KORSIKA TEIL 2 | OSTKÜSTE (Aléria – Golf von Porto-Vecchio – Bavella Gebirge – Bonifacio)
Ostküste Korsika – vom Strand in die Berge
Strand oder Berge? Wir bekommen beides an einem Tag. Man braucht sich beim Baden nur einmal umdrehen, da ragen sie auf, die bizarren Gipfel des Bavella-Massivs. Dort oben liegt eine völlig andere Welt. All die Flüsse mit herrlichen natürlichen Schwimmbecken können mit den schönsten Stränden der Küste konkurrieren. An ihrem südlichsten Zipfel wird es noch einmal spektakulär, wo die Stadt Bonifacio auf ausgehöhlten Kreidefelsen fast ins Meer zu stürzen scheint.
Die langen Sandstrände der sanfteren Ostküste nehmen einen Großteil der Urlauber auf. Das wundert nicht, denn sie bieten alles für den Faulenzer-Urlaub am Strand und einige der schönsten Buchten zwischen Porto-Vecchio und Bonifacio. Die Bilderbuchstrände Palombaggia, Santa Giulia und Rondinara stehen dabei im Wettstreit um den Titel des schönsten Strandes von Korsika. Fast wähnt man sich in der Südsee. Leider muss man sie zur Badesaison mit vielen anderen teilen. Mit unserem Strand in Fautea (unten) sind wir mehr als glücklich. Das Wasser ist ebenso traumhaft wie die Bucht, über der ein schöner Genueserturm wacht, direkt neben dem Campingplatz Fautea, der besser nicht liegen könnte. Ein schöner Küstenabschnitt ohne Allüren, aber mit vielen Möglichkeiten für Ausflüge.
Aléria und die Etangs – Austernessen wie die alten Römer
Man erahnt es nicht, aber das kleine Aléria im Norden der Ostküste war einmal unglaublich bedeutsam – nämlich die Hauptstadt der römischen Provinz Korsika mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten. Geschichtsinteressierte und Asterix-Fans können auf dem weitläufigen Plateau durch die Ausgrabungen der antiken Römerstadt streifen und dabei weit über das Flussbett und die Meeresbecken blicken. Der Comic "Asterix auf Korsika" verschafft ein gutes Bild über das Leben in der römischen Siedlung. 700 Jahre herrschten die Römer auf Korsika (was sich in der Sprache der Korsen niederschlug) bis im 5. Jahrhundert die Vandalen mit dem Niedergang des Weströmischen Reiches einfielen. Die Austern aus den Etangs genossen schon die Römer. An den Meeresbecken sitzt man heute in Holzpavillons der Fischrestaurants und genießt Austern, Moules Frites und frische Meeresfrüchte.
- Antike Römersiedlung Aléria. Ausgrabung mit Museum, alle Infos über Google Maps.
Für "Asterix auf Korsika" haben sich die Macher Goscinny und Uderzo intensiv mit dieser besonderen Insel auseinandergesetzt. In einer wohlwollenden Satire über das "Wesen" der Korsen spielen sie sehr amüsant auf alle traditionellen Klischees über Korsika an: die Lust an Streitereien, der Stolz, die Siesta, kulinarische Eigenheiten, Familien-Mafia, der Geist der Unabhängigkeit, dazu viele schöne Wortspiele.
"Oiiiiiiink! Oiiiiiiink!", wie das korsische Wildschwein, geht der Erkennungsruf der Korsen. Asterix auf Korsika (Amazon*) ist für viele das beste Album!
Schlemmen auf den Etangs
Die beiden Meeresfrüchte-Restaurants mit eigener Muschelzucht liegen an den Etangs, den Meeresbecken nördlich und südlich vor Aléria.
- Aux Coquillages de Diana am Etang de Diana (Infos Google Map)
- Restaurant d'Urbino am Etang d'Urbino (Fotos unten, Infos Google Map).
Vom Meer in die Berge
Der Küstenabschnitt zwischen Solenzara und Porto-Vecchio ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge durchs herrliche Hinterland, ins Bavella-Gebirge und nach Bonifacio.
