Katalonien-Route Teil II: Klosterberg Montserrat – Vilafranca del Penedès – Tarragona – Priorat – Naturpark Delta de l'Ebre

Kataloniens Schönheiten zwischen Bergen, Fluss & Meer

Camper-Route 'Stadt-Land-Fluss': Montserrat – Penedès –Tarragona – Priorat – Ebrodelta

 

Unsere Weiterreise führt uns ins Kernland von Katalonien zu den sagenumwobenen Felstürmen von Montserrat, dann ins 'Cava-Land' durch Penedès, wo sie Menschentürme, Weinkathedralen und Riesenrebläuse bauen. Noch ohne Overtourism zeigt sich die glorreiche römische Hafenstadt Tarragona völlig entspannt. Zwischen erstaunlichen Weinhängen kurven wir durch das bilderbuchgleiche Priorat und folgen dem Ebro bis ins Flussdelta, wo hinter weiten Sandstränden Spaniens exquisiter Paella-Reis und Flamingos zuhause sind.

 

Wer das echte Katalonien sehen will, schaut über Barcelona hinaus. 

 

Castels Menschentürme
'Castels' – Katalanische Menschentürme
Weinterrassen von Mas Sinén im Priorat
Weinterrassen von Mas Sinén. Die Weinberge im Priorat zählen zu den steilsten in Europa.
La Morera del Montsant im Priorat
In La Morera del Montsant im Priorat scheint das geschäftige Barcelona weit weg.
Sandpisten im Delta del Ebro
Sandpisten im Delta de l‘Ebro
Tarragona Altstadt katalanische Menschentürme
Auf Entdeckungstour in Tarragona
Bucht Cala Fonda bei Tarragona
Versteckte Bucht Cala Fonda südlich von Tarragona
Teufelsbrücke Aquädukt bei Tarragona
'Teufelsbrücke' – Aquädukt bei Tarragona

Der Berg Montserrat ist unverkennbar. Wie knorrige Finger ragen seine Felstürme aus dem 1236 m hohen Massiv.

Anfahrt Klosterberg Montserrat
Faszinierende Anfahrt zum Klosterberg Montserrat

 

TIPP: Diesen Top-Picknickplatz mit Bergblick fanden wir an der Straße zum Kloster beim Mirador Montserrat, hier auf Google Maps (wenig Parkfläche).

Picknick stopp Mirador Montserrat
Picknickstopp am Mirador Montserrat
Kloster Montserrat Katalonien
Der Kloster-Komplex Montserrat ist auf viele Besucher ausgerichtet

Einen Blick auf die Schwarze Madonna erhaschen

Unbestritten schön ist die bizarre Felsenlandschaft, fantastisch der Blick bei der Anreise, wie sich der mächtige Felsstock aus der Ebene erhebt. In einem tiefen Einschnitt liegt das bedeutungsvolle Kloster Montserrat als Hüter der katalanischen Kultur und wichtigster Wallfahrtsort Spaniens nach Santiago de Compostela. Die Benediktinerabtei setzte sich nach dem spanischen Bürgerkrieg über das Verbot der katalanischen Sprache hinweg.

Ein fast obligatorischer Abstecher ist der Schrein der Schutzheiligen 'La Moreneta' (im Volksmund 'Die Braune'). Der Legende nach hat sie der Evangelist Lukas höchstpersönlich geschnitzt.

 

Oben angekommen, werden wir entzaubert. Die gewaltige Klosteranlage wird von der Erhabenheit der eindrucksvollen Berge in den Schatten gestellt. Herangewachsen ist ein verbauter Komplex mit großen Selbstbedienungsrestaurants in Plattenbauten, Souvenirs und Bahnhofsbetrieb. Man muss die Schutzheilige schon sehr verehren, um die Tourismus-Maschinerie auszublenden. Die spirituelle Atmosphäre von Santiago de Compostela verspüren wir hier nicht, aber die Anziehungskraft der Berge. Dem Rummel entflieht man am besten über die angelegten Spazier- und Wanderwege. Auf den umliegenden Bergkämmen befinden sich zahlreiche Einsiedeleien. Der höchste Gipfel des Montserrat 'Cim de Sant Jeroni' ist eine der Top-Wanderungen Kataloniens (gesamt 3 Std) und belohnt mit einer grandiosen Fernsicht. Eine Seilbahn verkürzt den Weg.

