Norwegen Roadtrip Teil 4: Lofoten

Wie ein Wall erheben sich die Zinnen und Zacken der Lofoten aus den Tiefen des Ozeans, als hätte man die Dolomiten unter Wasser gesetzt. Wir befinden uns jenseits des Polarkreises, auf der Höhe von Alaska und Sibirien. Nur durch die milde Gnade des Golfstroms bleiben die Lofoten eisfrei.

Wer es bis hierher schafft, erlebt einem Sommer in dem die Sonne gar nicht erst untergeht. 

Im Reich der Mitternachtssonne. Die intensivste und schönste Jahreszeit auf den Lofoten ist ein Paradies für Wanderer, rund um die Uhr. 

Hereinspaziert ins Abenteuer Lofoten! 

Auf der Fähre von Bodø nach Moskenes baut sich vor uns die Lofotenwand auf, 100 Kilometer lang und 1000 Meter hoch. Wolkenverhangen empfangen uns die Lofoten, doch die Sonne wird sich bald zeigen. Zehn Tage lang wird sie rund um die Uhr den Himmel für uns erhellen.

Unsere Reise beginnt in Å, dem letzten Dorf auf den Lofoten, und führt uns nach Andenes, an das nördliche Ende der Vesterålen, weit über den Polarkreis hinaus auf die Insel Senja.

Unsere Route Lofoten-Vesterålen-Senja entlang der Campingplätze:

Å i Lofoten Parkplatz – Moskenes Camping – Lofoten Beach Camp, Skagsanden – Hov Camping – Lyngvær Lofoten Bobilcamping – Sandsletta Camping – Freistehen Insel Andoya, Vesterålen – Ersfjordstranda Stellplatz, Insel Senja – Fjordbotn Camping, Insel Senja. Reisezeit Anfang Juni | 11 Tage | Route Google Maps bis Melbu Vesterålen. Route bis Andenes, Fähre nach Senja Gryllefjord, Route bis Fjordbotn Camping.

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Moskenesøy, die südlichste Insel der Lofoten, ist landschaftlich am dramatischsten. Hier endet der Lofoten-Highway (E10) im malerischen Fischerdorf Å – passenderweise der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabet. Å ist ein  Bilderbuchdorf und ein Besuchermagnet mit dem "einzigen Stockfischmuseum der Welt" (das wir geschlossen vorfinden). In Å wird auch heute noch Stockfisch auf traditionellen Holzgestellen, den sogenannten „hjell“, getrocknet,  was man im März und April erleben kann. Bis zum Zweiten Weltkrieg hängten hier 60 Fischer jeden Winter über 700.000 Kabeljaue zum Trocknen auf. Die Seeleute, die als Saisonarbeiter mit anpackten, fanden in den roten Rorbu-Hütten Unterkunft – denselben, in denen heute so gerne die Touristen übernachten. 

Das Dorf, eine Kombination aus Natur und historischem Flair, ist ein großes Freilichtmuseum, hinter dem sich die Lofot-Wand erhebt. 

TIPP: Für das Ende-der-Welt-Gefühl am Parkplatz den Pfad zur Landspitze nicht verpassen! In der Bucht vor schroffen Felsen und grünen Hängen aufs Inselende und die Felsspitzen von Værøy und Røst blicken. Å ist ein Ausgangspunkt für Wanderungen, z.B. zum Ågvatnet See. 

• In  Å führt nach dem Tunnel ein Weglein vom großen Besucherparkplatz  in den Ort.

In Å gibt es noch die alte Backstube im Dorfmuseum, vor der die Besucher Schlange stehen, um Zimtschnecken (Kanelboller) zu ergattern. Die waren nicht schlecht, vor allem das Steinofenbrot kann ich empfehlen. Nicht billig aber es war das beste Brot weit und breit. Bäckerei in Å: geöffnet vom 1. Juni bis 30. September, 9-15 Uhr, oder bis ausverkauft.

