Ankunft in Tokio | Teil 1 Shinjuku

Nach Tokio fährt man zum Staunen – Shinjuku ist der neonschrille Puls

Tokio ist ein gebändigter, aufgeräumter Kollos, der gleichzeitig bizarr auf jeden Reisenden wirkt. Es ist unmöglich ganz Tokio zu erfassen und zu verstehen. Es reicht zu Staunen über eine Stadt, die so anders ist alle anderen, die Weltmetropole der Reizüberflutung in der man auf große Rücksichtnahme stößt. Shinjuku und der Insidertipp Nakano atmen das vibrierende Tokio.

in der Metro Tokio
Alltag in der Metro – surfen, lesen oder nappen
Shinjuku bei Nacht
Bunt und grell – Shinjuku bei Nacht
Tokio  Cat cafe Shibuya
Wer alles wohnt hier? Haustür in Shinjuku

 

Viertel wie Harajuku, Shibuya oder Ginza gehören zu den touristischen Must-Sees. Wir sind aber auch gerne abseits der Tokioter Laufmeilen unterwegs. Mit dem Fahrrad erkunden wir das alte Tokio von Ueno & Yanaka und ziehen abends durch das Amüsierviertel von Shinjuku. Während eines Taifuns tauchen wir ab in Tokios Labyrinth unterirdischer Einkaufspassagen und wandeln durch einen nebelverhangenen japanischen Garten. Bei einer Erdbebensimulation bekommen wir eine Ahnung, wie sich die Stärke des großen Kantō-Erdbebens anfühlt. Für die besten Sushis unseres Lebens stehen wir uns die Beine in den Bauch und frönen der Feierabend Trink- und Esskultur der japanischen 'Salarymen' in den Izakayas.  

 

 Izakaya Tokio Yakitori Alley
Billiges Bier & Grillspieße in der Yakitori Alley

Tokio – Wohin in einer Megacity ohne Zentrum?

 

Die Befürchtung, schon bei der Ankunft am Haneda-Flughafen in dieser enormen Stadt verloren zu gehen, kann man getrost ablegen. Von Japans mustergültiger Ordnung in Empfang genommen, sind wir völlig entspannt. Kaufen die Shinkansen-Tickets nach Kyoto, stecken diverse Stadtpläne ein, ziehen Yen aus dem Automaten, die eSIM-Karte ist schon im Handy. Mit dem SUICA Welcome Nahverkehrspass für alle Städte Japans in der Tasche geht es direkt in die U-Bahn nach Shinjuku.

Bahnhof Tokio
Alles auf Schienen – das hocheffiziente Verkehrsnetz von Tokio

In Tokio gibt es keinen Stadtkern, keine Altstadt und keinen Zentralbahnhof. Die Metropolregion Tokio ist mit rund 38 Millionen Einwohnern der größte Ballungsraum der Welt. Diese Megacity besteht aus mehreren Kernstädten und zig Bezirken mit eigenem Mikrokosmos, Shopping- und Ausgehvierteln, Parks und Bahnhöfen. Jedes für sich eine eigene Großstadt, aber unmerklich verschmolzen zu einem Wildwuchs einer endlosen Stadt. Wie mit der Muttermilch aufgesogen, bewegen sich die Abermillionen Pendler und Bewohner in homogenen Strömen auf dem engmaschigen Schienennetz des Tokioter Großraums.

Man staunt über den relativ ruhigen Straßenverkehr. Die Luftqualität in Tokio ist besser als in Berlin oder München und die Stadt liegt am Meer. Ein Auto kann man in Tokio City nur besitzen, wenn man eine Garage hat. Man stelle sich das in Berlin vor. Die meisten Privatfahrzeuge sind Elektroautos, Taxis fahren mit Flüssiggas.

Tradition und Neon: Shinjuku – Wo das Licht nie ausgeht

Wir haben Shinjuku als Standort bei unserer ersten Tokio-Reise gewählt. Das Viertel vereint alles, was Tokio ausmacht. In seinem Zentrum liegt der weit verzweigte Bahnhof mit besten Anbindungen in alle Stadtviertel. Und nach einem langen Tag brauchen wir uns hier nur noch ins Geschehen fallen zu lassen – in eine hemdsärmelige Izakaya-Kneipe, zum entspannten Abendshopping oder ins grelle Vergnügen der japanischen Unterhaltungskultur. Westlich vom Bahnhof dominieren die modernen Wolkenkratzer, von den Zwillingstürmen der Stadtverwaltung Tokios reicht der Blick bis zum Fujisan.

 

In Tokio ist es nachts ruhiger als man denkt. Abends um acht Uhr haben die meisten Geschäfte die Rollläden unten und um zehn Uhr gehen nach einem langen Arbeitstag in den Wohnblocks die Lichter aus. Mit den letzten Zügen nach Mitternacht wird es sogar sonderbar still. Kein nächtlicher Großstadtlärm wie in New York, die Straßen sind fast leer und in unserem Hotelzimmer in Shinjuku herrscht Stille. Das Nachtleben findet hinter verschlossenen Türen statt.

Empfehlenswert ist eine 'Shinjuku Night Walking Tour', die alle Gesichter dieses faszinierenden Stadtteils zeigt. (Mehr dazu weiter unten).

 

Auf die Frage, „wo am besten in Tokio wohnen?“, gibt es von Tokio-Kennern den guten Tipp: Am besten in der Nähe einer Station auf der JR Yamanote Circle Line, die sich mit vielen Linien kreuzt. Auf der Tokyo Transport Karte gut als gestrichelte Linie erkennbar. 

 

Shinjuku Hotels. Die Auswahl an Hotels und Unterkünften in der Nähe des Bahnhofs Shinjuku ist groß, hier nur mal die 9+ Top-Bewertungen im Booking.com* Überblick.

 

große Tokyo Transport Map
Klick Foto für große Tokyo Transport Map

"Shinjuku by Night"

Stille Bewohner in einer lauten Stadt. In Tokios rastlosem Amüsierviertel poppen von sämtlichen Hochhausfassaden von monstergroßen Bildschirmen Video- und Neonreklamen auf. Hippe Bands und quietschbunte Teenies schicken den ganzen Tag Werbebotschaften aus Hochleistungslautsprechern herab und lassen dagegen New Yorks Times Square müde aussehen. Andere rücken mit Flyern und Megaphonen an, sogar die Transporter sind fahrende Leuchtreklamen und ständig öffnet sich eine automatische Schiebetür. Aus den Pachinko-Spielhallen dröhnt ein ohrenbetäubender Lärm. Um dies auf Dauer zu ertragen, müssen die Einheimischen eine Zen-Gelassenheit in sich haben.

