Frankreich Roadtrip | Etappe 2
Die Ardèche ist unbestritten eine der schönsten Naturlandschaften Frankreichs. Bergig, grün und wild. Versteckt liegen malerische Dörfer. Spektakulär windet sich die Ardèche durch hohe Kalksteinwände. Ein unvergessliches Erlebnis ist die Durchfahrt mit dem Kajak. Manchmal wähnten wir uns im Westen von Amerika. Und dann ist da noch die größte Höhlen-Replik der Welt mit der ältesten Bildergalerie des Homo sapiens – beeindruckend schön und unglaublich alt.
Frankreich Roadtrips | Etappe ARDÈCHE | 90 Kilometer
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Die drei denkmalgeschützten Dörfer Vogüé, Balazuc und Labeaume zählen zu den Les plus beaux villages de France. Von Norden reisen wir über die Bilderbuchdörfer und folgen der Ardèche auf ihren Höhepunkt zu.
Wo die Ardèche noch gemächlich durch das Tal fließt, schmiegt sich die Dorfschönheit Vogüé an die Kalksteinfelsen. Die Häuser drängen sich um das Chateau de Vogüé (17. Jh.). Dieses Paradebeispiel eines provenzalischen Baustils kann besichtigt werden. Macht euch auf die Suche nach der Flohstraße 'Rue des Puces', die engste Straße Frankreichs. Danach könnt ihr ein Bad am Strand von Vogüé nehmen.
Das mittelalterliche Balazuc ist das nächste Postkartenmotiv und schaut von einem Felsen auf die Ardèche. Es gibt einen Sandstrand und in den Sommermonaten Juli und August dienstags von 18 bis 20 Uhr einen Abendmarkt.
Das kleine, ruhige Dorf Labeaume liegt in einem Seitental in einer wilden Felslandschaft. Tipp: Der Blick von den Hängenden Gärten über die Gorge de la Beaume. Aus Mangel an Anbauflächen legten die Bauern im 18. Jh. in den Klippen kleine Terrassen mit Gärten an, die sie bewirtschafteten. (Markierter Fußweg vom Parkplatz).
2 Fotos © Marina Geray – Pont d'Arc-Ardèche
An der Pont d'Arc beginnt die große Show der Gorges de l'Ardèche. In mehr als fünfzig Meter Höhe spannt sich der Natursteinbogen mit kühnem Schwung über den Fluss. Die Ardèche windet sich fortan durch atemraubende Schluchten in die es bewegte Reliefs gegraben hat. Der spektakuläre Canyon setzt sich 35 km lang fort bis nach St-Martin-d'Ardèche.
Das Tor in den Canyon. Die Pont d'Arc Felsbrücke ist eine beliebte Badestelle.
Die Panoramastraße der 'Belvederes' fahren
An der Panoramastraße oberhalb der Ardèche-Schlucht warten ganze 11 Aussichtspunkte! Von den 'Belvederes' blickt man auf immer neue Schluchten, Windungen und Flussschleifen; und weit ins schöne Land.
Unten, wo der Fluss sich hin und her schlängelt will man wirklich sein und die Großartigkeit des Canyons genießen.
Viele Unterkünfte bei Saint-Martin-d'Ardèche haben einen Pool, wie die Beispiele unten > anschauen auf Booking.com* (*Werbelink).
Einzigartig schön – eine Paddeltour durch die Ardèche Schlucht
Unvergleichlich schöner, als von der Straße in den Canyon zu blicken, ist es, die senkrecht aufsteigen Felswände hochzuschauen während man im Kajak die Ardèche hinabfährt. Man paddelt, staunt, lässt sich treiben, konzentriert sich, wenn die nächsten Stromschnellen kommen, die wir ganz gut bewältigen. Je nach Wasserstand können sie hier durchaus sportlich sein, bei einer 'Rapid' sind wir dann doch baden gegangen. Das Wasser der Ardèche ist glücklicherweise nicht kalt und meist nicht tief. Eine Badestelle ist schöner als die andere. An Felsen, Sand- und Kiesstränden legen die Kanuten an, packen ihr Picknick aus, gehen schwimmen.
Ab der "Cathedrale", haben wir uns gemerkt, sind es noch 2,5 Stunden. Im letzten ruhigen Abschnitt fast ohne Strömung kann es Gegenwind geben und die Frontfrau muss auch nochmal richtig zum Paddel greifen. Für die Schlucht nimmt man sich den ganzen Tag Zeit.
Die Ardèche Schlucht ist ein Traum, wenn man sie genießen kann.
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Die "Cathedrale" Formation und eine herrliche Badestelle in der Schlucht.
Campingplatz mit Kanu-Verleih
Mein Tipp: Azur Canoë beim Camping Les Tunnels mit direktem Zugang zum Fluss. Der Campingplatz liegt nur 1 km flussaufwärts von der Pont d’Arc, vor hier kann man direkt starten.
