Norwegen Roadtrip Teil 5: Vesterålen und Senja
Kurs auf die Vesterålen und Senja
Nach dem Abschied von den beeindruckenden Lofoten setzen wir Kurs auf die Vesterålen und Insel Senja. Hier erwartet uns ein Norwegen, das noch rauer, stiller ist.
3 Tagesroute | Vesterålen-Senja | Mitte Juni
Vesterålen: Freistehen Insel Andoya (1ÜN)
Fähre Andenes-Senja: Ersfjordstranda Stellplatz (1ÜN) – Fjordbotn Camping (1ÜN).
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Wir landen in Melbu auf Langøya auf den Vesterålen, 300 km nördlich des Polarkreises. Insel der Landenge, Fjorde und Berge, die direkt aus dem Meer steigen. Wenn man in Melbu ankommt, muss man bei 'Stein Magnussen' Brot kaufen! Ist die Bäckerei schon geschlossen, gibt es das Brot auch im großen Supermarkt Extra, der für den Einkauf der nächsten Tage zu empfehlen ist. (Fähre Fiskebøl-Melbu 25min Fahrplan).
Es folgt eine wunderschöne Fahrt entlang des großen Hadselfjords. Die vorbeiziehenden Häuseransammlungen wirken wie Orte am Ende der Welt. Gegenüber ragt die Lofotenwand mit ihrer Rückseite direkt aus dem Meer.
Wir schaffen es noch auf die Insel Andøya und verbringen den Abend und die Nacht auf dem vielleicht schönsten Stellplatz unserer Reise. Allein, einsam und ungestört. Es war ein langer Tag von der Wanderung auf den Delpen bis hierher. Auf den Felsen im Meer beobachten wir Seeadler, morgens weckt uns das Bimmeln der Schafsglocken. Wir sind wieder gestärkt für die nächste unglaubliche Aussicht – von Måtind, einer Klippe über traumhaften Buchten! Zwei sonnenreiche Tage, sagt schon wieder unsere Wetter-App voraus.
(Einige Wohnmobile übernachteten am Rastplatz Sandvika Beach, der abends im Schatten lag).
Wir sind auf der Landschaftsroute Andøya an der Westküste am offenen Nordmeer in Richtung Andenes. Eine raue Schönheit mit schroffen Felswänden, baumlose Tundra, über die ein steter Wind vom Meer her weht.
Ein Muss sind die Toiletten am Rastplatz Bukkekjerka. Der Betonbau imitiert die scharfkantigen Felsformationen seiner Umgebung. Die Scheiben der Toilettenkabinen sind von innen durchsichtig, man kann sich aber entspannt hinsetzen, sind sie verspiegelt und von außen spiegelt sich in ihnen nur die Landschaft.
Måtinden – Der krönende Ausblick der Vesterålen
Die bizarren Felswände, die ins Meer hinausragen, sind selbst für Norwegen einzigartig. Der Måtinden ist ein beliebter und leicht zugänglicher Gipfel. Nach einem ersten steilen Aufstieg erreicht man das Gipfelplateau und überquert eine große, tundraähnliche Hochebene. Von hier aus sieht man bereits den letzten Anstieg über den Buckel zum Måtinden. Oben angekommen, weiß man gar nicht, wohin man zuerst schauen soll: Links der Strand von Høyvika, rechts der Strand von Otervika und das Fischerdorf Bleik mit einem der schönsten und längsten Sandstrände Norwegens. Vorsicht an der Abbruchkante – es geht 400 Meter in die Tiefe.
- Im Rother Wanderführer Lofoten (mit Vesterålen) als Top-Tour Nr. 59 plus einer längeren Variante: Küstenwege zwischen Stave und Bleik. Wanderparkplatz auf Google Maps.
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Sommeridyll Bleik. Das schöne Küstendorf Bleik wirkt wie ein norwegisches Sommerparadies, die Menschen wirken glücklich und entspannt. Auf der Terrasse des kleinen Supermarkts 'Joker' sitzen sie sonntags zusammen, trinken und grillen, selbst vor der Ambulanz ist der Grill angezündet. Hier möchte man Ferien machen. Den Namen Bleik (bleich) verdankt der Ort wohl seinem charakteristischen hellen Sandstrand. Vor Bleik liegt der Vogelfelsen Bleiksøya, Heimat von bis zu 80.000 Papageientaucher, der größten Kolonie in Norwegen. Beste Besuchszeit ist die Brutzeit von Mai bis Mitte August.
Letzte Insel Senja
Am Ende von Andøya nehmen wir um 17 Uhr die Fähre von Andenes nach Senja, unserer letzten Station in Nord-Norge. Es ist ein alter Kahn, man döst vor sich hin, schaut erwartungsvoll durch die blinden Fenster, wartet, wann Senja in Sicht kommt, die wilde, ungezähmte Schönheit.
