USA Nordwesten Teil 7 | Yellowstone Nationalpark 2. Teil
Yellowstone – im ersten Nationalpark der Welt hat jede Region einzigartige Attraktionen
Yellowstone Reisebericht 1. TEIL >
Erlebnisse Tag 2–Tag 4. Die Farbtöpfe Artists Paintpots, Sinterterrassen von Mammoth Hot Springs, der schlammspuckende Mud Vulcano, Wanderung auf den Panoramaberg Bunsen Peak, die großen Wasserfälle, dramatische Ausblicke am lebhaft leuchtenden Grand Canyon, unter wilden Bisons in den malerischen, wildreichen Flusstälern Hayden Valley und Lamar Valley.
Vom Madison Campground machen wir uns früh auf den Weg und werden mit einem unglaublichen Sonnenaufgang über dem dampfenden Yellowstone belohnt. Am Artists Paintpots angekommen, sind wir erstmal ganz alleine.
TAG 2. Nord Yellowstone und die Mammoth Hot Springs
(ab Madison Campground und zurück)
- Artists Paintpots – im dampfenden und brodelnden Malertopf (1-1,5 Stunde)
- Auf den Aussichtsberg Bunsen Peak – am besten morgens oder später Nachmittag (3-4 Stunden)
- Mammoth Hot Springs – das Highlight im Norden (2 Stunden)
- (Optional) Boiling River – Baden im warmen Fluss (1,5 Stunde)
- Roaring Mountains – ein Hang voller dampfablassender Fumarolen (Rückweg 15-30min)
Route Madison bis Mammoth Hot Springs mit Boiling River und retour 75 Meilen /120km.
*(in Klammer ungefähre Aufenthaltszeit als Anhaltspunkt).
Google Map Karte mit allen besuchten Yellowstone Orten.
Artists Paintpots – Malertöpfe mit dem 'Blubb'
Die Artists Paintpots sehen tatsächlich aus, wie angerührte Malerfarben. Es gibt keine große Show, macht aber großen Spaß zuzuschauen, wie Schlammblasen platzen und aufwirbeln, manche bis zu 6 Meter hoch. Die Schlammbecken sind nicht so malerisch, wie andere heiße Quellen, dafür bieten sie eine turbulente Schlamm-Kochshow in einer bizarren Landschaft.
Der Weg führt zunächst flach durch einen gespenstischen, toten Wald (Großbrand von 1988). Von den heißen Quellen gespeist, schlängelt sich ein kleiner Bach, Dampf steigt durch die ersten Sonnenstrahlen auf. Es folgen Quellen mit klarem Wasser und milchig blaue Pools. Weiter den Hügel hinauf spucken die Töpfe immer dickeren Schlamm. Kessel mit Dampfdüsen, ätzende, kochende Pfützen, pfeifende Schlammvulkane. Vom Paintpot Hill hat man einen wunderbaren Blick über die 'Höllische Waschküche' und die weiter entfernten Aktivitäten im Gibbon River Valley.
Die Artists Paintpots sind definitiv eine einzigartige Erscheinung im Yellowstone und ein Ziel für Fotografen: im Licht der ersten Sonnenstrahlen oder am späten goldenen Nachmittag.
- Der Rundweg ist einfach und 1,8km lang (linksrum laufen), besser vor 10:00 Uhr oder nach 17:00 Uhr kommen, dann sind die Wege noch nicht verstopft. (Artists Paintpots Trail Google Map)
Bevor wir auf den Bunsen Peak steigen, wird im Wohnmobil richtig gefrühstückt, die Auswahl an Parkbuchten mit schöner Aussicht ist im Yellowstone groß. Wir halten an einer Flusslandschaft und ein auf die Straße spazierender Bison kommt wie gerufen. Die Fahrt von Madison nach Mammoth wird idyllisch vom Gibbon River begleitet. Bisons, Hirsche und auch Bären erspäht man hier am besten in der Dämmerung.
Wanderung auf den Bunsen Peak – Yellowstones Aussichtsberg
Der exponierte Gipfel des Bunsen Peak beschenkt den Wanderer mit großartigen Panoramen auf die Mammoth Sinterterrassen mit der Gallatin Mountain Range, den Sheepeater Canyon, die Swan Lakes und das zentrale Plateau. Die Caldera des Supervulkans Yellowstone wird von hier oben erst erkennbar. Wenn der Tag zu heiß sein sollte, lohnt sich für die herrliche Aussicht auch schon der halbe Weg. Auf 2.500m wachsen immer noch mächtige Drehkiefern. Die vielen, vom Wind polierten, toten Baumstämme sind die Überreste vom wütenden Borkenkäfer und nicht etwa vom großen Brand 1988. Benannt wurde der Berg nach dem deutschen Chemiker Robert Bunsen, dem Erfinder des Bunsenbrenners, der 1846 die Naturphänomene der Geysire im Yellowstone untersuchte.