Um 22.30 Uhr kamen wir auf den Lofoten in Moskenes an und schauten uns für die erste Nacht den nahen kostenlosen Besucherparkplatz in Å an. Ein Aushang weist auf eine "maximale Parkdauer von 6 Stunden" hin. Wohnmobile scheinen über Nacht geduldet zu werden, es sind nicht mehr als 10. Am nächsten Morgen sollte man den Platz räumen, wenn die Fahrzeuge und Busse mit den Besuchern kommen. Ein kleiner Shop und Toiletten sind vorhanden. Im Sommer wird's voll. 

Am nächsten Morgen beziehen wir den Campingplatz Moskenes, den wir schon von der Fähre aus sehen konnten. Der Mann an der Rezeption bleibt cool und behält den Überblick über die Neuankömmlinge und jene, die ihren Platz wechseln wollen. Eine Gruppe kommt noch – sie hat reserviert. Nur ein Platz in der ersten Reihe direkt am Meer ist frei geworden, den bekommen wir heute. Morgen müssen wir eine Reihe weiter nach hinten ziehen. Durch seine Lage neben dem Fährhafen nach Bodø ist der Campingplatz eine stark frequentierte Anlaufstelle. Vorreservieren im Sommer ist absolut sinnvoll.

Der Campingplatz liegt auf einer Klippe, und das Gelände reicht bis hinauf zu einer Anhöhe. Wie bei so vielen Campingplätzen auf den Lofoten sind die Sanitäranlagen bei voller Auslastung knapp bemessen. Aber alles war in Ordnung. Ganzjährig geöffnet, mit eigenem Pub. Ab dem 1. Juni sind kurzfristige Reservierungen möglich. 

Achtung auf Fährzeiten: Nach Ankunft jeder Fähre bildet sich vor dem Campingplatz ein Stau. Auf der schmalen Zufahrtsstraße gibt es dann kein Vorbeikommen, wenn man den Campingplatz verlassen will.

Warten auf Wetterbesserung für die Wanderung zu den Paternoster-Seen.

Nicht weit von der Seen-Wanderung in Sørvågen besuchten wir die Unterkunft Holmen Lofoten. Ein sehr charaktervoller und familiärer Ort mit traditionellen Fischerhütten. Design, Luxus, Authentizität und eine spektakuläre Lage. Gemütliche, warme Zimmer mit schöner Aussicht. Viel gelobtes Restaurant, das Abendmenü will sich nicht jeder leisten, aber auch das Frühstück soll hervorragend sein. Alle Bilder und Bewertungen auf Booking.com*

Ein guter und preisgünstiger Tipp in Sørvågen ist das Lofoten Planet Basecamp*. Ein modernes, komfortables und freundliches Hostel-Hotel. Mit Gemeinschaftseinrichtungen: Küche, TV-Lounge, Terrasse und Grill.

Das Wetter ist wechselhaft, aber wir wagen es. Nicht weit entfernt wartet eine Wanderung in traumhafter Kulisse. Über Urzeitseen durch alpines Gelände zur Munkebu-Hütte. Im Rother Wanderführer Lofoten eine der Top 10 Touren, da können wir uns nur anschließen.

Auf jeden Fall bis zum märchenhaften Fjerddalsvatnet See gehen, in den man tief hineinblickt. Wenn man zurückblickt, sieht man über die mehrstufige 'Paternosterseen' bis zum Meer. Zur Munkebu-Hütte steigen wir nicht ab. Es beginnt zu regnen und wir kehren um. Trotzdem sind wir von dieser Landschaft beeindruckt und kehren begeistert zurück.

Munkebu-Seen-Wanderung: Start Wanderparkplatz bei Sørvågen. Mittelschwer, im steilen felsigen Teil mit Klettersicherungen. Knöchelhohe Wanderschuhe sind auf dem langgestreckten, morastigen Plateau von Vorteil. Markierung verliert sich irgendwann, Steinmännchen geben Orientierung. Zurück zeigt der Rother eine Variante. Dauer 4,5 bis 6 Std. 750 Hm, 9,9 km.

