Camp 'n' Golf in den Highlands

Eine symbiotische Reise durch Schottlands Camping- und Golflandschaften

 

Schottland-Reisende könnte man grob in fünf Kategorien einordnen: Golfer, Whiskytrinker, Burgliebhaber, Harry-Potter-Fans und Camper. Schnittmengen gibt es, klar, Golfer und Whiskytrinker, aber Golfer und Camper? Zwei Welten! Wir aber treten im touristischen Fünfkampf an, wir wollen alles!

Golf Scorecards Scotland
Scorecard Sammlung Schottland Reise

 

Nein, er spiele kein Golf, sagt Ewan, den wir an einer Bushaltestelle in Anstruther treffen, keine 10 Meilen entfernt von St. Andrews, dem Allerheiligsten des Golfsports. Zwar habe er in jungen Jahren als Greenkeeper auf einem Golfplatz an der englischen Golfküste Liverpools gearbeitet, aber er habe immer Wert daraufgelegt, Beruf und Privatleben zu trennen. Das Angebot des Golflehrers, bei ihm kostenlos Unterricht zu nehmen, lehnte Ewan damals aus gutem Grund ab. „You wouldn’t believe it“, grinst er durch seine Zahnlücke, „the Pro's name was Slicer!“. Ein Golf-Pro, der wie ein verkorkster Golfschlag heißt! Herzhaftes Lachen. Ewan gibt noch ein paar Kalauer zum Besten, ehe ich und Edel in den Bus steigen.

Wir waren von Elie kommend die Küste der Grafschaft Fife entlang gewandert, hatten mit Schaudern den unerschrockenen Frauen beim Schwimmen im Gezeiten-Pool von St. Monans zugesehen und am berühmt berüchtigten „Rockies“ Par 3 des Anstruther Golfplatzes jede Menge verirrte Golfbälle am Strand zwischen den Felsen eingesammelt. Golf ist immer bei Dir in Schottland, auch an einem Tag, an dem Du kein Golf spielst.

Bamburgh Castle Golf Club
Low tide am Bamburgh Castle Golf Club
St. Andrews Clubhouse and 1. Tee
St. Andrews - 1 Tee, Old Course
Royal Dornoch Golf Club 1. Tee
Tee-off beim Royal Dornoch Golf Club
Silversands Campground Arisaig, West coast of Mallaig
Massig Platz, Silversands Campingplatz West Coast of Mallaig
Stirling Golf Club
Schloss im Blick - Stirling Golf Club

In Stirling erwartet uns die erste Burg. Wir sollten während unserer Reise drei weiteren einen ausführlichen Besuch abstatten: Dunrobin, Crathes, und Glamis. Das sollte aber auch reichen, befriedigen sie doch unsere Neugierde nach aristokratischem Innenleben und bieten zauberhafte Parks und Gärten. Hinzu kommen Abbotsford, das wunderbar exzentrische Heim des Nationaldichters Sir Walter Scott sowie zahlreiche große und kleine, stets liebevoll inszenierte Stadtmuseen.

 

Vom Burgberg in Stirling fällt der Blick auf die gegenüberliegenden Bahnen des Stirling Golf Club. Einst Jagdrevier der schottischen Aristokratie wurde der Club 1869 gegründet. Nicht ungewöhnlich alt für das Mutterland des Golfsports, denn viele der rund 600 Golfplätze sind weit über 100 Jahre alt. So schön liegen die sanft ansteigenden Fairways, gesäumt von lichten Baumreihen: Dieser Parkland-Course muss gleich heute noch gespielt werden. Schon sieben Uhr abends. Kein Problem, sagt der freundliche Herr im Clubhaus, für 18 Löcher ist noch Zeit. Mit 70 Pfund Greenfee sollte es bei weitem der teuerste unserer Reise bleiben, ohne Zweifel jeden Penny wert. Hätte man die 20 Pfund für die Burg nicht gleich in die Greenfee investieren sollen? An Loch 9 schließt Ian zu mir auf, er hämmert seine Drives in den Abendhimmel hinaus, ich bemühe mich mit Holz 3 halbwegs mitzuhalten. Ian ist Mitglied des Clubs, wollte nur ein bisschen für das Golfturnier morgen üben und verabschiedet sich, nachdem er das 14. eingelocht hat. Um 22 Uhr endet meine Runde mit einem letzten Blick auf das hoch oben dämmernde Castle. Einen kleinen Whisky später schlüpfen wir todmüde in unsere Schlafsäcke, verbringen die Nacht auf dem Parkplatz des Golfclubs, direkt vor dem ersten Abschlag. Ian meinte, das würde sicher niemanden stören.