Der Bunsen Peak (2610m) ist als hervorragender Aussichtsberg eine beliebte Halbtagswanderung, zwar mit steilen Passagen, aber relativ einfach zu erklimmen.
- Bunsen Peak Trail: 400 Höhenmeter – 3 Stunden. Google Map.
- Nachmittags können starke Winde und Gewitter kommen – die Wanderung am Vormittag oder späten Nachmittag unternehmen. Früh kommen, der kleine Parkplatz ist schnell voll, sonst etwas südlich am Swan Lake parken.
- Vom Gipfel kann noch weiter bis zu den Osprey Falls gewandert werden (Gesamtzeit Hin/Rück 5h30).
- Der Bunsen Peak ist auch eine gute Alternative zu dem längeren Mount Washburn Trail.
Malerisch geht die Fahrt am zerklüfteten Golden Gate Canyon mit den Rustic Falls und der Golden Gate Felswand weiter. Zwischen Felsen und Pinien erspähen wir dann das erste Stück Alabasterweiß und die Mammoth Thermalquellen künden sich an.
Mammoth Hot Springs
Die Mammoth Hot Springs sind berühmt für ihre graziösen Sinterterrassen. Die imponierende Lower Terrace ist über einen Plankenweg in einer guten Stunde mit der Upper Terrace verbunden. Die Schwefelgelben Canary Springs und surrealen Palette Springs der unteren Terrassen bieten die schönsten Anblicke. Andere Kalkstein-Ablagerungen erinnern an einen Schwamm oder einen weißen Elefantenrücken. Die Minerva Spring Terrassen sind trocken, aber dennoch sehr fotogen.
Im Jahr wachsen die Terrassen um 1 Tonne Kalksinter. Der im heißen Wasser aufgelöste Kalkstein urzeitlicher Meere wird nach oben gespült und lagert sich anfangs schneeweiß ab. Die Fließrichtungen ändern sich von Jahr zu Jahr und auch die Farben. Je nach Temperatur sind ihre Bakterien- und Algen-Bewohner grau bis bläulich-grün oder gelb-orange-rot. So mancher Hut, und manchmal ein Handy, leisten ihnen unfreiwillig Gesellschaft.
- Die Upper Terrace erreicht man über den Oneway-Loop auch mit dem Auto (Wohnmobile bis 25 Feet).
- Der kostenlose, Ranger-geführte Morning Walk (9 Uhr, 1h30) ist lohnenswert. Genaue Ranger Termine nach Jahreszeit.
- Im Herbst kann man Wapiti Hirsche morgens und abends auf den warmen Sinterbecken liegen sehen.
- Mammoth Hot Springs Aktivitäten & Besucherinfos | Mammoth Hot Springs Map / Areal Plan.
Ein chinesischer Tourist kam einmal auf die Idee, das Mammoth-Thermalwasser für 'medizinische' Zwecke zu sammeln und stieg vom Holzsteg. Statt dem heilenden Wasser, erhielt er eine Geldstrafe von 1.000 Dollar.
Nicht so zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals gab es weder eine Promenade, noch ausgewiesene Wege oder Sicherheitswarnungen. Alle kletterten ungestraft auf den Kalkterrassen von Mammoth Hot Springs herum. Als Souvenir war es üblich, sich ein Stück davon abzuschlagen. Ein gutes Geschäft waren die Travertin-Glücksbringer. Irgendein persönlicher Gegenstand oder ein Hufeisen wurden über 24 Stunden in die heiße Quelle getaucht, bis die Kieselsäure darauf eine weiße, feste Schicht gebildet hatte.
Dass Mammoth der niedrigste und wärmste Ort im Park ist, bekommen wir Mitte September noch zu spüren. Die Sonne brennt bei gefühlten 30°C (tatsächliche 20°C) in schon rote Gesichter. Nach der schweißtreibenden Besichtigung steht als nächstes der 'Boiling River' auf unserem Programm. Schon der Gedanke daran lässt uns im Camper zur eiskalten Coke im Kühlschrank greifen – das heiße Flussbad wird gestrichen.