Ein guter Rat: Wer auf den Lofoten wandert, wird bei manchen Touren froh sein, eine Mütze und leichte Fleecehandschuhe eingepackt zu haben.

Reinebringen – Logenplatz der Lofoten

Der Blick von oben ist so atemberaubend, dass kaum jemand widerstehen kann, dieses Wahrzeichen mit eigenen Augen zu sehen.

Vom Gipfel bietet sich ein wahrhaft spektakuläres Panorama. Doch mit der Popularität des Reinebringens in den sozialen Medien stieg auch die Zahl der Besucher, was zu starker Erosion am Berg und sogar zu tödlichen Unfällen führte. Nepalesische Sherpas, die sonst im Schatten des Mount Everest leben, kamen zu Hilfe und bauten die „Himmelstreppe“, eine beeindruckende Natursteintreppe mit 1566 Stufen, die ebenso ein Wunder ist wie das Finale selbst. Ein schweißtreibender, aber sicherer Weg und ein Segen für alle Wanderer, denn heute können auch Ungeübte den Reinebringen erklimmen. Die Treppen sind dem Ansturm gewachsen. Der Aufstieg lohnt sich! Unvergesslich ist der Blick vom Logenplatz auf die Lofoten. 

Reinebringen (Rother Top-Wanderung Nr. 7): 500 Hm, Aufstieg ab der Treppe 1:15 bis 1:30 Std., zum Reine Parkplatz am Hafen noch 30 Min. extra. Beim Aufstieg um 10 Uhr war die Zahl der Wanderer überschaubar, beim Abstieg gegen 12 Uhr kam uns eine Völkerwanderung entgegen. 

• Die Treppe zum Reinebringen beginnt beim Ramsvik-Tunnel an der alten, stillgelegten Straße.
• Parken am Reinebringen ist problematisch: besser vor 10 Uhr oder abends kommen.
• Kostenlos Parken: an der E10, Aussichtsparkplätze Steffenakken und Reine View, vor und nach dem Ausgangspunkt der Wanderung. Sonst in Reine parken, wenn diese voll sind: Der Parkplatz an der Kreuzung nach Reine rein, oder der große Parkplatz am Hafen (gebührenpflichtig). 

Aus der Luft betrachtet reihen sich die Inseln mit den schönsten Fischerdörfern Reine und Hamnøy wie ein Miniaturland aneinander. Das fotogenste Dorf ist Hamnøy mit seinen purpurfarbenen Holzhäusern auf Stelzen. Der Stockfisch ist schon von den Trockengestellen genommen. Die schönste Aussicht hat man von der Hamnøy-Brücke. In Hamnøy gibt es die Lofoten Bakery. Manchmal ist das alles, was man braucht.

Für Wohnmobile gibt es nur den Parkplatz im Hafen von Reine, der für die Übernachtung recht teuer ist. Rund um Reine findet man zahlreiche gemütliche Rorbuer-Hütten mit unterschiedlichem Komfort. Die am besten bewerteten als Übersicht auf Booking.com*, ganze Hütten oder Zimmerwohnungen schon ab zwei Personen.

Auf GetYourGuide* gibt es eine Menge Touren und Aktivitäten, einfach zu buchen und bis 24 Stunden vorher stornierbar.

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Sandstrände, Mitternachtssonne und Abendwanderung

Jetzt kommen die Sandstrände. An der Nordküste begrüßt uns das breite Sandband von Flakstad, umrahmt von Felsen und Dünen, mit der Mitternachtssonne am Horizont. Gleich daneben leuchtet die weiße Sandbucht von Ramberg mit türkisfarbenem Wasser vor der Kulisse der Mondberge.