 

  • Für die Besichtigung der Basilika und der Schwarzen Madonna wird kein Eintritt erhoben. Dafür wird beim Parken kassiert (teuer für Camper). Ein Sensor misst das Fahrzeug an der Parkschranke. Unser VW-Bus kostete so viel wie ein Wohnmobil, 20 Euro Fixpreis, egal, ob man 1 oder 24 Stunden bleibt. Alternativ parkt man kostenlos unten und nimmt die Zahnradbahn hinauf zum vergleichbaren Preis bei 2 Personen.
  • Webseite Monestir Montserrat.
  • Gut zu wissen: Sommers steht man endlos oder gar erfolglos für die Madonna an. Dann lohnt sich ein Madonna-Zeitfenster-Ticket. Mit audiovisueller Führung und Museum im Montserrat Kloster Erlebnis-Ticket bei Getyourguide (24 Std. vorher stornierbar).
  • Der berühmte Knabenchor erklingt wochentags um 13 Uhr, zum Vespergottesdienst und sonntags, hier nachsehen. 
  • Ein Info-Blatt mit den Wanderwegen ab dem Kloster erhält man in der Besucherinformation. 

 

Überhaupt ist der Parc Natural de la Muntanya de Montserrat ein hochinteressantes Wandergebiet. Die acht schönsten Wanderungen beschreibt der ROTHER Wanderführer Costa Brava67 Touren mit GPS-Tracks vom Cap de Creus bis Montserrat. Fotos: Wanderung zum 'Cim de Sant Jeroni', Gipfel des Montserrat.

 

Vom Klosterberg Montserrat reisen wir südwärts direkt ins Land der Cavas. Die schönste Route führt über Masquefa ins Cava-Herz Sant Sadurní d’Anoia und weiter nach Vilafranca del Penedès, das sich für die Übernachtung anbietet (Camping bis Luxushotel). Man wird über terrassierte Dörfer, Weingärten und Bergpässe fahren und dabei schon das Mittelmeer im Blick haben.

Penedès Land des Cavas
Im Penedès, Land des Cavas

Prickelnde Cavas & haushohe Menschentürme

Cava, der Stolz der Katalanen, soll das Leben nicht nur verschönern, sondern auch verlängern. Auf alle Fälle kann man in Sant Sadurní d’Anoia beschwingt von einem zum nächsten knallenden Sektkorken wandeln. Die auf einem Kreidefelsen liegende 'Hauptstadt des Cavas' ist von zahlreichen unterirdischen Kellern umgeben.

 

Hier in der Region Alt Penedès, westlich von Barcelona, befinden wir uns in der Hochburg der Cavas nach méthode champenoise, die bis zum EU-Beitritt Spaniens 1986 Champána hießen. Dem französischen Nachbarn stieß das mächtig auf und er erzwang eine neue Bezeichnung. Die Katalanen wählten schlicht und ergreifend 'Cava' (katalanisch Höhle), nach den Reifekellern, die man in die Kreidefelsen grub.

 

Der größte Produzent Freixenet flimmerte jahrelang mit 'erotischem Sekttropfen auf heißer Haut' in unsere Wohnzimmer. Aber Cava ist nicht gleich Cava. Es gibt Massen an Schaumweinen in verschiedenen Preislagen. Die exquisiten haben Körper, Frucht und Eleganz – und ihren Preis. Am besten ist er 'brut nature' aus den heimischen Trauben Xarel·lo, Macabeo, Parellada.