 

Witches Craig Caravan & Camping Park, 3 Meilen von Stirling Castle, oder Stirling Overnight Parkplatz Google Maps.

Stirling Golf Course
Blick von Stirling Castle auf den Stirling Golf Course, der seit 1869 im Royal King's Park liegt.
Stirling Golf Club
Wunderschöner Parkland-Platz Stirling

Bei den Reisevorbereitungen hatte ich zunächst gar nicht an Golf gedacht. Meine ersten Schwünge hatte ich vor rund 25 Jahren in New York gemacht, regelmäßig nach der Arbeit auf der Chelsea Piers Driving Range vom 3. Stockwerk Bälle in den Hudson gefeuert. Damals ging es zum ersten Mal nach Schottland. Begeistert hatten wir das Standardprogramm absolviert: Edinburgh, Loch Ness, Skye, die Destillerien der Speyside, Balmoral, Golfspielen in St. Andrews, untergebracht in soliden Hotels und B&Bs. Aber Golf hatte ich vor gut zehn Jahren frustriert aufgegeben, ich war bei einem mittelmäßigen 20er Handicap steckengeblieben, es ging nicht vor-, eher rückwärts. Eine Minigolf-Karriere versprach mehr Erfolg.

Traigh Golf Course Clubhouse
Bescheidenes Clubhaus in Arisaig
Honesty Box Golfclub
Self-Service Green Fee
Durchgangsrecht schottischer Golfplatz
Achtung Fußgänger!

Für diese Schottlandreise haben wir uns andere Ziele vorgenommen: Die Klosterruinen in der poetischen Landschaft der Borders, Stirling Castle, Ärmel hochgekrempelt nach Glasgow, Trekking durch die Highlands – es muss ja nicht gleich Ben Nevis sein, aber den einen oder anderen Gipfel erklimmen – Roadtrip auf der NC500, sowie die spaßigen Highland Games auf Glamis Castle. Einmal im Uhrzeigersinn um das schottische Festland mit Abstechern in das ein oder andere Glen und noch einmal nach Skye.

 

Übernachtungsplätze direkt am Wasser finden wir in den alten Heringsdörfern Portmahomack und Shieldaig an der North Coast 500. Das Geld für die Übernachtung in die Besucher-Spendenbox einwerfen.

Unsere weiteren Schottland Berichte

 

 ➦ Neuheiten Schottland Reiseführer (anschauen auf Amazon*).

 

Wir vagabundieren im VW-Bus durchs Land. Keine Reservierung drängt uns, wollen nach Lust und Laune auf Campingplätzen, in kleinen Fischerhäfen oder in der freien Natur die Nacht verbringen. An Bord: Grill, Gummistiefel, und ja: Golfschläger! Fünf an der Zahl: Holz 3, Eisen 5 und 7, Pitching Wedge und Putter. Das muss reichen. Ohne Schläger ins Mutterland des Golfsports!? Das geht dann doch nicht. Dafür bleiben die Fahrräder zu Hause.

Einsamer Übernachtungsplatz am Loch Torridon Viewpoint.

 

In Schottland ist wildes Campen erlaubt, dazu zählt natürlich nicht des Golfclubs Parkplatz, der ist privat! Die Möglichkeit, abseits der Campingplätze in freier Wildbahn oder auf ruhigen Parkplätzen zu übernachten, macht den besonderen Reiz einer Campingreise durch Schottland aus. Dennoch, die meisten Nächte verbringen wir auf feinem, gleich einem Fairway manikürten Rasen eines Campingplatzes mit herrlichen Aussichten auf Meer, Berge oder Kulturlandschaft. Zu diesen idealen Gegebenheiten gesellt sich unser unverschämtes Glück: Ein stabiles Hoch beschert uns geradezu unschottisches Wetter. Kaum ein Regentropfen beeinträchtigt unser Campingleben. Eigentlich bedeutet dies „Midgey Weather“, das Lieblingswetter der „Highland Midget“, jenes winzig biestigen Insekts, das so unbarmherzig, nein nicht stechen, sondern beißen kann. Das Wetter ist aber kühl und trocken genug, dass uns nur die Männchen ab und an um den Kopf schwirren. Das sind harmlose Vegetarier, die blutrünstigen Weibchen brauchen Wärme und schlüpfen ein, zwei Wochen später. Wir sind dann über alle Berge.