Eine Fahrt auf der 'Route de Bavella' führt durch die aufregendste Landschaft Korsikas und über den schönsten Pass der Insel. Laricio-Kiefern von biblischem Alter, nach Thymian duftende Bergwiesen, und schließlich die Felsnadeln Aiguilles de Bavella, die den Himmel zu durchbohren scheinen. Auf den weiten Wiesen am Bavella-Pass genießen Picknickgesellschaften die spektakuläre Schönheit von unten und halten Ausschau nach einem Greifvogel oder Mufflon. Bergwanderer genießen den erhabenen Blick weit übers Meer. Nördlich des Passes locken die schönsten Kaskadentouren. Wir tauchen ein in die Cascades du Polischellu, vergnügen uns mit anderen Badewanderern in den herrlichen Gumpen und starren nach oben auf die unbändige Jugend, die über abenteuerliche Kaskaden rutschen oder von drei Meter hohen Felsen in die Pools springen.
Für die große Erlebnistour vom Meer ins Hochland und zurück geht es mit vielen Stopps durch die imposanten Berge über den Bavella-Pass. Streckenlänge 125 km Porto-Vecchio–Solenzara. Unbedingt mit müssen Wanderstiefel, Badesachen und Fernglas. Die tagesfüllende Tour beschreibt neben anderen Erlebnistouren der MARCO POLO Korsika (s. unten).
MARCO POLO Korsika (Amazon* Blick ins Buch). Locker geschrieben und auf den Punkt gebracht mit vielen kleinen Insider-Tipps und guten Erlebnistouren. Hervorragend und übersichtlich aufgemacht.
Alle, die tiefer in Korsika eintauchen möchten, greifen zum Korsika REISE KNOW-HOW. Die Inselkultur, bewegte Geschichte und Naturlandschaft sind das Steckenpferd des Autors Wolfgang Kathe. Selten genug bei Reiseführern, hat der Autor eine eigene Meinung. (Amazon* Blick ins Buch).
Der ROTHER WANDERFÜHRER KORSIKA war unser ständiger Begleiter. An der Ostküste führte er uns zum beeindruckenden Wasserfall Piscia di Gallo, zum Monte Calva Aussichtsberg, zu den spektakulären Kaskaden von Polischellu, durch die wilde Felslandschaft der Bavella-Spitzen, und über den Klippenweg in Bonifacio. ROTHER KORSIKA mit 87 Touren (Amazon Link Blick ins Buch).
Vom Familienplanschen bis zur abenteuerlichen Kaskadentour
Den Solenzara-Fluss talaufwärts wartet ein besonderes, erquickendes Outdoor-Paradies. Korsikas Canyoning-Mekka mit klaren Bergflüssen, Felsrutschen und Badegumpen liegt auf der Route von Solenzara Richtung Bavella-Pass. Groß und Klein genießen es, sich auf den Felsrutschen auszutoben. Dort wird man spielerische bis schwierige Hindernisse und richtige Schwimmbecken finden.
- Zum Flusswandern und für die Sprünge von Fels zu Fels eignen sich am besten weiche Turnschuhe oder Badesandalen (nicht barfuß!). Für richtige Kaskadentouren, bei denen Becken durchschwommen werden, verstauen wir alles in einem einfachen wasserdichten Dry Bag im kleinen Wanderrucksack.
ZWEI TOP-CANYONING SPOTS (nördlich vom Col de Bavella)
Cascades de Purcaraccia. 1:30h Wanderung bis zum höchsten und schönsten Wasserfall. Über einige Kletterpassagen gelangt man auf die oberen Stufen der Wasserfälle. Je höher man steigt, um so ruhiger wird es. Im Sommer gibt es viele Besucher; Badewanderer, die sich in den herrlichen Gumpen vergnügen und Canyoning-Trupps, die über die Felsplatten kraxeln. Für Kinder ist nur der untere Bereich geeignet. (Im Rother Wanderführer als anspruchsvolle Kaskadentour von ca. 3 Stunden, ab Parkplatz Bocca di Larone).