Pachinko – "Laut wie die Hölle"

Eine der ohrenbetäubenden Pachinko Spielhallen muss man einmal betreten haben. Dauerbeschallung und flackernde Lichter, die traumatisieren oder vielleicht doch den Stresspegel nach einem der seelenraubenden japanischen Bürotage abbauen?

Pachinko arcade Spielhalle Shinjuku Tokio
Beliebte After Work Beschäftigung Pachinko

Wir sind von dem Treiben fasziniert. Nach Feierabend füllen sie gleich mehreren Etagen (die beste Zeit für einen Besuch). Stoisch sitzen uniforme Anzugträger vor ihren Slot-Maschinen, vor 2020 noch rauchend. Die körbeweise gewonnenen Silberkugeln werden in Sachpreise eingetauscht, daher fällt Pachinko unter Unterhaltung und ist kein verbotenes Glücksspiel. In der Regel aber werden die Sachgewinne gleich um die Ecke bei spezialisierten Händlern in bare Münze getauscht. Ein Drittel aller Japaner spielen regelmäßig. Für die Betreiber ist es eine Goldgrube, für das Land ein soziales Problem mit immer mehr Pachinko-Süchtigen, die ihr Einkommen verspielen. Der Jahresumsatz mit Pachinko macht immerhin 4 Prozent der japanischen Wirtschaftsleistung aus.

 

Patchinko Spielhalle Shinjuku Tokio
Patchinko mit Dauerbeschallung

MARUHAN ist ein moderner Pachinko-Salon mit endlosen Reihen glitzernder Pachinko- und Slot-Maschinen. Es wird sogar Englisch gesprochen und interessierte Touristen werden zum Spiel ermuntert.

Ab 18 Jahre / 10h-23h / Google Maps.


 

GAMING ARCADES für die Heranwachsenden. Für Kinder und Jugendliche gibt es die Game Center, quasi als Vorbereitung aufs Pachinko. Nicht weit von MARUHAN liegt eines der vielen TAITO Gaming Centre. Die Kids dort wieder rauszukriegen, dürfte schwierig werden angesichts der Vielzahl virtueller High-Tech-Spiele. Spaßig sind die Fotokabinen für animierte Fotosticker als Souvenir oder wer geschickt ist, holt sich noch ein sonderbares Plüschtier oder japanisches Maskottchen bei den Greifautomaten. 

Gaming Centre Arcade Tokio Shinjuku
Beliebter Zeitvertreib sind Greifarm-Automaten
TAITO Gaming Arcade Tokio
Eine der unzähligen Gaming Arcades in Tokio

TIPP. Eine Shinjuku "Night Walking Tour"

Host Clubs Shinjuku night life Tokio
Host Clubs im Animierviertel von Shinjuku
Host Bars von Shinjukus Nachtleben
Host Bars von Shinjukus Nachtleben

In der Gruppe folgen wir unserem Guide Dai. Von den exklusiven Kaufhäusern führt er uns direkt ins Rotlichtviertel Kabukicho mit Animierbars, Love Hotels und Pachinko-Salons. Während der 2-stündigen Tour erklärt uns Dai das Nachtleben der Japaner, das natürlich auch Ordnung und Regeln hat. Offiziell ist Prostitution in Japan verboten, man akzeptiert jedoch vielfältige, fest etablierte Umgehungstatbestände. Wo Dinge verboten sind, blüht die organisierte Kriminalität. Die japanische Mafia Yakusa kann hier relativ ungestört ihren Geschäften wie Prostitution und Glücksspiel nachgehen, denn im Gegenzug halten sie die Straßenkriminalität klein.

 

Wir erfahren über die mühselige Partnersuche in der Megacity mit Speed Dating nach Gehaltsstufen, ja sogar nach Blutgruppen oder über firmeninterne Events zur Partnervermittlung. Dai erzählt über die Praktiken im Rotlichtviertel. Zum Beispiel die süßen Animierjungs in den 'Host Bars' wo viele junge Frauen ihr Geld lassen oder sich gar verschulden, um den Angehimmelten regelmäßig zu sehen. Den hoffnungslos verliebten Mädchen erzählen sie, was diese hören wollen und sie kommen immer wieder.  Aber auch ältere Damen schätzen diese Unterhaltung. Der momentane Trend des männlichen Schönheitsideals ist eine feingliedrige Statur mit sanften, fast schon femininen Gesichtszügen. Muskulöse und markante Männer assoziiert man mit der Landbevölkerung und Grobheit.

 

Dann um Punkt 20 Uhr taucht über dem Toho-Building mit einem feuerspeienden Auftritt Gozilla auf, das archetypische japanische Monster. Beim Gang durch die sogenannte 'Piss Alley' bekommt man, ja, Appetit und Lust sich in einer der verrauchten Yakitori-Grillbuden an die Theke zu setzen. Weiter geht es in das enggassige Golden Gai (nicht zu verwechseln mit Gay wie schwul), ein verschachtelter Häuserblock aus Bars, Trinklöchern und Karaoke und letzter Überrest eines Vergangenheit gewordenen Tokios. Beim Streifzug durch die schummerigen, heruntergekommenen Gassen steht man öfters vor Türen mit "japanese speaking people only". Die Tour endet im Hanazono Shinto-Schrein, einer kleinen Oase in der Häuserschlucht Shinjukus. Ein Geschäftsmann mit junger Dame am Arm kommt gerade aus dem Itoku Inari Unterschrein, wo ein großer hölzerner Phallus angebetet wird für eine glückliche Ehe und Kinder. Zu dieser Nachtstunde kommen eher die Kunden des benachbarten Kabukicho-Viertels, die um die Vermeidung von Geschlechtskrankheiten bzw. um zusätzliche Manneskraft bitten.

 

 

  • Shinjuku Night Free Walking Tour (ohne Einkehr.) Das Konzept von Tokyo Localized ist 'kostenlose' Touren anzubieten, bei denen die Teilnehmer am Ende einen freiwilligen Betrag spenden. Die Führung in gutem Englisch war unterhaltsam (19-21 Uhr) und gab uns eine Orientierung für weitere Unternehmungen in Shinjuku. Die Gruppe war mit rund 20 Personen recht groß.
  • Ein persönlicheres Erlebnis ist die Shinjuku Drinks & Neon Night Nightlife Tour* mit max. 8 Personen. In 2,5 Stunden lernt man Faszinierendes und wird bestens unterhalten. Mit Einkehr in einem Izakaya Lokal (inklusive typischer Yakitori Spieße, Sake & Bier) und am Ende kommt man als Ausländer doch noch in eine der kleinen 'Golden Gai 'Bars. Storno bis 2 Tage vorher.