Sango Sands Campground, Durness
Schöner kann Campen nicht sein! Nord Highlands, Sango Sands in Durness
Traigh Golf Course bei Mallaig
Vom Campingplatz aus, rechts auf der Landzunge, zu Fuß zum Traigh Golf Course.

Das Schild am verschlossenen Einfahrtstor des Silversands Campingplatzes sagt uns unmissverständlich „Campground Full“. Es war ein langer Tag, auf der pittoresken 'Road to the Isles', entlang der Harry-Potter-Zugstrecke bis hierher nach Arisaig. Ich schaue sehnsüchtig hinüber, nur ein Paar 5 über den blendend weißen Strand hinweg liegen die wogenden Fairways des Traigh Golf Course, einer jener unzähligen, traumhaft in die Dünen gelegten Links, die „Visitors Welcome“ rufen, komm spiel mich! Wir sollten noch einige Male gut gefüllte bis voll besetzte Campingplätze erleben. Camping ist hip! Dazu das trockene Wetter. Und, die schottischen Campsites werden nicht vollgestopft. Das gebieten sowohl die britische Zurückhaltung als auch Brandschutzbestimmungen, die einen Abstand von 6 Metern zum Nachbarn vorschreiben. Auf dem Silversands Campground findet Joe, der den Platz zusammen mit seiner Frau betreibt, nach halbstündigem Plausch über seine Ehe, Gott und die Welt dann noch ein Rasenplätzchen für uns, ein halbes Fußballfeld mit Blick auf Strand und Golfplatz. Ideal geeignet, das Chippen zu üben.

Traigh Golf Course
Traigh Golf Course an der 'Road to the Isles'
Traigh Golf Course
Mit meinem schottischen Golfpartner am Tricky Tee 2 des Traigh Golf Course.

Traigh Golf Course in Arisaig mit Blick bis nach Skye. Silversands Caravan & Campsite auf Google Maps, umgeben von traumhaften Buchten und Stränden.

 

Skye liegt vor uns! Und auf der Wolkeninsel sollte man die Tage nicht auf dem Golfplatz verbringen, sondern die Wanderschuhe schnüren und die grandiose Natur durchstreifen. Wenngleich sich das wellige Dünengelände des Glenbrittle Campgrounds am Fuße der wild gezackten Black Cuillin Hills ideal für Linksgolf eignen würde. Gut, dass sich der 800 Jahre alte McLeods-Clan von Dunvegan Castle für einen Campingplatz entschieden hat. Und gut, dass die McLeods „ihre“ Cuillin Hills nicht verscherbelt haben. „Bergkette zu verkaufen. Gebote ab 10 Millionen“! Unglaublich aber wahr. Der Clanchef John McLeod brauchte Geld, um das marode Dach seiner Burg zu reparieren. Er berief sich auf ein Gesetz aus dem 16. Jahrhundert, nach dem die Berge sein Eigentum seien. Doch der öffentliche Aufschrei war zu groß, der Clan-Chef zog zurück, und wir dürfen heute die Cuillins ohne Eintrittsgeld erklimmen. Der junge McLeod kam dann auf die zündende Idee, eine Kaffeemarke namens Cuillin Coffee zu kreieren. Im Campers Cafe bekommt man einen Cuillin Cappuccino serviert, die McLeods versichern: „It will knock your socks off!“. Es scheint ihnen angesichts des Highland Touristenbooms wieder gut zu gehen, den McLeods, und auch das Dach von Dunvegan Castle hält wieder dicht.

Isle of Skye Glenbrittle Camping bei den Black Cuillin Hills.