Cascades de Polischellu. Dies ist wohl die schönste und abenteuerlichste Gumpentour Korsikas in einer traumhaften Bergkulisse. Glasklare Badebecken müssen durchschwommen, Kaskaden umklettert und Schluchten umwandert werden. Bis zu 17 Kaskaden kann man aufsteigen. Mutige verkürzen den Abstieg durch Sprünge. Mit Kindern sollte man nicht weiter als bis zur 3. bzw. 5. Kaskade wandern. (Im Rother Wanderführer, anspruchsvolle Kaskadentour mit schwierigen Passagen, ca. 4,5 Stunden, Parkplatz Canyon du Pulischellu).
GUMPEN-SPASS FÜR ALLE
Pont de Fiumicelli. Der Fiumicelli-Fluss bietet Spaß für alle mit Schwimmbecken, Felsformationen, kleinen Wasserfällen – und er ist einfach zu erreichen. Parkplätze an der Brücke, 12 km von Solenzara.
Natürlich kann man an der D268 bereits in der Solenzara baden, entlang der Straße gibt es mehrere gute Stopps, etwa direkt beim Camping U Rosumarinu oder ein Stück weiter (Map).
TIPP: Bala Gumpen, nur 10 min von Porto-Vecchio an der Straße nach Ospedale. Lage Bala-Fluss Badestelle mit drei großen Gumpen. 5-Meter Sprünge und Tauchgänge stehen auf dem Programm.
Wanderausflug ins Bavella Gebirge
Zwei freundliche, tolle Wanderungen lassen sich zu einem wunderbaren Wandertag verbinden. Mit Freunden, groß und klein, sind wir im Bavella unterwegs. Durchs Felsenland zum feinen Aussichtsberg Monte Calva, und nach der Kaffeepause geht's zum Wasserfall Piscia di Gallo. (Beide im Rother-Wanderführer Korsika).
Aussichtsberg Monte Calva (3 Stunden). Den Rundblick aufs Bavella-Massiv bekommt man bequem serviert vom schönen Felsplateau des Monte Calva. Dort nehmen wir unser Mittagsvesper ein und genießen die Aussicht. Der Aufstieg dauert 1,5 Stunden. Anfangs durch den Wald, dann über Plattenzonen und faltige Felsblöcke, überwindet man gut 400 Hm. Parkplatz Bocca d'Illarata. Wer anschließend noch kann, gegenüber der Straße geht es zum Punta Diamante (250 Hm zum Gipfel), wo die bizarren Felsen noch beeindruckender sind. Wir fahren die Straße wieder ein Stück zurück zum berühmten Wasserfall Piscia di Gallo.
Piscia di Gallo Wasserfall (2 Stunden). Wanderung zum "Hahnenpiss", so der Kosename des doch recht imposanten Wasserfalls. Auch der Weg dorthin ist traumhaft schön und viel begangen. Am Parkplatz verführt uns die Restaurant-Bar mit netten Außenplätzen zu einer Kaffeepause, inzwischen Nachmittag, ist auf dem Wanderweg auch gar nicht mehr viel los. Man bekommt einiges geboten: Schöne Wälder, Blockmeere und Granitkegel, Aussichten bis zum Meer. Nur der Abstieg zum Piscia di Gallo, der schnurgerade aus der Felswand fällt, ist steil und rutschig. Die 'Männer' entscheiden sich über den Fluss zurück zu gehen und schaffen es dabei trocken zu bleiben.
Auf der Heimfahrt durch das Bergdorf L'Ospédale fällt uns das hübsche Haus des Restaurants U Funtanonu (Map) ins Auge und durchaus hungrig kehren wir direkt ein. Innen ist es sehr gemütlich, wir genießen die schöne Atmosphäre und das erste Glas Wein. Die Empfehlung 'Clos Teddi' aus Patrimonio schmeckte uns von den korsischen Weißweinen bisher am besten, von dem Menü, vor allem die Focaccia und Tagliata de Boeuf, vergleichsweise teuer war die einfache Pasta.