 

  • Top-Kellereien mit herausragenden Cavas (Empfehlung des FEINSCHMECKER Magazins) sind z.B. Gramona, Recaredo und Celler d'Espiells Juvé i Camps.
  • Cava Besuche und Verkostungen sollten vorab gebucht werden.
  • Penedès Tourismus Homepage (englisch).
Codorníu Kellerei 'Kathedrale des Cavas'
Modernisme Kellerei Codorníu

 

Die Weinkathedrale des Cava-Erfinders (in Sant Sadurní d'Anoia) 

 

Ein architektonisches Erlebnis ist die Besichtigung der Weinkeller von Codorníu, das sich als ältestes Familienunternehmen Spaniens rühmen darf. Die Geschichte dieser Winzerfamilie reicht nahezu fünf Jahrhunderte zurück. 1872 stellte Josep Raventós hier die erste Flasche Cava her und begründete einen völlig neuen Industriezweig. 1895 wünschte er sich eine Produktionsstätte nahe den Weinbergen und eröffnete 1915 die monumentale Codorníu Kellerei, die 'Kathedrale des Cavas'. In der riesigen Sala wähnt man sich tatsächlich in einem Sakralbau. Der denkmalgeschützte Bau ist ein Schlüsselwerk des katalanischen Jugendstils. Die beeindruckende Architektur, die der Herstellung und Reifung des Cavas gewidmet ist, erschuf Josep Puig i Cadafalch, der neben Gaudí einer der bedeutendsten Vertreter des Modernisme war. Nicht zufällig ist Codorníu der meistbesuchte Weinkeller Spaniens.

 

Will man nur eine Cava-Kellerei besichtigen, dann wäre es diese.

Webseite Buchung Führungen Caves Codorníu: Die Iconic Tour 1,5 Std umfasst: Führung durch die Casa Codorníu, Sala Puig Hall 'The Cathedral of Cava', das Museum 'Celler Gran', Abstieg in das unterirdische Kellerlabyrinth mit Zugfahrt, eine Verkostung von 3 Cavas aus dem Premium-Sortiment. 

 

Unten Fotos Caves Codorníu

Codorníu, Sala Puig Hall 'The Cathedral of Cava',
Codorníu 'The Cathedral of Cava'

 

Das ungeheure Reblausfest von Sant Sadurní d'Anoia 

 

La Fiesta de la Filoxera (7. und 8. September) erinnert an die schwierige Zeit und große Armut nach der Vernichtung der Weinberge durch die Reblaus, die 1887 im Land wütete. Das Reblausfest von Sant Sadurní d'Anoia ist ein aberwitziges Spektakel. Am ersten Abend, während die Menschen mit riesigen Pappmaché-Köpfen durch die Straßen tanzen, beginnt die Reblaus die Stadt unsicher zu machen. Am Abend darauf erreicht es seinen Höhepunkt, wenn die 'Gigantes', feuerspuckende Riesenrebläuse, aus der Stadt vertrieben werden – begleitet von Feuer, Funken und Musik.

Foto La Fiesta de la Filoxera Sant Sadurní d'Anoia
Foto: La Fiesta de la Filoxera in Sant Sadurní d'Anoia, der Hochburg des Cavas

 

Vilafranca del Penedès ist die lebendige Marktstadt der Weinregion, in der aber nicht der Cava, sondern die Castells aus Menschentürmen das öffentliche Leben dominieren. Ausflüge in die Weinberge sind von hier aus leicht zu organisieren. Nur acht Kilometer nördlich liegt des Cava Epizentrum in dem berühmten Städtchen Sant Sadurní d'Anoia. Vilafranca hat einen hübschen, alten Ortskern. Für eine selbstgeführte Tour zu seiner mittelalterlichen und Modernisme-Architektur hält das Tourismusbüro eine Broschüre bereit. 