Im "Golden Gai" Bar-Distrikt

Das Viertel, in dem früher der Schwarzmarkt und Edelprostitution florierte, wurde vom Bauboom bisher verschont. Beim Streifzug durch die schummerigen, heruntergekommenen Gassen steht man öfters vor Türschildern mit "no foreigners" "no tourists" oder "only japanese speaking people". Auch wenn in vielen Bars die wenigen Plätze den Stammgästen vorbehalten sind, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Es gibt genügend Bars in denen Ausländer willkommen sind.

Golden Gai Bar Distrikt Shinjuku Tokio
Golden Gai Bar Distrikt von Shinjuku

 

  • Im Golden Gai Distrikt drängen sich über 200 oft winzige Bars. Wenn man am Eingang eine englische Karte entdeckt, reingehen. In manchen Bars ist eine Cover Charge von 500-1000 Yen üblich.
  • Willkommen sind Ausländer in der Bar Albatros mit vergoldeten Kristalllüstern, Geweihen und guten Cocktails.
  • Coole japanische Schallplatten werden in der winzigen Bar Plastic Model aufgelegt.
  • In der Bar Champion, einer der wenigen öffentlichen Karaoke Bars, können Touristen gemeinsam mit Japanern singen. (ohne Cover Charge). Normal mietet man in Karaoke Einrichtungen eine private Box oder einen eigenen Raum.
  • Death Match in Hell ist einer der besten Spots für lauten Metal oder man kommt auf einen Drink, um sich die skurrile Einrichtung anzuschauen (ohne Cover Charge).   

 

Metal Bar Death Match in Hell Golden Gai District Shinjuku Tokio
Auf ein Bier & Metal ins 'Death Match in Hell' im Golden Gai Distrikt, Shinjuku
Bar Plastic Model Golden Gai District Shinjuku Tokio
Cooler Japan Pop in der winzigen 'Bar Plastic Model' im Golden Gai District in Shinjuku

Tokio Top 4 Reiseführer-Empfehlungen

★ Auch mit einem Reiseführer braucht man in Tokio Google Maps und eine SIM Karte für Japan, um sich zurechtzufinden.

  • Wer den Anspruch auf mehr Hintergrund-Infos oder Vollständigkeit hat, kann im sehr übersichtlichen englischen Tokyo Lonely Planet (*Amazon) ausgiebig stöbern. Toll fand ich die farbigen Tokyo Maps zu jedem Stadtviertel hinten im Buch, wo man alle beschrieben Empfehlungen schnell findet!
  • Der handliche Tokyo Dumont Direkt (*Amazon) mit 120 Seiten ist locker und informativ von einem Tokio-Kenner geschrieben, perfekt für interessante Tokio-Tipps in allen Bereichen. 
  • Der Vis-à-Vis Tokyo Reiseführer fängt Tokio mit vielen Fotos und beeindruckenden 3D-Zeichnungen ein. Er zeigt die Kultur und die Highlights der Stadt mit informativen Karten, was das Entdecken der Stadtviertel leicht macht.
  • Mit Labyrinth Tokio*dem persönlichen Reiseführer von Axel Schwab, (*Amazon, Format DIN A5), kann man sich auf insgesamt 42 Erkundungstouren per Scancode und Online-Karte durch die Megacity führen lassen. Seine Restaurantempfehlungen gibt Axel Schwab in Tokyo Food - 101 Places to Eat* (aktualisierte Kindle-Version).

 

➦ Alle Japan Reiseberichte auf einem Blick.

 

Der beliebteste Tagesausflug zum Mt. Fuji* beinhaltet die Hakone Seilbahn und eine Ashi-See-Kreuzfahrt. Anreise per Bus, die Rückfahrt nach Tokio erlebt man im Hochgeschwindigkeitszug. Die spektakulärste Aussicht auf den berühmten Berg hat man vom Ashi-See, einem blauen See, der vor 3.000 Jahren entstand. Bei Getyourguide*Stornierung bis zu 24 Stunden vorher.

Tagesausflug Mt. Fuji Hakone Seilbahn, Ashi-See-Kreuzfahrt

Omoide Yokocho. 'Yakitori Alley' oder auch 'Piss Alley' genannt, Erinnerungen an Tokios Schwarzmarkt-Zeiten

 

Die legendäre Omoide Yokocho Gasse, bekannt auch als 'Yakitori Alley' oder 'Piss Alley', ist eine besondere Ess- und Trinkerfahrung. Unzählige schrankgroße Yakitori und Izakaya Buden drängen sich in einer schmalen und schmierigen Gasse zwischen Bahngleisen und Hauptverkehrsstraße auf der Westseite des Bahnhofs Shinjuku. Hinter den Noren-Vorhängen brutzelt es und der Grillduft steigt in die Nase. Küchen- und Zigarettenschwaden kommen aus den Löchern, an deren Tresen nach getaner Arbeit die ausgezehrten Salarymen in ihren Anzügen sitzen. Hier und da sieht man auch mal einen Tourist, von denen die meisten nur neugierig durch die 100m lange Omoide Yokocho Memory Lane streifen. Mehrere Brände hat sie überlebt wie manche Wände noch bezeugen.  Im Essenangebot überwiegen die leckeren Grillspieße Yakitori mit allem was das Huhn hergibt, einschließlich knuspriger Hühnerhaut, Herz, Leber, Mägen und Hälse.  Es werden auch Ramen, Sushi und Yakiniku angeboten. Bei Echigoya gibt es ein englisches Menü und Kabuto ist auf 'Unagi', Aal-Spieße spezialisiert. Mutigere finden auch Abenteuerlicheres wie Schweinehoden, fermentierter Bonito-Magen, Frosch-Sashimi oder gegrillten Salamander. Und Asahi Bier, Sake und Shochu gibt es hier billiger im Ausschank als anderswo.

 

Ein Besuch fühlt sich an wie eine Zeitreise ins Japan der Nachkriegszeit. Geboren wurde die sogenannte 'Piss Alley' zu Zeiten des boomenden Schwarzmarktes Ende der 1940er Jahre, als in den Gassen illegale Schankbars aber nirgendwo ein Pissoir zu finden war. In der Dunkelheit stolperten die Betrunkenen aus der Bar, um sich direkt vor Ort zu erleichtern. Vom Namen sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, inzwischen gibt es eine öffentliche Toilette (Lage Omoide Yokocho Google Map).