Der Boiling River, der am schlechtesten gehütete Yellowstone-Geheimtipp, wie es der Lonely Planet beschreibt, liegt 3 Meilen/10min nördlich von den Mammoth Hot Springs. Hier darf man in einen Fluss mit mehreren thermalen Pools steigen. Nacktbaden und Hunde sind verboten, sowie das Baden nach Sonnenuntergang. Vom Parkplatz sind es noch 800m zu Fuß. Eine Umkleide ist vorhanden. Badekleidung, Handtuch, Flip-Flops oder Wasserschuhe einpacken. Im Frühjahr bei Hochwasser ist das Bad geschlossen.
Roaring Mountain – das Brüllen wird leiser. Von Mammoth treten wir die Rückfahrt nach Madison an. Den Roaring Mountain wollen wir uns auf dem Weg noch anschauen. Der bleiche, pockennarbige Hügel ist übersät mit Fumarolen, Öffnungen und Rissen im Boden, aus denen heißer Dampf entweicht. Das Magma liegt hier näher an der Oberfläche als an jedem anderen Ort im Park. Vor 100 Jahren war sein brüllendes und rumpelndes Dröhnen 6 Kilometer weit zu hören. Man hielt sich von ihm fern, irgendwo dort wurde der Eingang zur Hölle vermutet. Heute ist der Brüllende Berg leiser geworden und gibt mehr ein Zischen von sich. Zu nah sollte man ihm dennoch nicht kommen, was aus den Dampfdüsen bläst sind ätzende Gase von 150°C Grad.
Das Gebiet um Roaring Mountain wird oft von Bären durchstreift, bei der Durchfahrt also die Augen aufhalten.
Einmal noch biegen wir ab zum Picknickplatz Gibbon Meadows, wo auch Wohnmobile parken können. Bei Bier und Chips schauen wir den Fliegenfischern im Gibbon Fluss zu, wie sie feinfühlig ihre Rute zu eleganten Bögen werfen. Ein wunderbarer Platz zum Entspannen, begleitet vom leisen Surren der Angelschnur.
Zurück im Madison Campground. Ein letzter Sundown-Walk am Madison River, dann wird der Abend eingeläutet, überall brennen schon die Feuerstellen. Der Abstand zum Nachbarn ist groß genug, man begrüßt sich und kommt ins Gespräch mit dem gewohnten 'where are you from?'. Das Ehepaar aus Washington D.C. ist auf ihrem ersten 'Retirement Trip'. Die Ruhestandsreise bringt sie zum erstem Mal in den Yellowstone. Sie haben sich einen Mercedes Sprinter zugelegt, den wir auf dieser Reise immer häufiger auf Campingplätzen sehen. "Ein VW California sei in den USA ja leider nicht mehr zu kriegen, wer hier noch einen alten VW Bus besitzt, wird wie ein Rockstar behandelt", erzählt uns Matthew. Zum Nachtisch laden sie uns auf einen 'Gimmesomemore' an ihr Lagerfeuer ein. Sie machen es vor, grillen ein Marshmallow und quetschen es zwischen zwei Schoko-Cookies – wie der Name schon prophezeit, blieb es nicht bei einem.
TAG 3 & 4. Yellowstone Grand Canyon & Hayden Valley
(ab Canyon Campground und zurück)
- Grand Canyon North Rim mit den Aussichtspunkten: (1/2 bis 1 Tag)
Upper Falls, Lower Falls, Red Rock Point, Lookout Point Grand View und Inspiration Point. Mit dem Auto (4km North Rim Drive) oder schöner zu Fuß über den North Rim Trail (1/2 Tag)
- Grand Canyon South Rim Drive: Upper Fall View, Artist Point (1-2 Stunden)
- Wanderung South Rim Trail mit Uncle Tom’s Trail (2-4 Stunden)
- Canyon Rim Ranger Walk (geführt 1½ Stunden)
- Besuch Canyon Education Center
- Hayden Valley – Game Watching Spot und herrliche Flusslandschaft
- Mud Vulcano – Schlammtöpfe, Schwefel und heiße, saure Quellen (1 Stunde)
*Teile der Trails können bei Instandsarbeiten gesperrt sein, aktuelle Lage checken.
(in Klammer ungefähre Aufenthaltszeit als Anhaltspunkt).
Google Map Karte mit allen unseren besuchten Yellowstone Orten.