  • An der Plaça de Jaume I konzentrieren sich die Sehenswürdigkeiten: Die Basilika, das Castellers Monument und das Weinmuseum 'Vinseum' im Palau Reial. In dem mittelalterlichen Palast der Aragon Könige wird die Geschichte und kulturelle Bedeutung des Weins im Penedès präsentiert (mit Weinstube & Shop). Infos auf Google Maps.
Castellers Denkmal Vilafranca del Penedes
Vilafrancas Castellers-Denkmal am Plaça de Jaume I

 

Lebendige Brauchtumskultur. Zur dreitägigen Festa Major füllen sich die Straßen und Plätze der Stadt, wenn sich die Feierlichkeiten mit Glockengeläut und Feuerkrachern ankündigen. Das Patronatsfest zu Ehren des Sant Fèlix ist eines der interessantesten Volksfeste Kataloniens mit einer eindrucksvollen Parade, Volkstänzen und Musikkapellen, und natürlich mit den Castellers von Vilafranca, die von der Menschenmenge angefeuert, vor dem Castellers-Denkmal ihren schwindelerregenden Menschenturm bauen.

Vilafranca  Festa Major
Der Heilige Fèlix, Schutzpatron von Vilafranca, wird zur Festa Major geehrt
Junge Castellers in Catalunya
Junge Castellers ©Turisme de Catalunya Jordi-Bastart
Menschen-Turmbau zur Festa Major Villafranca
Turmbau zur Festa Major ©Turisme de Catalunya Lluís Carro

 

Plaça de Sant Joan. Das Cafè El Coro im Herzen von Vilafranca ist ein Klassiker aus alten Tagen. Betritt man den Gastraum, ist es ein Schritt in die Vergangenheit. Kassettendecken, Schmiedeeisen, geschnitztes Holz und Tische aus Marmor.  Gegenüber liegt das alte Rathaus.

Altes Cafè El Coro in Vilafranca
Altes Cafè El Coro in Vilafranca
Vilafranca Rathausplatz
Vilafranca Rathausplatz
Palau Reial Palast Vilafranca 'Vinseum'
Der Palau Reial Palast beherbergt das 'Vinseum'

Aufstieg zum Weltkulturerbe – Katalanische Menschenpyramiden

 

Das mehrere hundert Mitglieder starke Team von Vilafranca ist Titelverteidiger der Castellers. 

Castellers de Vilafranca
Nur auf einem guten Fundament kann man hoch bauen

Nur wenn alle zusammenwirken, kann das beeindruckende Kunststück gelingen. Für das Fundament der Menschentürme benötigt man viele Leute. Eng umschlungen, kein Blatt würde mehr dazwischen passen, stehen die kräftigsten Männer, bereit jeden aufzufangen. Zehn Mann hohe Stockwerke sind keine Seltenheit und schon ein kleiner Fehler kann das Bauwerk zum Einsturz bringen. Zügig und konzentriert klettern die 'castellers' über Rücken und Schultern, je höher, umso leichter und jünger werden sie. Furchtlos und flink wie ein Kletteräffchen arbeitet sich das kleinste Teammitglied an die Spitze des Turms, und wenn es die vier Finger in den Himmel streckt, das Symbol für die katalanische Flagge, ist der Erfolg besiegelt – ein besonders bewegender Moment. Seit dem tödlichen Absturz eines Mädchens 2006, müssen die Kinder Schutzhelme tragen. Der schwierigste Teil, ist die Demontierung des menschlichen Turms, bei dem das Gleichgewicht des Teams auf die Probe gestellt wird.

 

Das nötige Wissen für den ausgeklügelten Aufbau wird von Generation zu Generation weitergegeben. In Vilafranca ist der Sport des Turmbaus besonders ausgeprägt. In einer eigens dafür konstruierten Trainingshalle mit Fangnetzen wird mehrmals in der Woche geübt. Die Castells von Katalonien sind nicht nur ein Sport, sondern Ausdruck ihres Nationalgefühls und seit 2010 immaterielles Weltkulturerbe. Sie gehören zu jedem guten Volksfest in Katalonien und jeder ist willkommen mitzumachen, wenn die sogenannten 'Pinya' gebildet wird, die Menschenmenge um die Basis des Turms.