Großer Vorteil: Die Einführung und Ausstattung für die Kanutour erledigen wir am Vorabend. Am nächsten Morgen um 7:30 Uhr steigen wir direkt aus unserem Camper und runter zum Strand in unser Kajakboot. Kurz darauf paddeln wir durch den Bogen der Pont d’Arc, still und leise und können es kaum glauben – ganz alleine. Die meisten Boote starten weiter oben in Vallon Pont d'Arc und kommen vor 9 Uhr nicht los. Wir haben 24 km vor uns bis zum Ende der Schlucht (von Vallon 30 km) und ausreichend Zeit bis zum kollektiven Rücktransfer um 17 Uhr. An der Plage de Sauze bei Saint-Martin-d'Ardèche werden dann alle Kanuten wieder eingesammelt und zurückgebracht.
Der Campingplatz Les Tunnels ist für uns perfekt. Er liegt am Flussufer, ist naturbelassen, einfach und ruhig – und hat alles was wir brauchen. Frühstück-Service, Waschmaschine. Der kleine Sandstrand und der 300 Meter lange Kieselstrand sind herrlich zum Schwimmen und zum Sonnenuntergang. Nett ist auch die Restaurant-Bar mit Terrasse. Die Stellplätze sind größtenteils beschattet, einige haben freien Blick auf die Ardèche. Es gibt auch Mobilheime.
Lage: 3 km bis ins Zentrum von Vallon Pont d'Arc.
7 km bis zur Chauvet-Höhle 2.
Oberhalb am Fluss kommt gleich Camping de l'İle über einem felseigen Ufer. Er ist lichter und offener, man kann zu Fuß über das Ufer zum Azur Canoë Verleih gehen.
Die Kleinstadt Vallon Pont d'Arc ist das Tor zum Canyon und im Sommer Rummelplatz des Fluss-Tourismus.
Tausende Kanus reihen sich in bunten Stapeln an der Durchgangsstraße.
Nicht weit von Vallon Pont d'Arc war 1984 die Entdeckung der Chauvet Grotte eine Sensation! Die älteste komplexe Kunstgalerie der Menschheit mit 36.000 Jahre alten Felsmalereien. Die Grotte schien für alle Ewigkeit versiegelt, bis sie sich dem Höhlenforscher Chauvet durch einen Luftzug verriet.
Die künstlerische Feinheit der knurrenden Höhlenbären, brüllenden Löwen, trampelnden Bisons, Mammuts, Wollnashörnern und Hyänen, Wildpferde und Riesenhirsche ist so erstaunlich, dass sie etliche Jahrtausend jüngere Felszeichnungen, wie etwa von Lascaux, in den Schatten stellen. Dass klimatische Veränderungen die alten Zeichnungen zerstören können, zeigten die Erfahrungen aus der Höhle von Lascaux. Deshalb wurde eine Nachbildung geschaffen. Nach siebenjähriger Bauzeit und 55 Millionen Euro Baukosten konnte die größte Höhlennachbildung der Welt 2015 eröffnet werden. Chauvet mit millimetergenauen Kopien der 1000 prähistorischen Zeichnungen.
Es ist große Kunst, was unsere Vorfahren an die Wände malten. Picasso soll in Betrachtung der Höhlenmalerei gesagt haben: „Wir haben nichts dazugelernt“. Die faszinierende Tierwelt mit Jagdszenen ist mit gekonnter Leichtigkeit gemalt, voller Bewegung und Dynamik. Auch die Replik der Grotte vermag es, uns für kurze Zeit in die Steinzeit zurückzuversetzen.
La grotte Chauvet 2 © Patrick Aventurier – Pont d'Arc-Ardèche
Über Jahrtausende fraßen sich die Flüsse ihren Weg durchs Kalksteingebirge und bahnten sich neue unterirdische Wege. In der Ardèche gibt es Höhlen wie Löcher im Schweizer Käse. Zwei Tropfsteinhöhlen die hervorzuheben sind:
Abtauchen in ein riesiges Universum aus Stalaktiten und Stalagmiten. Von der ersten Höhle geht es hinab in den Chaossaal und weiter bis in den roten Saal 121 Meter tief mit gigantischen Säulen. Der normale Eingang führt über die Treppen, geführt kann man über den Schacht, einen unterirdischen Klettersteig absteigen. Google Map
Grotte de la Madeleine an der Panoramastraße
Die Madeleine-Höhle zählt zu den schönsten Höhlen Frankreichs. 250 Stufen in der Tiefe warten Tropfsteine in erstaunlichen Formen und magischen Farben, riesige Säulen und Verhänge, die bis zum Boden reichen. Untermalt wird das Erlebnis von einer Licht- und Tonshow. Google Map.
Von Edel Seebauer / Fotograf Jürgen Mahler
Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag ins Gästebuch.