Die Zeit bei schlechtem Wetter überbrücken

In den Northern Highlands. Am siebten Tage sollst Du ruhn. Der Sonntag scheint immer noch heilig im presbyterianischen Schottland. Anders kann ich mir nicht erklären, dass ich an diesem sonnigen, windstillen späten Nachmittag auf dem Durness Golfplatz im äußersten Nordwesten Schottlands mutterseelenallein einen der schönsten 9-Loch Linksplätze Britanniens spiele. Begehe ich ein Sakrileg? Ich erinnere mich, dass selbst der berühmteste Golfplatz der Welt, der Old Course in St. Andrews, sonntags geschlossen ist. So ist es seit einem halben Jahrtausend. Amen! Sei’s drum, 25 Pfund im Umschlag in die Honesty Box. Los geht’s. Bahn 1 hat es in sich, der Golfball muss einen veritablen alpinen Anstieg hinaufgetrieben werden. Dabei habe ich bereits einen halbstündigen Anmarsch hinter mir: vom Campingplatz durch das 400-Seelen-Dorf, vorbei an pechschwarzen Angus Rindern, um den alten Friedhof herum, hierher zum Golfplatz. Den Bus hütet Edel am Sango Sands Campground, dort steht er spektakulär in erster Reihe direkt an der Klippe. Kein Hotel weit und breit bietet eine solche Logenposition, und die gilt es zu verteidigen.

 

Diese Ecke muss eine der schönsten Küstenstriche Schottlands sein. Saftig grüne Wiesen grenzen an rötliche Sandstrände, karibisch anmutende Buchten, silbergrün schimmerndes Dünengras; und jenseits der Bucht von Balnakeil rahmen dunkle Bergrücken die Szenerie ein. Gesellschaft bekomme ich auf meiner Runde dann doch noch. Hoch oben auf einem Dünenrücken beobachten Mutterschaf und ihre Lämmchen die einsamen Versuche eines Zweibeiners, ein weißes rundes Etwas durch Schläge so schnell wie möglich in einem Erdloch verschwinden zu lassen.

 

Durness Sango Sands Oasis Camping. 1,5 Meilen entfernt am Balnakeil Beach liegt der Durness Golf Club.

Campingplatz Sango Sands Oasis Durness
Unsere Aussicht von Sango Sands Oasis
Durness Golf Course
Spektakuläres Loch 9 von Durness

 

Links wie Durness, Traigh, Gairloch oder die weltberühmten Plätze wie Muirfield, Carnoustie, St. Andrews sind das Markenzeichen schottischer Golflandschaften. Wir benutzen das Wort „Links“ synonym für einen Golfplatz, es rührt aber wohl aus dem altenglischen „hlinc“ her, was „Hügelland“ bedeutet. Wind formte Täler, Mulden und sich schlängelnde Bergrücken in das sandige Küstengelände. Diese Plätze wurden ursprünglich ebenso wenig mit einem Bulldozer zurechtgerückt wie mit einem Rasenmäher gestutzt. Die ersten Greenkeeper waren Schaf und Hase, Erstere zuständig für die Bahnen, Letztere für den Feinschnitt der Grüns. Freilich versucht man heute eher, die Schafe von den Golfplätzen fernzuhalten. Als ich mich eines Abends vor Sonnenuntergang in Brora vom Campingplatz des Caravan and Motorhome Club auf den direkt angrenzenden renommierten Brora Golf Club schleiche, um ein paar Chips zu üben, stelle ich mit Verwunderung fest, dass die Grüns mit Elektrodraht umgeben sind. Liebe Golfgemeinde, etwas mehr Dankbarkeit gegenüber Freund Ovis und Lepus wäre angebracht!

Wir tingeln weiter in unserem California, machen Halt in Wick im sehenswerten Heritage Center, kosten den Single Malt in der sehr authentischen Old Pulteney Destillerie; statten den Sutherlands auf Dunrobin Castle einen Besuch ab, bewerten die Drives am Tee 1 des altehrwürdigen Royal Dornach Course (since 1616!), sparen uns aber die 250 Pfund Greenfee und essen stattdessen eine Hummer-Schrippe an der Strandbude jenseits der Fairways. 

Royal Dornoch Golf Club. Tipp: Gourmet-Imbiss Highland Larder am Strand.