  • Im Sommer finden viele Castells-Auftritte statt. Alle Termine unter Castells Catalunya Shedule.
Kataloniens Castellers Menschentürme
Die breitrückigen Männer an der Basis schwitzen und zittern unter dem Gewicht.

 

Tipp: Den Castellers beim Training zuschauen. Wir stehen vor dem Vereinshaus der Castellers de Vilafranca. Das 'Cal Figarot' ist ein eindrucksvolles neugotisches Haus mit Ausstellungssälen, einem Restaurant und einem Garten nebst Trainingshalle. Interessiert verfolgen wir die Geschichte der Turmbauer von Vilafranca, die Bilder der vielen Siege und internationalen Auftritte: vor dem Eiffelturm in Paris, vor dem Vatikan, in Santiago de Chile, zur Frankfurter Buchmesse oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Ein Mitglied entdeckt uns und führt uns die prämierte Doku von National Geographic vor – mit Gänsehaut-Momenten. (auf Youtube s. unten). Das Abendtraining soll um acht begonnen haben. Vom Innenhof lugen wir zaghaft durch eine offene Tür und werden von den "Kleinen" hereingewinkt. Sie üben heute ihre Turmspitze.

  • Sitz der Castellers de Vilafranca auf Google Map.
  • Das Restaurant Cal Figarot im Obergeschoß hat einen schönen Balkon zum Innenhof. Das Essen ist nicht berühmt, aber das Ambiente nett, um etwas zu trinken. 
  • Für den Trainingsplan der Castellers auf castellersdevilafranca.cat unter Agenda klicken.

 

Ein Höhepunkt ist alle zwei Jahre die inoffizielle Castells-Weltmeisterschaft in Tarragona, die in den geraden Jahren Anfang Oktober ausgetragen wird. Dann sind die Castellers aus Valls mal wieder Vilafrancas größter Konkurrent. Die preisgekrönte Filmdoku über die Castellers aus Vilafranca ist richtig fesselnd, s. Youtube.

Castellers Training in Vilafranca
Beim Training der Kleinsten, manche sind erst 5 Jahre alt
„Vis-à-Vis Reiseführer Barcelona & Katalonien“ 2024

 

Für Barcelona-Besucher empfiehlt sich der Vis-à-Vis Reiseführer Barcelona & Katalonien 2024 für eine ausführliche Erkundung der faszinierenden Stadt mit anschaulichen 3D-Illustrationen. Dazu wertvolle Informationen über Bräuche, kulinarische Spezialitäten und versteckte Kleinode.

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Wohnmobil-Stellplatz Vilafranca del Penedès. Sehr beliebt, kostenlos und für maximal 3 Übernachtungen (72 Stunden). Keine Toiletten, aber kostenloses Wifi. Im Süden der Stadt gelegen, erreicht man zu Fuß in 15 min das historische Stadtzentrum. Lage auf Google Maps.

 

EN RIMA. Für das wohl allerbeste Essen der Gegend fahren Weintouristen zum Celler Mastinell am Stadtrand von Vilafranca. Mastinell ist spektakulär, zugleich Weingut, Hotel und Restaurant. Das 5-Sterne-Haus mit verblüffender Architektur beherbergt das Restaurant En Rima. Das Essen ist eine katalanische Fusion-Küche, die Preisleistung mehr als in Ordnung. Das 8-Gänge-Degustationsmenü am Wochenende verspricht einen besonderen Abend mit kreativen Gerichten. Das Meer und die Berge auf einem Teller: Niedrigtemperatur gegarte Schweinefüße mit roten Garnelen. Mit katalanischer Kesselwurst 'Butifarra de Perol' gefüllter Tintenfisch. Kabeljau-Confit mit Pil Pil-Sauce und Pastinaken-Risotto. Gurkennudeln mit Wolfsbarsch Ceviche und rotem Tigermilchschaum. Was Gäste sagen, aktuell auf Google Maps mit Tischreservierung.