Fast karibisch anmutend, könnten sie ein Badeparadies sein. Im Sommer erreichen sie Höchsttemperaturen von 10-14 Grad und locken nur Surfer oder Saunagänger an. Ein Fußbad und ein Sonnenbad sind durchaus drin. 

Der Campingplatz Lofoten Beach Camp liegt herrlich direkt am Strand von Skagsanden vor aufragenden Bergen. Durch die vielen Surfer versprüht es einen jungen, ungezwungenen Spirit mit Surfcamp und Beachbar. Deshalb sieht man hier auch kaum Luxusschiffe, dafür aber jede Menge VW-Busse und Fahrzeuge, die zu Campern umgebaut wurden. Einziger Wermutstropfen ist der starke Wind, was natürlich nur die "Nichtsurfer" so empfinden. Dafür sieht man hier die Mitternachtssonne. Wer im Zelt übernachtet und vom Wind gebeutelt ist, kann sich in der Sauna oder im großen Restaurant-Café aufwärmen. Im Obergeschoss chillen die Leute bei schnellem Internet. Draußen laden Grillplätze und Bänke zum Verweilen ein. Die Sanitäranlagen sind modern, aber auch hier bei voller Auslastung knapp.

Zur Mitternachtssonne am Kvalvika Beach

Die Wanderung zum Strand von Kvalvika ist im Licht der Mitternachtssonne ein stimmungsvolles Erlebnis. 

Anfahrt über zwei Bogenbrücken (schöner Stellplatz) nach Fredvang vor den bizarren Mondbergen und weiter zum Parkplatz Torsfjorden.

Der Wanderweg führt zunächst auf Bohlen über eine weite Moorfläche, dann über Felsblöcke bergauf und man hat keine Ahnung, was einen oben erwartet. Dann, auf dem Pass, eröffnet sich ein nahezu surreales Bild: Ein grüner Teppich, fast wie ein Golfplatz, breitet sich vor dem glitzernden Meer aus, der Kvalvika Strand ist zwischen zwei Bergen eingeschlossen. Unten haben einige Camper ihre Zelte aufgeschlagen, dazwischen grasen friedlich ein paar Schafe. Der Abstieg zum Strand ist allerdings kein Spaziergang – es geht steil über einen felsigen Wiesenhang hinunter. Die unglaublichen Ausblicke und die einzigartige Stimmung der Mitternachtssonne macht diese Wanderung zu einer absoluten Empfehlung.

Nach ca. 2 ½ Stunden inkl. Fotostopps waren wir nach 23 Uhr zurück und trafen nur noch ein Pärchen an. Der kleine Parkplatz am Ausgangspunkt (Foto unten) war abends von Campern belegt (Übernachten verboten?) Ansonsten etwas weiter die Straße runter parken. Im Sommer, wenn der Strand zur Völkerwanderung wird, kommt man besser spät.

Kvalvika Rother Top-Wanderung Nr. 9. Der Rother-Führer bietet zwei interessante Varianten zum Strand an, z.B. die Wanderung Nr. 10 über den Ryten 4h30 (dort Parkplatz gegen Gebühr, Wohnmobile können übernachten).

Kvalvika ist der Strand aus dem preisgekrönten Outdoor-Film "North of the Sun". Zwei Norweger lebten hier neun Monate lang, um zu surfen und nebenbei Müll zu sammeln.

Nusfjord – Eintritt für ein schönes Dorf

Das kleine Nusfjord, eingebettet in einen von Bergen überragten Fjord, wurde vom Tourismus wachgeküsst und für zahlungskräftige Gäste zu Unterkünften renoviert. Die schöne Rorbu-Anlage mit 50 Hütten umfasst das ganze Dorf und in den Sommermonaten müssen Besucher Eintritt zahlen. Man kann sich umschauen, am Hafen Platz nehmen und sich aus der Bäckerei die teuerste Zimtschnecke der Lofoten gönnen. Vielerorts sieht man Seile gespannt, die herumlaufende Touristen daran hindern sollen, Privatbereiche zu fotografieren. Man fühlt sich ein bisschen wie ein schaulustiger Tourist in einer schönen Hotelanlage. Nusfjord ist schön erhalten, aber seelenlos.