 

Inverness lassen wir links liegen, bummeln lieber durch die Fischerdörfer entlang der Moray Firth Küste. In Cullen löffeln wir die berühmte Cullen Skink, eine köstliche Fischsuppe aus geräuchertem Haddock, und spielen den landschaftlich spektakulärsten Golfplatz unserer Reise. Willy, unser Nachbar auf dem Sandend Campground, lange Mitglied im Cullen Links Golf Club, legte mir den Platz ans Herz. Für Longhitter ist der 4.623 Yards Paar-63-Kurs keine Herausforderung, eher ist das Eisenspiel gefordert. Aber die Länge des Kurses spielt hier keine Rolle, es sind vielmehr die beiden Höhenlagen, die diesen Platz einzigartig machen. Ein Teil der Steilküste ist hier vor Jahrmillionen auf Meereshöhe abgesackt, geblieben sind auf dieser unteren Ebene solitäre Felsformationen aus rotem Sandstein, deren eine Silhouette an ein Affengesicht erinnert. Die Bahnen drei bis sechs verlaufen auf dem gut einhundert Meter höher gelegenen Plateau. Sie bieten einen fantastischen Blick auf dieses Monument Valley von einem Golfplatz, eingerahmt von der Nordsee. Einzigartig! Nicht umsonst hatte mich Willy vor Loch 2 gewarnt. Ein Paar-3, nur 110 Meter lang, das aber ebenso viele Höhenmeter über eine steile Almwiese hinauf zur oberen Ebene zu spielen ist. Prompt brauche ich bei der Ballsuche im struppigen Ginster wieder einmal die Hilfe meiner Frau, die auch, ohne Golfbälle zu schlagen, mit Freude über den Platz spaziert und dafür verantwortlich ist, dass mein Golfballvorrat nicht zur Neige geht.

Cullen Links Golf Course, Aberdeenshire
Einer der landschaftlich schönsten – Cullen Links Golf Course an der herrlichen Küste von Aberdeenshire.
Cullen Links Golf Course
In Cullen gilt es, Felsen wie den schlafenden Affen zu umspielen.

Cullen Links Golf Club an der atemberaubenden Küste im Nordosten. Campingplätze in der Nähe: Sandend Holidays (Fotos unten), außerdem Findochty Caravan Park und Portsoy Links Caravan Park.

Home of golf, St Andrews Links
St Andrews Links, der Traum vieler Golfer

 

Zurück in St. Andrews. Im Epizentrum des Golfsports geht es zu wie in einem Taubenschlag. Bälle surren kreuz und quer durch die Luft, Platzordner regeln den Verkehr der Schaulustigen, die die Fairways kreuzen wollen, Souvenirjäger eilen zwischen den Flights schnell zur Swilcan Bridge, um ihr ikonisches Foto von diesem Steinbrücklein mit dem weltberühmten Clubhaus im Hintergrund zu schießen.

Fünf Links-Plätze schmiegen sich eng an eng hinaus auf das Dünengelände, das wie ein Horn in die Bucht von St. Andrews ragt. Der größte öffentliche Golfkomplex Europas, dazu noch Hüter der heiligen Golfregeln. Man muss in diesem Tollhaus nicht selbst gespielt haben, es sei denn, man ist einer der Golfverrückten dieser Welt. Stattdessen empfehlen wir, sein Reisemobil an den West Sands Beach zu steuern, Höhe 18. Loch des Jubilee Kurses zu parken, sich erst einmal einen Tee zu kochen und sich anschließend auf die Dachterrasse des Links Clubhauses zu begeben, um in aller Ruhe die Golfschlacht zu beobachten. Wie sagte doch ein Clubmitglied des R&A St. Andrews: „Nein, es ist überhaupt nicht gefährlich auf dem Old Course zu spielen, er wäre im vergangenen Jahr nur dreimal von einem Ball getroffen worden!“ Wenn das nicht Britischer Humor ist.

 

Wir treffen Lisa aus den USA, die aufgeregt beim ersten Abschlag des Old Course ihr Baby auf dem Arm schaukelt. Ihr Mann Jason steht abschlagbereit an der Tee Box und will nicht so recht zu den anderen drei Herren dieses Foursome passen. Jason hatte sich gestern Abend gegen 20 Uhr vor dem altehrwürdigen Clubhaus in einen Campingstuhl gesetzt und sich bis heute morgen nicht mehr vom Fleck gerührt, erzählt Lisa. Wer sich erst zwei Uhr morgens anstellt, hat schon verloren. Die unbequeme Nacht hat sich für ihn ausgezahlt, einer der Golf-Aficionados ist ausgefallen, Jason darf am Nachmittag einspringen. Er schlägt mit einem langen Eisen ordentlich ab, alle anderen greifen zum Driver, die Nervosität ist groß, ebenso die Gefahr, sich am ersten Abschlag des Old Course von St. Andrews vor all den Zuschauern zu blamieren.