Nach 2:45 Stunden legen wir in Gryllefjord an, das uns freundlich empfängt. Die Sonne wird uns auch auf Senja nicht verlassen. Auf Senja ist mehr los, als wir erwartet haben. Es ist Anfang Juni, ein Sonntag, und auf die Rückfähre wartet schon ein Stau von norwegischen Wochenendheimfahrern.
- Fähre Andenes - Senja (Gryllefjord), Fahrplan 2 x täglich am Morgen und späten Nachmittag , 1:45 Std, 600 NOK, mit Autopass nur die Hälfte.
An Dramaturgie hat die Insel Senja einiges zu bieten, das erleben wir auf der Fahrt entlang der "Zähne des Teufels". 1000 Meter hohe Felsgiganten. Die Nationale Touristenstraße Senja schlängelt 100 km sich fjordein und fjordaus sowie durch einige Dörfer.
Wir beeilen uns, halten nur kurz an der Bergsbotn Aussicht, um einen Stellplatz am Ersfjord Strand zu ergattern. Für unseren VW-Bus ist auf dem großen Parkplatz (kostenlos) gerade noch eine Lücke frei. Hier steht das berühmte "goldene Klohäuschen" Gulldassen, 1 Unisex-Kabine für alle. Früher mag das ausgereicht haben, heute sind noch 3 Dixi-Klos aufgestellt. Der Parkplatz liegt hinter der Straße und größtenteils ist der Meerblick verdeckt. Vorteilhaft für einen Stellplatz ist die frühe Anreise oder die Morgenfähre nach Senja.
Die Abendstimmung am Strand ist herrlich. Camper haben ihre Zelte aufgeschlagen, machen ein Lagerfeuer und grillen. Wir schnappen uns Stühle und ein Bier, setzen uns auf den Grashügel oberhalb der Straße und genießen den Moment. Dunkler wird es ja nicht, also machen wir noch einen Spaziergang ins Dorf. Ersfjord besteht aus lauter adretten Häusern mit akkurat geschnittenem Rasen, auf denen die Mähroboter unermüdlich arbeiten. An jedem Haus steht ein Grill, denn die Norweger sind verrückt nach Grillen – sie grillen einfach gerne draußen, auch im Winter.
Unbedingt zum Aussichtspunkt Tungeneset - die Teufelszähne von Senja!
Bevor es am nächsten Morgen weitergeht, fahren wir noch ein Stück zurück nach Tungeneset, wo sich am Ende des Holzstegs faszinierende Felsformationen und ein einmaliger Blick auf die "Teufelszähne" auftun, das Gebirgsmassiv Oksen. Von der Straße aus ist nur der Rastplatz zu sehen. Es ist so schön, dass wir uns Kaffee und Frühstück holen und die Aussicht noch eine Weile genießen.
30 km weiter hat der Fjordbotn Camping einen Platz für uns, direkt am Fjord, wo man am schönsten steht. Die Anlage ist ansonsten ok, die Küche sehr gepflegt (Schuhe vorher ausziehen). Duschen inklusive ohne Limit.
Fischerdorf-Insel Husøy. Ein schöner Ausflug ist die Fahrt zu diesem charmanten Fischerdorf. Husøy liegt auf einer Insel im Fjord, die durch einen Damm mit dem Festland verbunden ist, und betreibt noch aktiv Fischerei und Fischzucht. Nach der Fahrt durch einen nur grob in den Fels gehauenen Tunnel ist die Anfahrt zum Fischerdorf äußerst fotogen. Mein Tipp: Im kleinen Supermarkt Joker kann man Produkte der einheimischen Fischer kaufen, der geräucherte Lachs war hervorragend.
Auf einem weiteren Landfinger nach dem Hafen von Botnhamn kommen am Ende zwei malerische kleine Strände, Jekthavna und Laukvika, an denen einige Wohnmobile in herrlicher Lage übernachten. Google Maps
Gleich hinter dem Strand liegt der schlichte Friedhof mit der kleinen Kirche.
Über die Festlandbrücke von Senja sind wir nach 85 km wieder auf der E6, dem Arctic Highway, der schnellen Route zurück in den Süden, knapp 1.500 km nach Oslo.
NORWEGEN ROUTE RÜCKWEG:
Insel Senja – E6 Trondheim – Dovrefjell Nationalpark Snøhetta – FV 27 Landschaftsroute Rondane Nationalpark – Lillehammer – Oslo – Küstenorte Ula - Risør – Fähre Kristiansand - Hirtshals (Dänemark).
Von Edel Seebauer | Fotograf Jürgen Mahler
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