Wir ziehen weiter gen Norden. Nach 30 km erwartet uns an diesem herrlichen Morgen wieder eine besondere Wanderung – von einem schönen Strand zum nächsten über eine alte historische Paßstraße, die bis 1998 Haukland und Uttakleiv verband, bis endlich der Tunnel kam. Auf der Rundwanderung kann man mit etwas Glück Seeadler und Schweinswale an der Küstenlinie beobachten. Zurück in Haukland ziehen Wolken auf und der karibische Zauber über den Buchten ist verflogen.

Rother Top-Wanderung Nr. 23. 230 Hm, 8,1 km. Als Genusswanderung mit Pausen 2,5-3 Stunden einplanen. Auch mit dem Fahrrad machbar mit Abkürzung durch den Tunnel. An diesem sonnigen Tag ist der Parkplatz am Haukland-Strand um 11 Uhr belegt. Durch den Tunnel nach Uttakleiv ausweichen (mit Wohnmobilstellplatz).

Unser heutiges Ziel ist die Insel Gimsøy, an der die meisten auf der E10 vorbeirauschen. Wir finden sie wohltuend unspektakulär, abgelegen und still, der Blick kann weit über unberührte Moorlandschaften schweifen. Nur ein markanter Berg, der Hoven, ragt heraus. Eine Panoramastraße führt rund um das Einland. Im Norden gibt es kleine Strände, an einem liegt der Campingplatz und nicht weit entfernt sogar der einzige Golfplatz der Lofoten.

Für die Wanderung zum „Hoven“, die man unbedingt am Abend machen sollte, sind die Beine zu müde. Wir wollen nur noch die lange Sonne genießen, grillen, raus aufs Nordmeer schauen.

Der Campingplatz von Hov hat eine traumhafte Strandlage und eine sehr entspannte Atmosphäre. Und nachts um 3 Uhr auf die Toilette zu gehen, ist ein Erlebnis. Ich habe noch nie so ein intensives gelbes Licht gesehen. Cool ist die Sauna und das Restaurant Låven mit guter Küche. Alles gehört zum Reiterhof Hov Gård. Wenn die Pferde von der Koppel auf die Straße getrieben werden, ist das ein Spektakel. Abzüge gibt es allerdings für die sehr elementaren Sanitäranlagen, die sich in einem Container über der Straße befinden. HOV Camping Google Maps.

Restaurant Låven (dahinter die Sanitär-Container)

Wir erleben die Mitternachtssonne als wunderbares Phänomen und genießen die langen Tage. Das Schlafbedürfnis scheint dramatisch abzunehmen. Dann ist es für einen Nordnorweger ganz normal, um zwei Uhr morgens den Rasen zu mähen oder den Zaun zu streichen. In den Monaten der Mitternachtssonne kommen sogar die Rentiere aus dem Rhythmus. Zugegeben, es gibt Tage, an denen wir schwer aus dem Bett kommen, aber dann sind wir voller Tatendrang. Wir verdunkeln den Bus, aber immer fällt ein Lichtstrahl durch irgendeine Ritze. Meine Abhilfe: eine Schlafmaske. Und Jürgens Schlafhilfe: Das Buch vom Meer.

Spätes Frühstück, 35 km nach Henningsvær, für uns das schönste Fischerdorf der Lofoten, an der Südspitze der Insel Austvågøya. Es ist der lebendigste und trendigste Ort des Archipels, mit untouristischen Ecken und Einheimischen, kein Museumsdorf wie Å oder Nusfjord. Die Fischerei ist noch aktiv. Seit Jahrhunderten ist von Januar bis April der Kabeljaufang in vollem Gange. Mehr als 30 Kutter sind dann im Einsatz. Und natürlich floriert der Tourismus, aber auch eine überraschende Kunstszene. Mehrere Kunstgalerien, darunter eine in einer stillgelegten Kaviarfabrik, haben Kreative ins Dorf gelockt. Unser Favorit ist die bekannte Galerie Lofoten. Sie zeigt die wichtigsten Maler, die sich mit den Motiven der Lofoten beschäftigt haben, von Altmeistern bis hin zu zeitgenössischen Künstlern. Beeindruckend! 