Grand Canyon of Yellowstone – Tuschkasten der Natur
Ruhig fließt der Yellowstone River durch beschauliche Täler bis er über zwei Wasserfälle spektakulär in eine wildromantische Schlucht stürzt – erst 33 Meter über die erste Schwelle, um wenig später 93 Meter in die Tiefe des Grand Canyon of Yellowstone zu donnern.
Die gebotenen Ein- und Ausblicke am Yellowstone Canyon sind schon fantastisch. Eine Straße und Wanderwege verbinden die Viewpoints. Am schönsten ist es, an den Schluchtkanten entlang zu wandern, um den Besuchern etwas aus dem Weg zu gehen. Am North Rim reihen sich die meisten Aussichtspunkte. Das Farbenspiel des Grand Canyon mit den beeindruckenden Wasserfällen ist herrlich anzuschauen. Bei Sonnenschein zeigt sich ein Regenbogen durch die aufsteigende Gischt. In den North und South Rim Trail kann an verschiedenen Stellen eingestiegen werden und alle Viewpoints am Canyon liegen nicht weit von einem Parkplatz (Karte unten).
Yellowstone Canyon – North Rim Drive
- Der North Rim Drive ist eine 4km Einbahnstraße, die bei Canyon Village wieder rauskommt.
- 4 Parkplätze zu den Aussichten: Brink of Lower Falls | Red Rock Point mit Lookout Point | Grand View | Inspiration Point.
- North Rim Besuch mit dem Auto (Parkplatz-Hopping, ca. 3-4 Stunden).
- Der Yellowstone Grand Canyon ist ein Besuchermagnet und die Parklätze vormittags schnell gefüllt, daher früh am Morgen kommen oder später Nachmittag, zudem die schönsten Tageszeiten.
- Das beste Licht auf die großen Lower Falls hat man in der Morgensonne.
Wanderung North Rim Trail
- Der komplette Trail von Wapiti Lake Parking – Inspiration Point: 11km hin/zurück, 4-5 Stunden, der Rückweg über die Straße ist etwas kürzer. Wer gerne an den schönsten Aussichten verweilt, was man inklusive Picknick tun sollte, kann auch einen ganzen Tag damit verbringen und noch weiterwandern.
- Wanderwege & Trails in der Yellowstone Grand Canyon Area.
Weg zum Inspiration Point. Der schöne hintere North Rim Abschnitt vom Grand View bis Inspiration Point verläuft eben auf einem Naturpfad mit großartigen Ausblicken in beide Richtungen des Canyons, gesamt 3km.
Zwei lohnenswerte Abstiege vom North Rim
Brink of Lower Falls. Schnell und steil führt der Weg hinab zur Aussichtsplattform, mühsam ist der Wiederaufstieg, aber das Erlebnis ist es allemal wert, neben den grünen Wassermassen zu stehen, die unter ohrenbetäubendem Getöse ins Leere stürzen. Mit 94 Meter sind die Lower Falls fast doppelt so hoch wie die Niagarafälle. Trail gesamt 2,5km.
Red Rock Point ist der andere aussichtsreiche Abstieg vom North Rim. Ein schöner Pfad schlängelt sich den Canyon steil hinunter. Über Promenaden und Treppen kommt man den Lower Falls näher, am Ende mit direktem Blick auf den großen Wasserfall und die Aussichtsplattform, auf der wir vorhin noch standen. Trail gesamt 1,5km.
Yellowstone Canyon – South Rim Drive bis Artist Point
- Am Ende des 2,5km langen South Rim Drive tun sich vom Artist Point die spektakulärsten und farbenprächtigsten Blicke auf den Canyon und die Lower Falls auf, in den schönsten Schattierungen in der Morgensonne. Mit rund 370m ist es die tiefste Stelle des Canyons. Gegenüber vom Grand View ist der Blick auf die hohen Lower Falls ähnlich großartig.
- 2 Parkplätze: Uncle Tom’s Trail und Artist Point.
Wanderung South Rim Trail
- Von Wapiti Lake Parking bis Artist Point und zurück 6,5km. Wer noch mehr beeindruckende Ausblicke möchte, geht weiter bis zur Lilypad Lake Kreuzung oder bis ans Ende am Point Sublime und auf gleichem Weg zurück. (8km, gesamt ca. 3 Stunden).
- Der Uncle Tom’s Trail (gesamt 1km) führt in sehr steilen Stufen 150m hinab, von wo man Ausblicke auf die 33m hohen Upper Falls genießt.
- TIPP. Eine geführte Ranger-Wanderung wird ab Artist Point angeboten (s. Bericht unten).