Omoide Yokocho Yakitori Piss Alley Shinjuku Tokio food street
Einmal durch die 'Yakitori Alley', auch 'Piss Alley' genannt – eine Institution in Shinjuku

Tokyo Tour mit einem 'Local'

 

Von einem engagierten Bewohner durch Tokyo geführt werden. Man wird viel Interessantes erfahren und erfragen können und verschafft sich gleichzeitig einen ersten Überblick: 

  • Zu empfehlen ist die Organisation Tokyo Free Guide. Die ehrenamtlichen Führer erhalten kein Geld, aber man lädt sie während der Tour zum Essen oder Eintritt ein.
  • Best of Shibuya Food Tour* ist eine der Touren auf Getyourguide (3 Stunden, und bis 24h vorher stornierbar). Zu Fuß durch Tokio spazieren: Essen und Spaß haben. 5 Food-Stops: Sushi, Yakitori, japanische Pfannkuchen, Wagyu-Rind und Dessert. Dabei wird vor allem die japanische Esskultur hautnah vermittelt.    
  • Dem alten und neuen Fischmarkt von Tokio haben wir einen eigenen Tokio-Bericht gewidmet.

'Das Buch' für alle, die zu Izakaya-Fans geworden sind

 

Izakaya: The Japanese Pub Cookbook

von Marc Robinsons (auf Amazon* mit Blick ins Buch)

 

Marc Robinson ist Food Journalist in Tokio und dem Charme der Izakaya Esskultur verfallen. Sein Buch ist eine Liebeserklärung an die lebendige Izakaya-Kultur, die japanische Pub-Küche mit preiswerten kleinen Speisen, nach denen man sich die Finger leckt. Dazu fliesen reichlich Sake und Bier. Wir tauchen ein in acht authentische Izakaya Kneipen, einige haben eine lange Geschichte, andere sind jünger, aber alle dem Autor sehr vertraut, der sie wegen ihre Qualität, Vielfalt und Atmosphäre gewählt hat. Er erörtert Kochtechniken und Zutaten, hilft Neulingen mit Hinweisen zu den Izakaya-Sitten und der Bestellung. Es gibt Anekdoten und einen Leitfaden für die vielen Arten von Sake. Die über 60 essentiellen Izakaya-Gerichte reichen von köstlichen Standards bis zu Spezialitäten, deren Zutaten eine Herausforderung sind. Man kann Torpedofisch mit frittierten Schuppen essen oder nichts als eine geschnittene Hatsukoi-Tomate mit einer Prise Meersalz.

'Izakaya' ist das erste englischsprachige Buch, das sich dem einzigartigen und wichtigen Eckpfeiler der japanischen Esskultur widmet. Eine großartige Aufnahme der Izakaya Atmosphäre ganz ohne Inszenierung, auch dank des Fotografen Masashi Kuma. 

Als Ausgangsbasis ein Hotel in Shinjuku

 

Unser Hotel Citadines Shinjuku Tokyo liegt ideal in ruhigem Abstand und fußläufig zu den schicken Kaufhäusern und dem Ausgehviertel. Das Hotel hat ein modernes, freundliches Design. Neben normalen Zimmern bieten 25 m² große Studios inklusive Kitchenette für japanische Verhältnisse viel Platz. Versorgen kann man sich in unmittelbarer Nachbarschaft in einem der "Konbini" 24-Stunden-Läden oder in der exquisiten Food-Abteilung im Kaufhaus Isetan (10 Min). Das restliche Tokio erreicht man leicht per Metro mit gleich zwei Stationen in der Nähe, die selbst während der Rushhour nicht überlaufen sind (in 5 und 7 Min. zu Fuß). Ins lebhafte Shinjuku (und zum Bahnhof) geht man 15 Min, ebenso lange zum neuen Hotspot Arakicho (s. unten). Das Hotelpersonal ist hilfreich und spricht gut Englisch – Waschmaschinen und Trockner sind ebenfalls vorhanden. Nicht alle Zimmer haben diesen Stadtblick. 

  • Das Citadines Shinjuku Tokyo haben wir günstiger und lange im Voraus (6 Monate) über Booking.com  reserviert. Lieber mittendrin? Um die Ecke des berühmten Kneipenviertels Golden Gai gibt es das Citadines Central Shinjuku.

Die besten Hotels in Shinjuku: Aus der großen Auswahl an Hotels und Unterkünften in der Nähe des Bahnhofs Shinjuku, eine Übersicht der Top-Bewertungen auf Booking.com*

 

 

Shinjuku-Touren und mehr auf Getyourguide* bis 24 Stunden vorher stornierbarWERBUNG

Powered by GetYourGuide

Ein verführerischer Grillduft führt uns in dieses Yakiniku Lokal

Yakiniku Grill Restaurant Ryu no Su Shinjuku Tokio
Warten lohnt sich – Yakiniku Grill 'Ryu no Su' in Shinjuku
Yakiniku Grill Restaurant Ryu no Su Shinjuku Tokio
Yakiniku, ein japanisches Grillvergnügen

Auf unserem Weg zum heißbegehrten Ramenladen Fuunji durchqueren wir einen kleinen Straßenblock, in dem es verlockend duftet. Die Restaurants blasen ihre Abluft auf die Trottoirs und der verführerische Grillduft aus dem Ecklokal lockt uns an. Der rustikale Yakiniku Grill 'Ryu no Su' ist gemütlich und rappelvoll. Draußen warten bereits einige Leute, schnell sind wir uns einig und setzen uns auf leeren Bierfässern dazu. Die Wartezeit wird mit einem Asahi Bier überbrückt, während sich der nächste Taifun schon seit zwei Tagen mit Dauernieseln ankündigt. Yakiniku ist in Japan ein weit verbreitetes Grillvergnügen und nur hier kann man die Qualität des Wagyu-Rindes zu erschwinglichen Preisen genießen. Großen Spaß macht es auf dem Tischgrill über Holzkohle selbst zu grillen. Wir bestellen die Variation aus 6 verschiedenen Fleischsorten, die in vorbereiteten Schnitte kommen. Das Fleisch ist wunderbar aromatisch und saftig und wir fragen uns, wie erst die Premium-Qualität schmecken muss (s. Bericht Osaka).