Henningsvær hat eine spektakuläre Lage mit einem der malerischsten Fußballplätze der Welt. Das legendäre Foto aus National Geographic hat Henningsvær weltberühmt gemacht. Der Weg dorthin ist ein schöner Spaziergang durch die Stadt. Von der Brücke hat man den besten Hafenblick.

Henningsvær besitzt einige nette schöne Cafés, Restaurants und Geschäfte, wie zum Beispiel das Henningsvær Lysstøperi Cafe, das Klatrekaféen (Restaurant und Pub), und das Restaurant Lofotmat (besser reservieren!) 

Henningsvær Parken: Parkplatz (kostenpflichtig) am Hafen nach dem Ortseingang. Kostenlos parken  kann man vor der Brücke, wenn die Trockengestelle dort nicht gerade genutzt werden (Winter-Foto unten).

Das Foto von den Stockfischen in Henningsvær ist aus unserem Reisebericht "Zwischen Skitour, Kabeljau und Nordlicht". Im April sind 400.000 Quadratmeter der Lofoten mit Stockfisch bedeckt. 16 Mio Kilo Kabeljau hängen dann zum Trocknen in der Luft.

Übernachten: Sehr empfehlenswert Henningsvær Guesthouse*. Alles ist perfekt: Die Herzlichkeit, die Lage und das großartige Frühstück. Kleines, gemütliches Hotel im schönen Ortskern von Henningsvær. Parkplätze am Haus, Gemeinschaftsterrasse, nettes Café. Für mehrere Tage lohnt sich das Superior-DZ mit 25 m². 

In Henningsvær gibt es eine gute Auswahl an schönen Unterkünften, auch direkt am Wasser. Von Gästen auf Booking.com am besten bewertet. 

Im Winter war Jürgen mit Freunden zum Skitouren hier und wohnte im Nyvagar Rorbuhotell*, 30min weiter vor Kabelvag an einer ruhigen Bucht in wunderschön eingerichteten Rorbu-Häusern, direkt am Wasser, Sauna, Riesenauswahl an Aquavit, cooles Personal. Alle waren begeistert. 

Die Galleri Lofoten im Hafen von Henningsvær beherbergt Norwegens größte Sammlung nordnorwegischer Malerei. Neben der Sammlung ist gerade Lars Lerin zu sehen. Er gilt als einer der besten Aquarellmaler der Welt, seine Bilder von den Lofoten sind absolut faszinierend. Die ausgestellten Keramikvasen sind übrigens Arbeiten der norwegischen Königin Sonja. Der Eintritt in das rote Gebäude, ehemals ein Salzfischlager, lohnt sich! Google Maps für aktuelle Öffnungszeiten. 

Im Sommer wirken die zahllosen Holzgestelle auf den Lofoten unscheinbar, doch im Winter verwandeln sie sich in eine beeindruckende Szenerie. Ein strenger Geruch kündigt sie an, noch bevor man sie sieht: Kopflos und paarweise am Schwanz zusammengebunden, hängen Kabeljaue zum Trocknen über Stöcke – daher der Name "Stockfisch". Die kühlen Temperaturen, der geringe Regen und die stetige Brise der Lofoten sorgen dafür, dass der Fisch langsam zu höchster Qualität trocknet. 80 Prozent seines ursprünglichen Gewichts hat er am Ende verloren.