South Rim Ranger Walk – tolle Wanderung ab Artist Point
"Walking the Edge" – Mit dem Park-Ranger am Abgrund des Canyons
Während wir an der Abbruchkante des Yellowstone Grand Canyon entlangwandern, bewundern wir die farbigen Canyon-Wände und genießen atemberaubende Aussichten. Eigentlich ist das Gestein grauer Rhyolith, die mineralischen Pastellfarben von Weiß, Gelb, Rosa bis Orange sind thermale Reaktionen, seine namensgebenden Gelbtöne kommen nicht vom Schwefel, sondern Eisen. Oft sind die Blicke in die Schlucht und auf den Yellowstone River schwindelerregend. Unser Ranger versteht es, uns interessant und unterhaltsam die Geologie und Geschichte des Yellowstone näherzubringen. Als wir von den bislang 13 Abstürzen hören, treten alle einige Schritte zurück. Früher durften Canoes auf dem Yellowstone Fluss fahren, bis ein betrunkener Canoe-Verleiher über die Upper Falls fuhr und sich mit einem Sprung gerade noch retten konnte. Dann zeigt er uns den Umgang mit dem Bärenspray, ein besonders starkes Pfefferspray in XXL-Dose. Missgeschicke passieren immer wieder. Wie dem Mann, der sein Bärenspray vorsichtshalber entsicherte, weil er alleine wandern ging, und es dann beim Einsteigen in seinem Wagen auslöste. Nichts gegen die andere Vorstellung, eine Eruption des Yellowstone Supervulkans wie vor 2,1 Mio. Jahren, die so stark war, dass sie heute ganz Kalifornien unter einer 2,5m dicken Asche bedecken würde.
- Ranger Canyon Walk. Treffpunkt Artist Point / South Rim Drive. Dauer 1½ Stunden bis Lilypad Lake und zurück. Im Herbst 15:00 & Sommer 9:00. Es bietet sich an, noch bis ans Ende 'Point Sublime' zu wandern. Termine Ranger Programm nach Jahreszeit.
Ein Tal wie gemalt – das Hayden Valley
Der Zauber des Lichts. Das Hayden Valley, ein ehemaliges Seebett aus der letzten Eiszeit, ist heute eine weite Gras- und Hügellandschaft, durch die sich breit und sanft der Yellowstone River schlängelt. Geduldige Beobachter können Fischadler, weiße Pelikane, Weißkopfseeadler, Trompetenschwäne und Kanadagänse sehen – aber auch Kojoten und Wölfe, Grizzlys im Frühjahr, Elche und viele Bison zur Herbstzeit. Auf der Lower Loop Road folgen mehrere beliebte Aussichtspunkte, die sich eine Stunde vor Sonnenuntergang mit Autos füllen. Aber auch schon das Flusstal ist eine Augenweide, besonders im Morgennebel nach dem Sonnenaufgang, dann sind weniger Menschen auf den Beinen. Noch vom Morgenreif bedeckt liegen die Bisons im Gras. In dem sumpfigen Gebiet fühlen sie sich ganzjährig sichtlich wohl.
Ein Traum für jeden Fotografen & unser schönster Frühstücksplatz.
Das Hayden Valley wurde unser Lieblingsort, um das Frühstück einzunehmen. An eine der märchenhaften Flussbiegungen stellen wir uns hin, verfolgen den Morgenwandel von der Dämmerung ins goldene Licht. (Unser Foto-Ort auf Google Map). Zu dieser stillen Tageszeit ist das weite Flusstal ein besonderes Erlebnis und man wird mit fantastischen Bildern belohnt. Ein besseres Fotomotiv folgt dem anderen und das Aus- und Einsteigen wird zum Frühsport. In die leuchtend daliegende, frische Morgenlandschaft zu treten, ist jedes Mal etwas Wunderbares.
Hier beginnt auch der Alum Creek Trailhead, den wir ein Stück gehen wollen (Bärenspray dabei), aber gesperrt vorfinden. Ein Tierkadaver liegt auf dem Weg, was Bären-Alarm bedeutet. Einen Hügel weiter wurde gerade eine Entdeckung gemacht, '13 Stück' ruft einer, ein seltenes Rudel Wölfe, das wir noch in Richtung Wald verschwinden sehen. 70 Jahre nach seiner Ausrottung wurde der Wolf 1995 im Yellowstone wieder angesiedelt.
Das Hayden Valley zur Mittagszeit in einem ganz anderen Licht, als noch heute Morgen.
