Karaoke und schrillen Gestalten.



Nakano entwickelt sich zu einem angesagten Wohnviertel, in dem kleine, trendige Läden und Restaurants aufpoppen. Tipp: Ein Spaziergang nach Norden durch die Yakushi Ai Rodo, eine entspannte, traditionelle Einkaufsstraße, die zum Arai-yakushi-Tempel führt.
Weiter zum nächsten Revier Koenji
Von Nakano aus ist es nur eine Station bis ins nächste Revier in Koenji. Man sollte nicht vor Mittag kommen, oder erst abends aufschlagen. Koenji ist das pulsierende Zentrum der alternativen Musikszene (und der angesagteste Ort für Plattenkäufe in Tokio). Trotz einer gewissen Gentrifizierung bleibt das Viertel ungeschminkt. In den zahlreichen "Live Houses" dröhnen Punk, Metal und experimentelle Klänge, während traditionelle Izakayas neben coolen Cafés existieren. Die Koenji Koshin-dori Straße hat ihren eigenen Charakter, mit Papierlaternen und Läden, die bis zur Decke überquellen. Man erreicht sie sowohl vom Nord- als auch vom Südausgang der Koenji Station.
SUB Store. Vinyl Bar in Koenji. Außergewöhnlicher Ort mit cooler Musik und toller Stimmung, egal ob mit DJ oder Live-Musik. 1950s-2020s Rock, Techno, House & Electro. Veranstaltungskalender auf der SUB Store Website. Dazu gibt es leckeres indonesisches Essen von den netten Betreibern (Nähe Bahnhof, Google Maps).
Kidofuji, ein 'Whole in the Wall' Izakaya, mit kleiner Theke und ein paar Stehplätzen. Erstaunlich, was hier alles an leckerem Essen über den Tresen geht. Wer nach hinten zu den Stehtischen geht, legt einen Geldbetrag auf die Theke, abgerechnet wird am Schluss. Manche mögen die Hausordnung als streng empfinden, aber die Qualität und die Preise des Essens machen das mehr als wett. Ich rate davon ab, mit einer großen Gruppe dorthin zu gehen. Kidofuji Infos Google Maps.

'Nantoka Bar' mit Ein-Tages-Manager-Konzept. Was es zu essen gibt, hängt vom Chef ab, der hier jeden Tag wechselt. Auf jeden Fall ein spannender Kieztreff und äußerst preiswert. Die punkige Bar ist nur ein Beispiel für die Subkultur, die im Viertel Koenji zu Hause ist. Nantoka Bar Infos Google Maps.
Von Edel Seebauer | Fotograf Jürgen Mahler | (6 Fotos depositphotos.com)
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