Wer sich gleich noch eine Übernachtung gönnen möchte: Gästebewertungen und Angebot Mastinell Cava & Boutique Hotel auf Booking.com.

 

Tipp ARTCAVA. Besuch einer kleinen, feinen Weinkellerei mit Camper-Übernachtung.

Das aufgegebene Familienweingut mit Bauernhaus haben die Jungen übernommen und mit viel Arbeit und Entschlossenheit wieder zum Leben erweckt. Sie sind leidenschaftlich, sympathisch, machen einen guten Cava und bieten Slow Enotourismus mit verschiedenen Touren, Workshops und Aktivitäten. Über die Cava Herstellung kann man viel erfahren (man spricht gut englisch). Angeschlossen ist die Food-Bar La Manela mit gemütlichem Garten.

  • Camping. Das Weingut ist ein ruhiger Ort, um die Nacht im Wohnmobil zu verbringen. Die Stellplätze sind kostenlos, müssen vorher nur reserviert werden. Email: motorhome@artcava.com. Wer eine Tour bucht oder etwas im Shop kauft, bekommt freien Zugang zu Wasser, Strom und Wi-Fi. 
  • ARTCAVA liegt zwischen Vilafranca und Sant Sadurní, siehe Google Maps.

Unentdecktes Tarragona. Die lebensfrohe Hafenstadt blickt auf eine glorreiche römische Vergangenheit.

Man sieht es noch heute. Tarraco, wie es einmal hieß, hatte Kaiser Augustus zu einer der wichtigsten Provinzstädte des Römischen Imperiums gemacht. Uns erwarten aber nicht nur Ruinen und Weltkulturerbe. Tarragona ist eine quirlige Hafenstadt in der die glorreiche Vergangenheit und die Gegenwart unangestrengt ineinander übergehen. Ihre verwinkelte Altstadt sitzt im Oval des römischen Circus. Eine Attraktion ist aber auch die gewaltige Kathedrale. Und einmal muss man über die Rambla Nova zum mediterranen Stadtbalkon flanieren. Eine andere Verlockung ist das lebhafte Hafenviertel, wo es nach Paella und frisch gegrillten Meeresfrüchten duftet.  

Tarragona diente den Römern als Basis für die Eroberung Iberias. Es war die erste römische Provinz außerhalb des römischen Kernlands, als Barcelona gerade mal eine befestigte Siedlung war. Heute fließen die Besucherströme andersherum, was die wohlhabende Provinzhauptstadt und die 130.000 Tarragoneser völlig entspannt lässt.

 

Zum 'Eisen berühren' über die Rambla Nova.

Wo einst die Mauer von Sant Joan verlief, entstand die breite Rambla Nova, auf der sich ein Großteil des täglichen Lebens abspielt. Der Stadtboulevard, der hoch über der Küste endet, durchquert das ganze Zentrum und erreichte im Laufe der Zeit eine Länge von 1800 Metern. 'Tocar ferro' ist eine Tradition der Tarragoneser. Wenn sie sommers wie winters zum Balcó del Mediterrani spazieren, wird das schmiedeeiserne Geländer wie ein Glücksbringer jedes Mal berührt. Von dort betrachten sie das Meer, die einlaufenden Frachtschiffe und blicken hinab auf ihr römisches Amphitheater und ihre Platja del Miracle. 