 

Swilcan Bridge, Old Course St. Andrews
Fototermin an der Swilcan Bridge – 18. Loch Old Course St. Andrews

St. Andrews Old Course. Startzeiten mindestens ein Jahr im Voraus buchen. Tipp: Dunvegan Barlebhafter Pub mit Golfgeschichte an den Wänden. Schöner Caravanpark in bester Lage für St. Andrews: St Andrews Holiday Park. Zwischen dem Old Course und den Dünen gibt es am West Sands Beach einen großen, kostenlosen Rasenparkplatz.

Parking West Sands Beach, St. Andrews
Parken in unmittelbarer Nähe des Golfgeschehens am West Sands Beach, St. Andrews

Ein letztes Mal frei campen, am englischen Strand, direkt vor der ersten Tee Box, bevor uns die Fähre in Newcastle wieder zurück auf den Kontinent bringt. Dieser letzte Tag bietet noch einmal alles auf, was unsere Reise so außergewöhnlich macht. Wir stehen in einer kleinen Parkbucht hoch über den Dünen, keine hundert Meter vom ersten Abschlag des Bamburgh Golf Course entfernt. Ganz legal, nicht auf dem Clubparkplatz! Wir machen Tea Time. Die Schiebetüre offen, schlürfen wir unseren Tee, blicken über Dünengras und Strand hinaus auf die weite See und verfolgen durchs Fernglas eine Gruppe Delphine. Dann die Tee Time. Eine letzte Runde im Abendlicht auf einem klassischen britischen Links-Course. Ein Gassigeher, Clubmitglied, rät mir am vierten Abschlag, meinen Drive links zu halten. Ich bin dankbar. Auf der einen Seite liegt die von der Ebbe entblößte Bucht, auf der anderen thront Bamburgh Castle, Schauplatz der Netflix-Serie ‚The Last Kingdom‘. Eigentlich ein absoluter Geheimtipp, den man nicht verraten sollte. Also vergessen Sie diesen Ort gleich wieder!

Bamburgh Golf Course
Putten mit Blick auf Bamburgh Castle

Übernachtungsplätze am Bamburgh Beach entlang der Sackgasse The Wynding, an deren Ende der Bamburgh Castle Golf Club liegt. Tipp: Morgenrunde spielen und im Clubhaus duschen.

 

Weitere Stationen der Camp 'n' Golf Schottland Tour

Ein Abstecher in die Royal Deeside. Anschauen: Garten von Crathes Castle, das berühmte Highland Games Centre in Braemar. Braemar Golf Club am River Dee. Der Braemar Caravan Park liegt am Stadtrand.

 

Gairloch Golf Course, in einer Traumbucht in den Dünen. Gairloch Holiday Park: Schöner Campingplatz auf einer Anhöhe mit Blick über die Bucht.

 

Ullapool, ein Etappenziel des berühmten North Coast 500, liegt malerisch am Loch Broom. Unbedingt in der Mittagsschlange vor der Seafood Shack anstellen. Ullapool Golf Club. Camping Broomfield Holiday Park

Ullapool und sein Golfplatz
Blick auf Ullapool und den Golfplatz

 

Dalmally Golf Club. Abgeschiedener, kleiner Platz bei Kilchurn Castle, Loch Awe. Niemand zu sehen, das Geld wird einfach eingeworfen.

 

Einen der schönsten Stellplätze unserer Reise finden wir am Port Erroll Harbour in der Cruden Bay, gegenüber dem Cruden Bay Golf Club.

 

Hopeman Golf Club an der Moray Coast bei Elgin.

Hopeman Golf Club
Signature Green auf dem Hopeman Golf Course

 

Trump International Golf Links südlich von Aberdeen

Trump International Golf Club Aberdeen
Mal schauen, ob Donald Trump da ist

 

Von Jürgen Mahler (2 Fotos depositphotos.com)

Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag im Gästebuch.

 

 

Den ganze Schottland Roadtrip lesen mit allen Reisetipps