1872: Erster Nationalpark der Welt – Indianer-Kontakt inklusive.
Das Hayden Valley liegt nur 15min südlich des Yellowstone Canyon und ist nach dem amerikanischen Geologen Ferdinand Hayden benannt, der die Zusammenhänge und den gigantischen Vulkan unter seinen Füßen erkannte. Es war in der Zeit, als die Natur noch etwas war, dass es zu erobern galt. Hayden sah bereits ihre Bedrohung und war schlau. Er nahm den bekannten Maler Thomas Moran und den Fotografen William Henry Jackson 1871 mit auf seine nächste Yellowstone-Expedition. Und siehe da, nicht seine Forschungsberichte, aber die mitgebrachten Bilder und Fotos übten bei den Regierungsverantwortlichen eine so große Faszination aus, dass im Jahr darauf der erste Nationalpark der Welt gegründet wurde. Morans Bilder vom Yellowstone Canyon und den Wasserfällen wurden weltbekannt. In Cody werden wir Werke davon im bemerkenswerten Buffalo Bill Center of the West zu sehen bekommen.
Als 1872 der Yellowstone zum ersten Nationalpark ausgerufen wurde, war die Idee so fremd, dass sich die Menschen fragten, warum eigentlich jemand diesen seltsamen Ort besuchen wollte, so weit abgelegen in einem wilden Teil des Kontinents. Um von der Ostküste dorthin zu gelangen, würde es Wochen dauern. Die Tiere waren jedenfalls nicht der Grund. Das ganze Land war mit ihnen überladen. Bisonherden blockierten die neuen Eisenbahnlinien. Bären, Wölfe und Kojoten waren ein Ärgernis, aber sicher keine Touristenattraktion.
Als öffentlicher Naturpark sollte der Yellowstone "zur Wohltat und Freude des Volkes" dienen. In den Anfängen war sein Besuch mehr als ein Abenteuer. Angeführt von Häuptling Chief Joseph, durchquerten 1877 die Nez Percé Indianer den Nationalpark auf der Flucht vor der US-Armee. Das Yellowstone Gebiet wurde außerdem von mehreren Indianerstämmen als Jagdrevier genutzt. Ihre Vertreibung kostete viele Leben bis im Jahre 1880 der Nationalpark 'indianerfrei' war. Die Berichte von den thermalen Wundern, machten Reisende neugierig. Der Yellowstone mit seinen Geysiren und heißen Quellen entwickelte sich zum Abenteuerspielplatz und zu einer echten Touristenattraktion.
Die faszinierenden Bisons lassen sich gut im Hayden Valley studieren – das Fernglas mitnehmen!
Spaziergang über den infernalischen Mud Vulcano
Auf der Cooking Hillside kommt es richtig zum Kochen. 10 Meilen südlich von Canyon Junction liegt Mud Vulcano, einer der geologisch brisantesten Orte im Yellowstone Park. Es gurgelt und spuckt schon beängstigend aus den grauen, übelriechenden Schlammgruben. Schlammbälle bis zu Fußballgröße werden durch die Luft gewirbelt. Die Säure ist so zerstörerisch, dass sie Gestein und Boden zu grauem Schlamm schmilzt. Auf Planken durchstreifen wir den beeindruckenden Schwefelkessel. Am Churning Caldron meint man, vom brodelnden Schlamm gleich getroffen zu werden, und in die schwefligen, trüben Pfützen möchte man auch nicht stolpern.
Black Dragon's Caldron ist ein großer, schäumender Schlammsee, der erst in jüngster Zeit 1948 entstanden ist. Sein Ausbruch war so heftig, dass er den umliegenden Wald buchstäblich umblies und alles unter seinem Schlamm begrub. Am Ende von Cooking Hill liegt der trügerische See Sour Lake, der aussieht wie ein schöner Ort zum Schwimmen. Seinen Finger sollte man nicht hineinstecken, er ist sauer wie Batteriesäure. Am Dragon's Mouth stoßt fauliger Drachenatem aus den Tiefen einer Höhle, wer hinlauscht, wird das pochende und brodelnde Wasser hören. Direkt gegenüber von Mud Volcano bekommt man einen geradezu paradiesischen Anblick geboten mit dem strahlenden Yellowstone River – ein schöner Platz für eine Pause oder ein Picknick nach der Schlammküche.
Mud Vulcano: 1km langer Rundweg auf Holzstegen mit einem Anstieg auf den Cooking Hill. Lage Google Maps.