Turm III – Wanderung durch die Felslandschaft der Bavella-Türme.
(Rother Wanderung Turm III (Punta di Vacca). Die anstrengende Tour mit einigen Kraxeleinheiten wird als nächstes in Angriff genommen. Wer die große Runde über 6:15 Std. geht, braucht gute Kondition. Der Aufstieg war famos! In 2 Stunden bis zum Turm III der Bavellaspitzen. Durch eine grandiose Szenerie mit bizarren Felstürmen, windzerzausten Kiefern, schönen Kraxeleien durch die Scharte, herrliche Ausblicke. Der Abstieg über Turm IV mit einer weiten Runde, war ein endlos erscheinender Marsch. Schneller ist man auf dem gleichen Weg zurück zum Parkplatz Col de Bavella.
Bildergalerie Turm III
Nach so viel Natur, Strand und Entspannung, mal wieder ins Leben eintauchen? Zum Flanieren und Ausgehen bestens geeignet ist Porto-Vecchio, mit dem zweifellos schicksten Publikum. Die Tourismushochburg hat stylische Läden, einen funkelnden Yachthafen und eine pulsierende Altstadt. Porto-Vecchio war ein richtiges Piratennest und jahrhundertelang malariaverseucht. Erst Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es 'trockengelegt' und der Weg für den Tourismus war frei. Porto-Vecchio Webseite.
Zum Fine Dining trifft man sich in der Bucht von Porto-Vecchio im Restaurant Le Hyannis Port (auch La Maison Blanche genannt) und blickt dabei aufs Meer. (Infos Google Maps).
VIN137. In der Altstadt von Porto-Vecchio verbringt man in dieser Weinbar gesellige Abende bei leckeren Tapas. Es gibt auch gute Cocktails und Gegrilltes von der Holzkohle (Infos Google Maps).
Porto-Vecchio Unterkunft-Tipp: Residence Chez Virginie (Booking Angebot), 4 km von Porto-Vecchio, in ruhiger Hügellage mit schöner Gartenanlage. Freunde von uns waren hier. Die gepflegten Studios und Appartements sind sehr gut ausgestattet (Grillmöglichkeit), haben eine Terrasse, teils Meerblick, und Zugang zu einem kleinen Privatstrand. Um Porto-Vecchio ist das Angebot an Unterkünften riesig, hier ein Blick auf alle 9+ Bewertungen.
Punta Fautea – Camper- und Badeglück zwischen zwei Buchten
An dem felsigen Küstenabschnitt Fautea ist die Bucht südlich des Turms unser Lieblingsstrand. Vom Campingplatz 5 Minuten zu Fuß durch die Macchia, und wir sind dort. Es gibt keinen Service oder Einrichtungen. Der Strand läuft flach ins Meer aus und ist angenehm zum Schwimmen. An den Felsen tummeln sich gerne die Schnorchler. Fautea Strand Google Maps.
Über einen Pfad durch dichten Ginster erreicht man den Genueserturm und blickt über die ganze Bucht.
Camping Fautea. Traumhaft, wenn man den richtigen Platz erwischt. Der terrassierte Campingplatz liegt auf einer Anhöhe direkt unterhalb des Genueserturms, eingebettet zwischen zwei Badebuchten.
Es gibt einige sehr schöne Stellplätze für Vans und jede Menge herrliche Zeltplätze. Die innenliegenden Stellplätze sind ohne Blick und recht eng. Für größere Wohnmobile gibt es Plätze im unteren und Eingangsbereich. Je nach Lage ist die Straße hörbar. Die Sanitäranlagen sind zweckmäßig und waren immer sauber. WLAN nur in der Rezeption-Café-Bar gegen Bezahlung oder bei Verzehr. Ab 22 Uhr war die Schranke zum Campinggelände zu! Fahrzeuge kommen danach nicht mehr rein, nur Fußgänger.