Römisches Amphitheater Tarragona
Das Amphitheater über dem Stadtstrand ist eine eindrucksvolle Kulisse bei Open-Air-Events

 

Das römische Amphitheater liegt eindrucksvoll am Meer und das bereits seit dem zweiten Jahrhundert. Es war Schauplatz der Gladiatoren- und Raubtierkämpfe, auch öffentlicher Hinrichtungen und bot 15.000 Zuschauern Platz. Bis zum dritten Jahrhundert n. Chr. starben dort Christen als Märtyrer. Die Volksphantasien fanden gleich eine passende Legende, die sich vor 2000 Jahren abspielte: Am Strand von Tarraco entdeckte ein Christ einen Löwen, der mit einem Dorn in der Pfote kaum noch laufen konnte. Er ging auf ihn zu und zog ihm den Stachel. Jahre später erwartet ihn im Amphitheater der Märtyrertod. 'Christen vor die Löwen!' erhebt sich das Geschrei, doch der Löwe, der ihn gerochen und erkannt hatte, begann ihm die Füße zu lecken. Er wurde begnadigt und der Strand hieß von dem Tag an Platja del Miracle, 'Strand des Wunders'.

 

Die antike Oberstadt um die Kathedrale ist eine gemütliche Nachbarschaft. Steinerne Überreste lugen hier und dort hervor, dazwischen nette Bars und Restaurants zur Einkehr. Wir bewegen uns durch das verwirrende Netzwerk von Tunneln und Wegen des alten Forums. Der größte Teil des antiken römischen Circus ist unter den Wohnhäusern begraben. Doch ein kleiner Teil ist recht gut erhalten. Von der langgestreckten Rennarena aus dem im 1. Jh. n. Chr. haben wie durch ein Wunder einige der unterirdischen Tunnel überlebt, die für die abgehaltenen Zirkusspiele genutzt wurden. Ein denkwürdiges Erlebnis ist es, auf den Spuren der selbstmörderischen Wagenlenker durch die Circus-Tunnel zu gehen. Die Tribünen konnten bis zu 30.000 Menschen fassen, die versessen auf Wagenrennen waren, weil sie häufig spektakuläre Unfälle boten und Gelegenheit waren, Wetten abzuschließen. 

  • Tarraco Stadtmodell. An der Plaça del Pallol steht ein großes Modell der Stadt in ihrer römischen Blütezeit. Beeindruckend, wie Tarraco im 2. Jahrhundert aussah. Maqueta de Tarraco Google Maps.
  • Tarragonas wichtigste Sehenswürdigkeiten liegen im Umkreis von 15 Gehminuten. 
  • Das Tarraco Ticket, u.a. mit Circus, Amphitheater sowie der mehrsprachigen Tárraco Walk' Broschüre mit Karte sind in den Tourismusbüros erhältlich (Altstadt Büro Map).
  • Tarragona Tourismus Webseite.
antike Oberstadt Tarragona
Tarragonas antike Oberstadt und der Römische Circus (unten)
Oberstadt im alten Forum von Tarragona
Oberstadt im alten Forum von Tarragona mit Läden, Bars und Restaurants. ©Eveline de Bruin Pixabay

 

Mein Restaurant-Tipp in der Altstadt 'Racó de l'abat'. Authentisch, regional und sehr frisch!

Diesen Familienbetrieb in Tarragona sollte man nicht verpassen. Eine Speisekarte gibt es nicht, Chef Julio erklärt das tagesfrische Angebot. Alle Gerichte sind hervorragend und perfekt zubereitet. Auch der ausgeschenkte rote Hauswein ist richtig gut. Ein Lokal zum Wiederkommen, man möchte einfach alles probieren. Für die Qualität mehr als erschwingliche Preise (Menü Degustation 33€), daher reservieren!

  • Racó de l'abat Infos und Öffnungszeiten siehe Google Maps.

 

An der höchsten Stelle der Stadt steht die Kathedrale Santa Maria, erbaut auf den Ruinen eines römischen Tempels und einer maurischen Moschee. Von der Romantik bis zur Gotik gehen die Baustile. Ausgesprochen prächtig ist das gotische Kirchenportal geraten.

Kathedrale Santa Maria Tarragona

Gut essen in Tarragona

Tarragonas Restaurants sind vielfältig und nicht überteuert, richten sie sich doch vor allem an die einheimische Kundschaft. Die Karte betont Meeresfrüchte und man findet eine Fülle an Weinen aus den nahe gelegenen Regionen Priorat, Terra Alta, Penedès und Tarragona selbst.