Gut zu wissen! Japaner sind mit Top-Bewertungen deutlich zurückhaltender, z.B. ist bei Tabelog (dem japanischen Tripadvisor für Restaurants) alles über 3,3 schon gut, vor allem bei Restaurants mit vielen Bewertungen.

Ein besonderer Restaurant-Tipp in Shinjuku

Nakajima. Günstigster "1-Michelin-Stern Lunch". Das Nakajima bietet zur Mittagszeit unschlagbar günstige Lunch-Sets für 2000 Yen. Und zwar aus Sardinen wie man sie in ihrer zarten Zubereitung noch nie gegessen hat. Es gibt drei Zubereitungsarten: Sashimi-Style, Tempura oder in Dashi gekocht mit einem Eiauflauf. Letzteres sollte man probieren! Hört sich banal an, schmeckt aber ausgezeichnet.  Am besten schon gegen 11 Uhr kommen und sich anstellen. An den Thekenplätzen kann man den professionellen Köchen bei der Arbeit zusehen.

  • Nakajima Restaurant: Lunch-Deal 11h30 bis 13h30. +81 3-3356-4534, So/Mo geschlossen, mittags keine Reservierung möglich. Unweit der Shinjuku Station, über Treppen ins Untergeschoss eines unscheinbaren Gebäudes. Metro Station Shinjuku-sanchome. Infos siehe Google Map.

Neuer Hotspot: Die Hintergassen von Arakicho

Die engen Strassen von Arakicho erinnern noch an die Zeiten, als es noch eines der lebhaftesten kleinen Vergnügungs- und Geishaviertel war. Jetzt ist in den stimmungsvollen Gassen neues Leben eingekehrt und die Ecke entwickelt sich zum trendigen Gourmet-Hotspot. Neben dem nahen Shinjuku fühlt es sich tagsüber etwas verlassen an. Aber am Abend, wenn die Laternen und Lokale erleuchtet sind, hat das Viertel definitiv Atmosphäre. Die Noren-Vorhänge über den Türen der Izakaya Restaurants laden zum Eintreten ein, während sogenannte 'Snack Bars' sich eher versteckt halten. In den von Damen geführten billigen Unterhaltungsbars wird mit den Kunden geplaudert bei viel Alkohol, Zigaretten und Karaoke. Ein Tipp ist die C-Shell Bar für gute Cocktails und die besten japanischen Whiskys. Rund 300 Restaurants versammeln sich in der kleinen Arakicho Gegend, die mit Izakayas, trendigen Bars und Gourmet-Restaurants, langsam auch jüngere Leute und Touristen anzieht. Ein schönes Kontrastprogramm zum benachbarten Shinjuku und ein toller Ort um abends auszugehen.

 

Den Namen des Izakaya Ladens unten haben wir nach mehreren Sake vergessen aufzuschreiben. Auch das Essen war sehr gut. Aber es gibt so viele andere im Viertel. Am besten läßt man sich durchs Arakicho-Viertel treiben oder schaut auf Google Map nach Bildern & Bewertungen Google Map Tokio Viertel Arakicho.

 

C-Shell Bar. Die Tür ist immer geschlossen, aber wer neugierig genug ist, wird eine stimmungsvolle kleine Bar betreten. Hier kann man bei sanften Jazzklängen an den besten japanischen Single Malt Whiskys oder hervorragenden Cocktails nippen – Zigarren gibt es ebenfalls. Besitzer Yu Makiura ist stets auf der Suche nach alten und seltenen Spirituosen und probiert gerne neue Dinge aus, wie etwa Gewürz-Eiswürfel oder Smoked Gin. Er hat ein ungemeines Fachwissen, über 500 Flaschen aus aller Welt im Ausschank, spricht perfekt Englisch und sammelt Fiction-Figuren – mit Vorliebe Godzillas. Mit eine der besten Whisky Bars in Tokio.

C-Shell Bar 18:00 bis 1:00 Uhr, Infos auf Google Maps.

Tokio Erlebnis "Bahnhof Shinjuku"

Durch Tokios Bahnhöfe bewegen sich ununterbrochen Menschenmassen geordnet und ohne große Hektik. Am Ende eines Tages wurden alleine im Bahnhof Shinjuku, dem betriebsamsten der Welt, 3,5 Millionen Menschen durchgeschleust, so viele wie im ganzen Metronetz von Paris. Tokios Schienensystem ist vielleicht das effizienteste der Welt. Viele Angestellte sind auf das Bahnnetz angewiesen und pendeln bis zu drei Stunden zur Arbeit. Die Rush-Hour sollte man allerdings vermeiden, es sei denn, man möchte einmal miterleben, wie sogenannte 'Fahrgastverdichter' die überstehenden Fahrgäste mit aller Kraft in die Züge quetschen. Wenn man meint, nichts geht mehr, kommen immer noch neue Fahrgäste. Die wichtige Regel lautet dann "rückwärts einsteigen"! Abends die letzte Bahn zu nehmen, ist keine gute Idee. Sie ist notorisch überfüllt und man dürfte viele angetrunkene Angestellte auf dem Heimweg vom geselligen Kollegenabend antreffen. Um den U-Bahn Grabschern, den Chikans zu entgehen, gibt es für Frauen spezielle Waggons während der Stoßzeiten.

Tokio Metro Subway Rushhour

 

Unabhängig von Covid gehören Mundschutzmasken seit jeher zum Alltag vieler Tokioter. Nicht nur, weil man sich und andere so gut wie möglich vor Keimen aller Art schützen will. Man trägt sie gegen die kalte und trockene Luft, weil man nicht angesprochen werden will oder weil das Make-up noch fehlt.

Tokio Metro Subway Rushhour Shinjuku

Regentag? Im Untergrund von Shinjuku shoppen & genießen

Taifun rain Shinjuku by night
Taifun Regentage in Shinjuku

 

Underground-Shopping gehört zur japanischen Kultur und ein guter Ort dafür ist die Gegend um Shinjukus Bahnhof. Hier kann man sich weitgehend unterirdisch fortbewegen, was uns wegen Dauerregens gerade entgegenkommt. Trockenen Fußes kommen wir in die exklusiven Kaufhäuser Isetan oder Takashimaya, zu Tokyu Hands oder in den Takano Fruit Parlor und Kinokuniya English Bookstore. Einen ganzen Tag könnte man damit verbringen und mit der Zeit wird man sich daran gewöhnen, wenn das gesamte Personal reflexartig ein langgezogenes "Irasshaimaseeeee!" ruft, sobald ein Kunde das Geschäft betritt. Um den Bahnhof herum wimmelt es von guten Restaurants, Kneipen und Imbissen, wo die vielen Pendler zum Essen und Vergnügen einkehren, bevor sie sich auf den Heimweg in die Vorstädte machen. Wer es sich leisten kann, wohnt in Bahnhofsnähe.