Bei unserer Ankunft im Camping Fautea waren alle Meerblick-Plätze belegt. Die Rezeption riet uns, gleich morgen früh wieder zu kommen, da es jeden Tag Bewegung gibt. Und wir hatten Glück. Eine österreichische Familie packte ihren Bulli und wir übernahmen ihren traumhaften Platz, weit oben, ruhig gelegen, und blicken hinaus aufs blaue Meer.
Klick Fotos Camping Fautea zur Großansicht
- Der nächste Supermarkt liegt ca. 5 km südlich in Zonza. Super U hat die beste Qualität und eine hervorragende Auswahl, auch an frischem Fisch. Tipp: vorher kommt rechts die sehr gute Boulangerie Patisserie Artisanale!
- Das nächstgelegene Restaurant 'Le Fautea', direkt am nördlichen Strand, hat eine interessante Karte zu etwas gehobenen Preisen.
- Unser Restaurant-Tipp ist das La Pacha (Map) mit einer mediterranen Küche im nächsten Ort Tarco. Schön sitzt man auf der großen Terrasse mit Meerblick und bekommt gute Pizza, Pasta und Fischgerichte zu annehmbaren Preisen.
Genueser Nachrichtendienst!
Die markanten Genuesertürme werden wir auf Korsika immer wieder sehen. Mit einer Reihe von über 200 Wachtürmen bauten die Genueser im 16. Jahrhundert ein ausgeklügeltes Kommunikationssystem. Von Turm zu Turm wurden innerhalb einer Stunde mit Rauch- und Lichtzeichen Nachrichten rund um die Insel weitergegeben, etwa über herannahende Berberpiraten. 80 Türme sind noch erhalten.
Turm von Fautea Foto pixabay.com / Jozef Papp
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Bonifacio unbezwingbar
Am nächsten Morgen starten wir früh nach Bonifacio, ehe der große Besucherstrom anrückt. Die Festungsstadt am Südzipfel Korsikas thront wie ein versteinertes Schiff auf senkrechten Kalkfelsen. Die Genueser hatten ihre reiche Stadt massiv befestigt mit einer enormen Stadtmauer und einer Zitadelle, die quasi uneinnehmbar war.
In den schmalen Turmhäusern wurde in den oberen Stockwerken gewohnt mittels geschickter Vorrichtungen. Gelegentlich kann man in das Treppenhaus der Wohnhäuser blicken und sieht eine schwindelerregende Treppe in einem Schlund im Nirgendwo enden. Früher führten hier Strick- und Holzleitern in die Wohnungen. Sie konnten schnell eingezogen oder zerstört werden sobald Eindringlinge im Vormarsch waren. Ausgerüstet mit Zisternen und Vorratskammern vermochten die Bürger in Belagerungszeiten lange durchhalten. Fünf Monate dauerte im Jahr 1420 die spanische Belagerung durch Alfons V. von Aragon, und die Bewohner beugten sich nicht. „Wir haben gegen die mächtigste Armee der Welt gewonnen, indem wir sie mit sehr altem korsischen Käse beworfen haben“ witzelte ein Guide und spielt auf den fauligen Casgiu Merzu an, der im Comic 'Asterix auf Korsika' durch seine stinkenden Gase ein Schiff in die Luft sprengte. Der Käse reift so lange, bis sich Maden darin entwickeln, die ihn cremig machen. Genossen wird der dann samt Getier.
Eine andere Treppe macht den Ruf der Stadt aus. Die "Treppe des Königs von Aragon" sollen der Legende nach seine Soldaten in einer Nacht in die Klippen gehauen haben. Es waren aber die Franziskanermönche, die sie für Belagerungszeiten angelegt hatten, als Fluchtweg zum Meer und zu einer verborgenen Wasserquelle. Heute muss man für die 187 steilen Stufen ein Ticket kaufen und Schutzhelm tragen. Wir haben nicht lange überlegt, als drei junge Männer schweissgebadet, wie mit einem Eimer übergossen, zurückkamen, spazierten wir gleich weiter. Von der windigen Oberstadt recken wir unsere Hälse über die Mauer. Siebzig Meter unter uns schlagen die Wellen gegen den weit ausgehöhlten Kalkstein, der diese Häuserzeile trägt, und man denkt, wohl nicht mehr allzu lange? Nur zwölf Kilometer durch die berüchtigte Meerenge von Bonifacio getrennt, liegt vor uns Sardinien.