Canyon Campground – Canyon Village
Wegen seiner zentralen Lage und nur einer Meile Entfernung zum Yellowstone Grand Canyon ist der Canyon Campground äußert beliebt. Mit 11 Loops ist er der größte und am dichtesten bewaldete Campingplatz im Park. Die Stellplätze bieten genügend Privatsphäre, sind aber weniger offen als im Madison CG. Der Weg zu den Duschen am Campground Eingang kann weit sein, von uns 1,2 Meilen! Daher duschen wir jedes Mal bei unserer Rückkehr und parken direkt davor. (2x unbegrenzt Duschen am Abend pro Campsite inklusive). Im Canyon Campground nutzen wir die Gelegenheit zum Großwaschtag. Ein großes Plus hier, alles lässt sich in einem Aufwasch erledigen! Im riesigen Waschhaus reihen sich große Waschmaschinen (30min) und ähnlich viele Trockner (15min). Waschpulver gibt es vom Automaten. Während die Wäsche läuft, duscht man oder lädt auch noch seinen Laptop – auch das Feuerholz wird hier verkauft.
- Yellowstone Canyon Campground Infos. RV Dump Station & Frischwasser vorhanden, abends Campfire-Programm. kein Hook-up, Campingfeuer sind erlaubt, Campground Plan.
- Praktisch ist das 'Canyon Village' vis-a-vis mit ganz guten Shopping-Möglichkeiten: Supermarkt mit Imbiss, Outdoor-Laden, Angler Shop, nette Souvenirs, Tankstelle, Bärenspray-Verleih-Station. Das Canyon Visitor Education Center bietet ein Museum, eine interessante, interaktive Ausstellung & Filmvorführung zur Geologie des Yellowstone Nationalparks, ein raumgroßes Yellowstone Reliefmodell (auf der die massive Caldera sichtbar wird), hilfreiche Ranger und einen großen Buchladen.
- Unterkünfte Yellowstone Nationalpark. In Canyon Village bieten zwei große Lodges Zimmer & Cabins.
- Unterkünfte in West Yellowstone (Booking.com), nächster Ort außerhalb des Nationalparks.
2-Stunden Wander-Tipp. Yellowstone River Picnic Area Trail
Schon bei der Anfahrt, noch vor der Tower Junction, kommt ein Aussichtspunkt, den man nicht verpassen darf. Die Aussicht auf die thronähnliche Erhebung 'Calcite Springs' mit dampfenden, pudrigen Felswänden, den engen Canyon und die Basaltsäulen. Gegenüber sehen wir den Canyon Grat, über den wir gleich wandern werden.
Von dem Wanderweg und den Ausblicken sind wir ganz hingerissen. Diese einfache Canyon-Wanderung ist eine wunderbare Alternative, den Yellowstone Canyon ohne die Menschenmassen zu erleben. Gerade mal zwei Wanderer sind uns heute Morgen auf dem Weg begegnet. Nach einem kurzen Anstieg sind wir auf dem Grat der östlichen Canyon-Kante mit freien Blicken über die Canyon-Wände. Wir wandern fortan nur noch flach und blicken tief, immer 250m über der Schlucht. Riesige runde Gletschersteine liegen vereinzelt am Weg. An den Ufern steigt schwefeliger Dampf aus hydrothermalen Öffnungen auf und die gegenüberliegenden Felswände des 'Calcite Springs' sehen aus wie Nude Colours Schminkpuder. Bei den 'Narrows' wird die Schlucht richtig eng und die Wände zu eindrucksvollen Basaltsäulen. Bei den Overhanging Cliffs kehren wir auf gleichen Weg um, jetzt überblickt man das schöne Grashügelland von Lamar Valley mit dem Absaroka Bergzug im Hintergrund. Gegen Ende des abflachenden Grats kommt noch der vielleicht schönste Blick weit in den Yellowstone Canyon hinein. Vom Grat irgendwann durchs Unterholz zum Picknickplatz queren.
Mit etwas Glück zeigen sich Bison, Adler, Antilopen und gelegentlich Dickhornschafe. Tiere haben wir keine gesehen und schon gar keinen Bären. Unser vor zwei Tagen geliehenes Bärenspray können wir an der Tower Roosevelt Tankstelle wieder abgeben. Im Nationalpark gibt es, ganz praktisch, verschiedene Miet- und Abgabestationen und in der Regel kommen die Wanderer mit dem unbenutzten Bärenspray zurück.