Seinen Ruhm verdankt der Stockfisch der katholischen Kirche. Das Freitagsfasten machte ihn in katholischen Ländern zum begehrten Exportgut. Allen voran die Italiener, deren geliebter Baccalà, wie sie den Stockfisch nennen, aus ihrer Küche nicht mehr wegzudenken ist. Auch in Portugal erfreut er sich großer Beliebtheit. Die Fischköpfe finden vor allem in Nigeria als Eiweißlieferant für Suppen Abnehmer.

Während der legendären Lofot-Fangsaison von Januar bis April kommt der arktische Winterkabeljau in riesigen Schwärmen zum Laichen. Dann werden 70.000 Tonnen oder beeindruckende 14 Millionen Kabeljaue aus dem Meer gefischt.

Nach viel Natur ein Stadttag: Kabelvåg und Svolvær liegen auf der Route. 

'Lofotkatedrale' Vågan-Kirche von Kabelvåg liegt direkt an der E10. Sie wird auch als "Kathedrale der Fischer" (1898) bezeichnet und ragt so hoch auf, dass sie noch vom Meer aus zu sehen ist. Mit 1200 Sitzplätzen ist sie größte Kirche Nordnorwegens und eine der größten Holzkirchen des Landes. Kabelvåg ist eine ruhige, recht authentische Stadt. Im Hjørnet Kafé Kabelvåg bekommen wir die letzten Zimtschnecken und besuchen noch die Galerie Lille Kabelvåg. 

• In Svolvær, der größten Lofoten-Stadt, herrscht reges Treiben, ein modernes Stadtzentrum mit Shopping Mall lädt zum Einkaufen ein: großer Sport 1 Store.

• Am Aussichtspunkt Austnesfjorden lohnt es sich noch einmal Halt zu machen, bevor es nach Langøya auf die Vesterålen geht.

Wir übernachten auf dem Sandsletta Camping, nur 10 Minuten von unserer nächsten Wanderung entfernt. Am nächsten Tag erwartet uns eine atemberaubende Aussicht vom 374 Meter hohen Delpen im Matmora-Massiv. Der 1:45 lange Aufstieg beginnt in Delp (bei Lauvika) und führt uns durch einen steilen Birkenwald auf eine Hochebene mit kissenartiger Heide. Links halten, um die grandiose Aussicht auf den grünen Grunnførfjorden und die weißen Sandbänke zu genießen. Am Sattel machen wir länger Rast. Wer weiter will, kann über den Grat zum Matmora aufsteigen (ROTHER Top-Wanderung 39). Für den Abstieg nehmen wir eine Variante am linken Hang entlang. Wanderparkplatz Google Maps. Top-Tour von drei Stunden!

Sandsletta Camping. Idyllisch und ruhig zwischen lichten Birken. Die gemütlichen Stellplätze direkt am Fjord bieten Platz für kleinere Vans, größere Wohnmobile stehen auf einer Anhöhe. Es gibt Hütten und ein Restaurant. Auf Google Maps. Wir übernachten hier vor unserer Wanderung.

"Wikingerschiffe". Die Norweger übertreffen die Deutschen bei der Größe ihrer Reisemobile. Wohl nur in Norwegen sieht man so viele Riesenbusse, die locker 200.000 Euro kosten. Anfangs wundern wir uns, warum die Norweger vor ihren Wohnmobilen sitzend lieber auf den Campingplatz schauen, als den Blick auf die Berge und das Meer zu genießen. Bis ich herausfinde, dass sie vor allem eines wollen: Sonne. Sie sitzen immer in ihre Richtung. Es ist, als tankten sie das lange Sonnenlicht, um zu überwintern. 

Abschied von den Lofoten. Wir nehmen Kurs auf Vesterålen und Senja

Direkt nach der beeindruckenden Wanderung geht es weiter nach Langøya auf den Vesterålen, 300 km nördlich des Polarkreises. 

Von Edel Seebauer | Fotograf Jürgen Mahler

(4 Fotos depositphotos.com/de)

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