Postkartenmotiv vom Bonifacio Klippenweg.
Nicht verpassen darf man den markierten Weg entlang der Klippen. Am Fuße der Zitadelle geht es den breiten Treppenweg hinauf. Die Blicke auf Bonifacio und die endlosen Kalksteinfelsen sind dramatisch schön. Man muss nicht lange gehen, es folgt ein schöner Blick nach dem anderen und manch schwindelerregende Aussichtspunkte. Gut für eine Picknickpause.
Küstenwanderung zum Capu Pertusatu Leuchtturm mit Badestopp in einer
Mondlandschaft.
Hin-Rückweg gut 3 Stunden ohne Strandgang, 300 Hm, 9 km. Bevor man den Rückweg antritt, wartet unterhalb des Leuchtturms ein besonderes Badevergnügen. Nach einem steilen Abstieg zum Strand Saint-Antoine genießt man die einmalige Szenerie der Steilküste mit der vorgelagerten Isle St. Antoine. (Rother Wanderführer Korsika mit 3 Bonifacio Wanderungen).
- Mit der Altstadt-Besichtigung beginnt man idealerweise früh! Auf freie Parkplätze könnte man sonst in der Schlange länger warten. Die größte Kapazität gibt's beim Hafen.
In der Oberstadt sitzen wir vor der alten Loggia beim Café au Lait und verfolgen das Treiben. Im rustikalen Straßenlokal beim Boulodrom genießen wir die Aussicht, auch auf die Boulespieler, und trinken bereits Pastis.
Entdeckungstouren – Bonifacio vom Wasser aus
- Alle Bootsausflüge und Tourenanbieter agieren unter SPMB Promenades en Mer de Bonifacio.
- Nr 1 Bootstour Bouches des Bonifacio. Dauer 1 Stunde, Abfahrt alle 30 min. Von Bonifacio entlang der Kreidefelsen, Buchten und Grotten schippern. Vom Meer aus betrachtet, ist das Panorama und die Stadt auf dem Kreidefelsen noch beeindruckender. Alle Anbieter liegen im Hafen von Bonifacio. Es gibt auch Hybridboote ohne Abgase.
- Nr 2 Lavezzi-Inseln Boat Shuttle. Als Tages- oder Halbtagestour ohne Zwischenstopp von Bonifacio zu den unter Naturschutz stehenden Lavezzi-Inseln mit einer fantastischen Unterwasserwelt. Die Granitfelsen erinnern ein wenig an die Seychellen. Die Insel lässt sich auch gut erwandern! Auf der Rückfahrt betrachtet man Bonifacio vom Meer aus. Die Insel ist schattenlos, Getränke und Verpflegung müssen mitgebracht werden. Die Lavezzi-Inseln kann man leider nur zur Nebensaison empfehlen, im Sommer tritt man sich gegenseitig auf die Füße.
Diese Touren auf Getyourguide* sind 24 Stunden vorher kostenlos stornierbar.
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Wir übernachten im Chambre d'hôtes et Camping Domaine Pero Longo (Kontakt direkt oder über Booking). Das Weingut liegt 35 km von Bonifacio. Die Zimmer haben Berg- und Gartenblick. Kostenloses WLAN. Die Campingplätze liegen in einer Senke unterhalb des Hotels, für eine Nacht fanden wir es ok. Das große Plus: Als Campinggäste konnten wir den schönen Pool mit Bergblick genießen und abends das gute Restaurant (in der Sommersaison) im idyllischen Garten. Es gibt hausgemachtes Essen: Tagliatelle mit Kalbsragout und Aubergine, Kastanien Crème Brûlée, eigenes Gemüse und Fleisch und den Gutswein natürlich. (Google Maps)
Text: Edel Seebauer | Fotograf: Jürgen Mahler
Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in unser Gästebuch.
Korsika Berichte 1 bis 3 – Einmal um die Insel.