Wander-Ausgangspunkt: (Google Map) Yellowstone River Picnic Area mit Parkplätzen, 2km nach der Tower-Roosevelt Junction, einfache 2-3 Stunden Wanderung, 120 Höhenmeter, Hin- und Rückweg ca. 6 Kilometer.
Lamar Valley – 'Amerikas Serengeti'
Ein Platz für Tiere – im Lamar Valley langsam fahren, oft anhalten, Ausschau halten.
Das savannenartige Lamar River Valley ist für seine große Dichte an Wildtieren bekannt, dabei weitgehend unerschlossen und bildschön. Der bei Fliegenfischer beliebte Lamar River durchfließt das mit Sagebrush und Gras bewachsene hügelige Tal. Dort wo es sich weitet, stehen die wilden Bisonherden oft so geballt, dass es in uns ein Bild aus Afrika hervorruft. Das Lamar Valley wird daher auch gerne als Nordamerikas Serengeti bezeichnet. Premium Wildlife Viewing wird gegen Abend vor Sonnenuntergang geboten, der frühe Morgen eignet sich dafür auch nicht schlecht. Die Straße braucht man fast nicht zu verlassen. Die Bisonherden sind zuverlässig anzutreffen und bieten Besuchern oft eine Vorstellung, wie zu einem Fotoshooting, dann drehen sie wieder ab. Weitere Revierbewohner sind Großhirsche, Elche und Gabelantilopen, Dickhornschafe, Kojoten und Luchs, einige Grizzlys und Schwarzbären, und auch die Wölfe sind wieder zurückgekehrt. Im Yellowstone Nationalpark lebt der größte Bestand an wilden Tieren in den USA.
Es war einmal in Amerika. Der legendäre 'Bufallo' zog einst in unvorstellbar großen Herden durchs Land. 30 Mio. Tiere waren es vor der Ankunft der weißen Siedler, die es schafften, sie wegen ihrer Felle und manchmal auch nur aus Sportsgeist, fast auszurotten und den indianischen Ureinwohner die Lebensgrundlage zu nehmen. 1902 lebten gerade noch 23 wilde Bisons im Yellowstone Nationalpark, heute sind es 4.500 und eine der letzten wilden Herden Amerikas. Den gutmütig wirkenden, 1000 Kilo schweren Zotteltieren sollte man nicht zu nahe treten (25m Abstand). Für Besucher sind es die gefährlichsten Tiere im Park mit den meisten Unfällen, denn sie werden unterschätzt, auch einen Kampf mit einem Auto werden sie wahrscheinlich gewinnen.
'Butcher’s Crossing' sollte auf einem Roadtrip durch die Landschaften des amerikanischen 'Wilden Westens' unbedingt an Bord sein.
Der amerikanischen Autor John Williams erfuhr in den letzten Jahren postum großen Erfolg mit den Übersetzungen seines Romans über den Literaturprofessor 'Stoner'. Für unsere Wildwest-Reise passte natürlich sein 1960 erschienenes Werk 'Butcher’s Crossing' besser ins Bild und da wir zwischendurch weite Strecken gefahren sind, haben wir zur Hörbuch-Version gegriffen, großartig gelesen von Johann von Bülow. In Butcher’s Crossing wird die Geschichte von vier Männern erzählt, die in den 1870ern in einem entlegenen Tal der Rocky Mountains eine sagenhaft große Bisonherde aufspüren und diese der Felle wegen brutal abschlachten. Williams beschreibt in geradliniger, reduzierter Sprache wie die Männer Durst, Kälte, Erschöpfung, Isolation erleben, nicht zuletzt erfährt man im Detail, wie ein Bison zu häuten ist. Von Bülow liest das Ganze mit einem an Teilnahmslosigkeit grenzenden Ton, der aber den brachialen Realismus des Romans nur noch verstärkt und es einen beim Zuhören kalt den Rücken runterlaufen lässt.
TIPP. Der großartige Roman
"Butcher’s Crossing"
Als Hörbuch brillant gelesen von Johann von Bülow
(Amazon | auch Kindle oder Taschenbuch)
Der Yellowstone Nationalpark verabschiedet sich beim Verlassen im Nordosten auf spektakuläre Weise, sei es über den Beartooth Scenic Byway (Richtung Billings) oder den Chief Joseph Scenic Byway in Richtung Cody, unser nächstes Ziel – die Stadt des Buffalo Bill!
von Edel Seebauer / Fotos Jürgen Mahler
Bilder-Show vom Yellowstone Nordost Gate über den Chief Joseph Scenic Byway nach Cody.
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