 

Takashimaya Times Square

  • Der riesige Einkaufskomplex beim Bahnhof Shinjuku (Map) beherbergt neben dem extravaganten Takashimaya Kaufhaus auch einen der größten Tokyu Hands Stores. Fundgrube für Souvenirs, japantypische Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände und Hobby-Handwerk. 
  • Oben befinden sich die Restaurant-Etagen, vom Stockwerk 13F mit schönem Blick über die Stadt.
  • Bei Kinokuniya Books, der internationalen Buchhandlung im 6. Stock, kann man stöbern.

Abtauchen ins Foodie's Paradies im Kaufhaus Isetan

ISETAN best food hall court department store Tokyo Shinjuku
Der Wunsch des Kunden hat oberste Priorität – in der Food Hall des Nobelkaufhauses ISETAN in Shinjuku

 

Japans exklusive Kaufhäuser sind berühmt für ihre riesigen Lebensmittel-Abteilungen, die sich in der Regel im Kellergeschoss befinden. Wer in Shinjuku ins 'Basement' des Luxus-Kaufhaus Isetan abtaucht, wird ein kulinarisches Paradies betreten. In Japan wird der Kunde wie ein Gott behandelt. Diese Philosophie ist tief in der japanischen Kultur verankert und stellt alles in den Schatten, was man sich in anderen Ländern unter exzellentem Kundenservice vorstellt. Ein Heer von adretten, höflichen Angestellten umsorgt ihn mit großer Aufmerksamkeit und kleinen Kostproben. Die fortwährenden Verbeugungen vor uns machen uns jedoch ein wenig verlegen.

 

Was Augen und Gaumen hier geboten wird, ist erstaunlich und von umwerfender Qualität. Stundenlang kann man hier schwelgen. Das Beste vom Wagyu Rind und Fisch, die feinsten Tees des Landes, eine erlesene Wein & Sake Abteilung. Die französischen Backwaren und Patisserien stehen denen in Paris in nichts nach. Die japanischen Süßwaren und Lunch-Boxen sehen wie kleine Kunstwerke aus. Köstliche Fertiggerichte, Salate und frisches Sushi (das gegen Ladenschluss im Preis reduziert wird). Man halte Ausschau nach den erlesenen Früchten, die mit galerieartiger Verehrung präsentiert werden: Einzeln verpackte Erdbeeren für 1.620 Yen das Stück, umgerechnet 12 Euro, eine Mango für 90 Euro oder die exquisite Crown Musk Melone aus Shizuoka für rund 150 Euro – beliebte luxuriöse Gastgeschenke.

 

Morgendliche Begrüßungszeremonie: Die Mitarbeiter verbeugen sich geschlossen vor den ersten Kunden am Eingang.

  • Das Isetan Kaufhaus gehört zu den besten im Land. Es ist auch eine hervorragende Adresse für Souvenirs: Hauskimono, Porzellan, Küchen-Accessoires. In der herrlichen Backabteilung kaufen wir gerne etwas zum Kaffee ein und für den Abend eine Flasche Sake, in Japan ist der Premium-Sake erschwinglich! Es gibt ein Rooftop-Dachgarten (Free Wi-Fi).
  • Die besten Department Store Food-Abteilungen in Tokio sind: Isetan, Takashimaya sowie im Ginza Distrikt Mitsukoshi und Matsuya.

 

Bildergalerie ISETAN

 

TIPP: Picknick im Park. Bei schönem Wetter holt euch eine Sushi- oder Bento-Box im Isetan und macht euch auf den Weg zu einem Picknick im ehemaligen kaiserlichen Shinjuku Gyoen Nationalgarten, 10min zu Fuß entfernt. Er zählt zu den schönsten Gärten der Stadt und ist beliebter Hanami-Treffpunkt während der Kirschblüten. Montag geschlossen / Eintritt 500 Yen, englische Führungen, Öffnungszeiten s. Google Map

Ticket für das Tokio Highlight sichern auf Getyourguide*WERBUNG

Powered by GetYourGuide

Mal ein Erdbeben der Stärke 9,0 erlebt?

 

Es ist Ende Oktober und eigentlich sollte die herbstliche Sturmsaison vorüber sein. Doch ein Taifun plagt Tokio, der Regen kommt quer daher. Wir rüsten uns, wie die Einheimischen, mit einem der transparenten Plastikschirme aus dem 7-Eleven Shop zu €5 das Stück. Und wo das schon ein Tag der Naturgewalten ist, machen wir uns auf den Weg, ein Erdbeben der größtmöglichen Stärke zu erleben.

Die japanischen Inseln liegen auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der den Pazifik in Form eines Hufeisens umschließt. Nirgendwo sonst auf der Welt ist das Erdbebenrisiko größer. Die Bewohner von Tokio und San Francisco wissen: Das "Große" kann irgendwann wieder kommen. In Tokio wackelt es öfters, aber meistens mit geringen Schäden.

 

Wir sitzen zu viert an einem Tisch in der 5. Etage des Ikebukuro Life Safety Learning Centers und warten gespannt auf den Beginn des simulierten Bebens. Keine andere Stadt der Welt ist so gut auf die Erdbebengefahr vorbereitet wie Tokio. Hochhäuser werden nach bestem menschlichen Ermessen erdbebensicher gebaut, unter jedem Bürotisch liegt ein Schutzhelm, regelmäßige Schulungen zum Verhalten im Ernstfall sind selbstverständlich. Das Übungszentrum der Tokioter Feuerwehr steht nicht nur Einheimischen offen – auch Touristen sind eingeladen, eine Erdbebensimulation zu erleben.

 

Als einzige Ausländer unter den heutigen Teilnehmern lassen uns die Japaner, höflich wie sie sind, den Vortritt auf der hydraulischen Plattform, die gleich ein Erdbeben der höchsten Stufe simulieren wird. Sie beginnt zu zittern, an der Wand wackelt das Videobild der Großstadt Kobe. Der Übungsleiter bittet uns, unter den Tisch zu kriechen. Auf dem Boden kniend, umklammern wir jeweils ein Tischbein. Während das Beben immer stärker wird, fällt das Festhalten zunehmend schwerer. Unsere Körper werden wild hin- und hergerissen, die Kniescheiben reiben schmerzhaft auf dem Boden, und die Stadt auf der Videowand schwankt bedrohlich. Der Boden unter uns erreicht die Stärke 9,0 auf der Richterskala von 10. In einer solchen Situation ist eine gezielte Fortbewegung unmöglich, Fensterscheiben zerbersten, und selbst erdbebensicher konstruierte Gebäude erleiden schwere Schäden.

 

Das japanische Publikum fiebert mit, kreischt und ist ebenso erleichtert wie wir, als der Spuk nach knapp einer Minute vorbei ist. Für Menschen mit Knieproblemen ist diese Übung definitiv nicht geeignet! Im Anschluss folgt ein Lehrfilm, der zeigt, wie sich die Bewohner vorbereiten und im Notfall gegenseitig helfen können. Es endet mit den Bildern des großen Kanto-Erdbebens von 1923 und den abschließenden Worten: "Eines ist sicher: Das nächste Erdbeben kommt bestimmt." Betretenes Schweigen folgt.

  • Ikebukuro Disaster Prevention Center Besucher-Programm und Terminen. Wir haben den 'Short Course Earthquake Simulation & Movie' am Vormittag mitgemacht.
  • Kostenlos, mit Anmeldung. Telefon +81 3-3590-6565, ikebukuro.bousaikan@gmail.com, mit der Bahn 15 Min nördlich von Shinjuku Station, Lage Google Maps.

Tokyo Metropolitan Tower – Kostenloser Blick über die Megacity

Tokyo Metropolitan Government Building in Shinjuku
Tokyo Metropolitan Government Building in Shinjuku – Tokios Stadtverwaltung

Bei Betrachtung der Dimensionen der gigantischen Stadt vom Tokyo Metropolitan Tower könnten Science-Fiction-Kenner möglicherweise an den Stadtplaneten Coruscant aus "Star Wars" erinnert werden. In alle Himmelsrichtungen erstreckt sich ein Häusermeer bis zum Horizont. In den zwei gewaltigen Türmen von Stararchitekt Kenzo Tange hat die Stadtverwaltung Tokios ihren Sitz. Der Besuch der zwei Aussichtsplattformen im 45. Stock ist kostenlos!

Film "Lost In Translation" von Sofia Coppola

Wenn ich an einen Cocktail mit Skyline-Blick über Tokio denke, kommt mir natürlich das Filmset aus "Lost in Translation" in den Sinn: Die 'New York Bar 'im Park Hyatt Tokyo, in der Bill Murray allabendlich seinen Whisky kippte (exklusive Preise).

 

Tipp: Den Film auf dem Flug nach Tokio noch einmal anschauen!

 

TOKIO KULT FILM

"Lost In Translation" von Sofia Coppola

Dieser atmosphärische Film, voller wunderbarer Melancholie und Witz, erzählt von der Annäherung zweier einsamer Seelen in der Megacity Tokio. Eine beiläufige Hotelbekanntschaft. Während ihrer schlaflosen Nächte stürzen sie sich zusammen ins neonglitzernde Shinjuku und nehmen den Zuschauer mit auf ihren Trip durch eine fesselnde Stadt. Stream z.B. bei Prime Video*. 


 Unbedingt zu lesen! 

 

JAPAN FÜR DIE HOSENTASCHE

"Was Reiseführer verschweigen"

 

Unterhaltsam und als übersichtliches Lexikon aufgemacht ist das kleine Büchlein der Journalistin und Ostasien-Spezialistin Françoise Hauser.

 

Auszug: Sōshoku danshi: die pflanzenfressenden Männer. Viele junge Japaner bezeichnen sich selbst so. Sie leben in einer „fleischlosen Beziehung“, widmen sich gänzlich ihrer Karriere und haben wenig Interesse an Sex.

Von einer Narita-Scheidung spricht man, wenn direkt nach der Landung auf dem Tokioter Flughafen Narita aus den Flitterwochen die Scheidung eingeleitet wird. Da es unüblich ist vorher zusammenzuleben, kommt es auf der Hochzeitsreise nicht selten zu unliebsamen Überraschungen. Amazon* 


 

Auf der Plattform Getyourguide* lokale Aktivitäten gesammelt buchen. Die meisten sind 24 Std vorher kostenlos stornierbar. Überblick Tokio Tickets und Erlebnisse.

WERBUNG 

Nakano und Kōenji: Tokios verborgene Perlen der Subkultur

 

Abseits der glitzernden Wolkenkratzer und der hektischen Touristenmagnete treffen im verwinkelten Nakano und Kōenji Tradition und Subkultur aufeinander. Das macht die Viertel bei den Locals zu den "coolsten" in Tokio. Nakano hat einen nostalgischen Vibe, Kōenji rebellische Punk-Energie. 

Nakano ist ein kompaktes, dichtes Viertel mit lokalem Leben, Unterhaltung und großartigem Essen und Trinken
Nakano ist ein kompaktes, dichtes Viertel mit lokalem Leben, Unterhaltung und großartigem Essen und Trinken

 

Nakano, ein Geheimtipp nur eine kurze Bahnfahrt von Shinjuku entfernt, taucht in keinem meiner Reiseführer auf. Das Viertel hat seinen ganz eigenen Charme, irgendwo zwischen Retro, Subkultur und alternativem Lifestyle. Das altmodische Einkaufszentrum aus den 1960er Jahren, ist das Herzstück des Viertels. Nakano Broadway ist ein Erlebnis. Das Mandarake Nakano im Obergeschoss ist vollgestopft mit skurrilen Vintage-Fundstücken, die Sammler und Neugierige anziehen. Ein ganzes Warenhaus mit 'Mandarake', alten Anime Figuren, Mangas und den zugehörigen Fanartikeln. Kistenweise bringen die Leute ihre alten Figuren und Mangas vorbei, um sie zu Geld zu machen.

  • Nakano Broadway 10-20 Uhr, manche Geschäfte öffnen erst mittags, Google Maps.
  • Nakano Station liegt westlich vom Bahnhof Shinjuku, nur 10 Minuten mit der JR Chuo Linie.
  • Mandarake Nakano hat sich auf den An- und Verkauf von japanischen Popkulturartikeln wie Manga, Anime und Sammlerstücken spezialisiert. 25 Fachgeschäfte befinden sich im Nakano Broadway Shopping Complex.
  • Alles Murakami: Der Takashi Murakami Store befindet sich im 4. Stock. In seinem Café Zingaro ist das Murakami Design überall präsent, sogar von der Latte lacht seine unverkennbare Blume.

Neben Schauen und Shoppen gibt es auf Schritt und Tritt etwas zu essen: Ramen, Sushi, Gegrilltes, Snacks, und im Untergeschoss von Nakano Broadway warten Lebensmittel und andere Leckereien.

 

Uns hat der einladende Sushi-Laden Tachi Zushi angelacht (Fotos unten), wo man um die Sushi-Köche herum sitzen und stehen kann. Das Mittags-Sushi ist ein gutes Angebot bei sehr guter Qualität.

 

Reise in die Showa-Zeit. Gerne wäre ich ins Okajoki gegangen (war Sonntagmittag leider geschlossen), ein Fisch-Izakaya mit dem Charme der 1970er Jahre. In der Mitte des zweistöckigen Lokals steht eine große Robata, auf der aufgespießte Fische gegrillt werden. Das Ambiente macht den Besuch zu einer kleinen Reise in die Showa-Zeit. Hier muss man gegrillten Fisch essen, außen knusprig, innen zart, mit Sojasauce, Reis und Misosuppe (mit Nachschlag) als preiswertes Mittagsmenü. Manchmal würden Besucher abgewiesen, die kein Japanisch sprechen. Mit Hilfe von Google sollte die Verständigung heute kein Problem mehr sein. Unterschiedliche Öffnungszeiten s. Okajoki auf Google Maps.

 

Im Fischrestaurant Maguro Mart wird eines der besten Maguro der Stadt serviert, alles rund um den Blauflossen-Thunfisch. Highlights sind das gemischte Sashimi von mager bis fett und Maguro Yukke, mariniertes Thunfischtatar nach koreanischer Art. Beliebt ist 'Nakaochi', das Schaben von rohem Thunfisch direkt vom Knochen. Für ein Thunfischfest sollte man einen Monat im Voraus reservieren – mittags ist es vielleicht einfacher (auch Take-away Box). Superpreis für die Qualität, z.B. 8 kleine Tuna Dishes für rund 4000Y.

Maguro Mart Infos Google Maps.

 

Um die Ecke liegen habe ich zwei Empfehlungen:

  • Nakachan, ein authentischer Izakaya.
  • Sumobiyakitori Sumomo, ein uriger Yakitori-Laden mit Spießen vom Holzkohlegrill bis spät in die Nacht, es fließt viel Sake, Rauchen erlaubt.

Fotos unten Maguro Mart

 

Seltsame Tierliebe. In der Passage lockt uns die Neugier zu Coo and Riku, der größten Haustierkette Japans: Kätzchen und Hundewelpen sitzen einsam in Schaukästen, zum Verkauf präsentiert, während Familien mit Kindern entzückt sind. Rund 1.500 Euro kostet hier ein Welpe. Man wünscht ihnen ein gutes Zuhause. 

Da viele Wohnungen in Tokio für ein Haustier extrem klein sind, gibt es unzählige Tiercafés, in denen neben Hunden, Katzen und Kaninchen auch Chinchillas, Capybaras, Minischweine und Waschbären zu finden sind. Orte, an denen das Kuschelbedürfnis der zahlenden Gäste im Mittelpunkt steht, die tiergerechte Haltung aber in den Hintergrund rückt. Ein kultureller Kontrast, der fasziniert und rätselhaft bleibt. 

 

Nach Einbruch der Dunkelheit beginnen die Gassen um Nakanos Einkaufspassagen wie Adern zu pulsieren. Die nostalgischen Straßen füllen sich mit Nachtschwärmern. Sie vergnügen sich in Izakayas, Spielsalons, Unterhaltungslokalen oder in einer der schäbigen Bars mit Karaoke und schrillen Gestalten.


Nakano entwickelt sich zu einem angesagten Wohnviertel, in dem kleine, trendige Läden und Restaurants aufpoppen. Tipp: Ein Spaziergang nach Norden durch die Yakushi Ai Rodo, eine entspannte, traditionelle Einkaufsstraße, die zum Arai-yakushi-Tempel führt.

Weiter ins nächste Revier Koenji

Von Nakano aus ist es nur eine Station bis ins nächste Revier in Koenji. Man sollte nicht vor Mittag kommen, oder erst abends aufschlagen. Koenji ist das pulsierende Zentrum der alternativen Musikszene (und der angesagteste Ort für Plattenkäufe in Tokio). Trotz einer gewissen Gentrifizierung bleibt das Viertel ungeschminkt. In den zahlreichen "Live Houses" dröhnen Punk, Metal und experimentelle Klänge, während traditionelle Izakayas neben coolen Cafés existieren. Die Koenji Koshin-dori Straße hat ihren eigenen Charakter, mit Papierlaternen und Läden, die bis zur Decke überquellen. Man erreicht sie sowohl vom Nord- als auch vom Südausgang der Koenji Station.

 

SUB Store. Vinyl Bar in Koenji. Außergewöhnlicher Ort mit cooler Musik und toller Stimmung, egal ob mit DJ oder Live-Musik. 1950s-2020s Rock, Techno, House & Electro. Veranstaltungskalender auf der SUB Store  Website. Dazu gibt es leckeres indonesisches Essen von den netten Betreibern (Nähe Bahnhof Google Maps).

 

Kidofuji, ein 'Whole in the Wall' Izakaya, mit kleiner Theke und ein paar Stehplätzen. Erstaunlich, was hier alles an leckerem Essen über den Tresen geht. Wer nach hinten zu den Stehtischen geht, legt einen Geldbetrag auf die Theke, abgerechnet wird am Schluss. Manche mögen die Hausordnung als streng empfinden, aber die Qualität und die Preise des Essens machen das mehr als wett. Ich rate davon ab, mit einer großen Gruppe dorthin zu gehen. Kidofuji Infos Google Maps.

 

'Nantoka Bar' mit Ein-Tages-Manager-Konzept. Was es zu essen gibt, hängt vom Chef ab, der hier jeden Tag wechselt. Auf jeden Fall ein spannender Kieztreff und äußerst preiswert. Die punkige Bar ist nur ein Beispiel für die Subkultur, die im Viertel Koenji zu Hause ist. Nantoka Bar Infos Google Maps

 

Von Edel Seebauer | Fotograf Jürgen Mahler  | (6 Foto depositphotos.com)

 

Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag im Gästebuch.

 

 

Weitere Reiseberichte über JAPAN