  • In der Altstadt ist die beliebte Plaça de la Font versehen mit Restaurants und das Sentits eine der besten Tapas-Adressen.
  • Nicht weit vom römischen Theater und Forum entfernt, ist das Barquet empfehlenswert. 

 

Zum Fischessen ins Fischerviertel 'El Serrallo'.

Früher hat man einen Bogen um El Serrallo gemacht, das zwischen dem Yachthafen und dem Handelshafen der Stadt liegt. Mit seinen pastellfarbenen Fischerhäusern und den breiten Restaurantterrassen hat das Hafenviertel einen unverwechselbaren Charakter und sich hübsch herausgeputzt. Wo früher noch der Geruch von Schiffsdiesel in der Luft lag, duftet es heute an der Moll de Pescadors verlockend nach Meeresfrüchten. Hier befinden sich auch einige der besten Fischrestaurants der Stadt (nicht billig, aber alles tagesfrischer Fang). Vor den Restauranttischen plätschern die 'Fonts de Serrallo', eine Wasserlandschaft mit Fontänen und modernen Skulpturen.

Fischerviertel 'El Serrallo' Tarragona
Restaurant L'Àncora Hafenviertel El Sarrello Tarragona
Das L'Àncora an der Moll de Pescadors im Hafenviertel El Serrallo

 

L'Àncora – eine typische, lebhafte Fischtaverne für den "Familienausflug". 

Das urige Lokal mit großer Terrasse ist familiär und scheint immer voll, denn das Essen ist reichlich und erschwinglich – die Bestellung kann also dauern. Im Glas haben wir schon mal einen guten Garnacha Blanca (Llàgrimes de Tardor) und beobachten die wirbelnden Kellner in stimmungsvoller Kulisse. Die Speisekarte ist umfangreich. Wir nehmen Austern, Ofen-Artischocken und gegrillte Sardinen. Das Dessert ist eine Spezialität des Hauses, eine mit Crème brûlée überbackene Ananas. Rundum zufrieden. Nicht erwarten darf man allerdings die hohe Qualität vom EL POSIT nebenan.

 

Fischrestaurant El Posit del Serrallo in der alten Fischereigenossenschaft ist mit bestem Ruf gesegnet. Es ist etwas teurer als die Nachbarn im Hafen, dafür sind die Gerichte feiner zubereitet, Fisch und Meeresfrüchte vom Tagesfang und nicht tiefgefroren. Den Unterschied schmeckt man auf der Terrasse oder drin in modernem Ambiente. Muscheln mit Vinaigrette ist eine Entdeckung. Beim Fischeintopf 'Zarzuela de pescado y marisco' kommt man ins Schwärmen, aber auch die 'Fideua' Nudel-Paella soll hier richtig gut sein und die köstliche Sangria. Sehr gutes Niveau ohne übertriebene Preise. Webseite El Posit mit Online-Reservierung.

Gut schlafen in Tarragona – Zwei schöne Unterkünfte  

Apartaments Rambla 68. Direkt an der Rambla Nova liegen diese schönen, modernen Apartments in einem gepflegten Wohnhaus. Teils befinden sie sich in den oberen Stockwerken (mit Lift). Sie sind ruhig, haben Klimaanlage, Wifi, Netflix, Waschmaschine, eine komplett ausgestattete Küche, bequeme Betten, teils mit Terrasse. Gepäcklagerung. Parkplätze zu einem guten Preis in der Nähe.

Angebot auf Booking.com*

Hostal 977. Wunderschönes, kleines Hotel inmitten der Altstadt. Das restaurierte Haus mit geschmackvollen Zimmern befindet sich in den historischen Altstadt-Mauern von Tarragona. Es kann hellhörig sein. Es gibt kein Frühstück, aber in unmittelbarer Nähe mehrere Café-Bars. Ein günstiges Parkhaus ist nicht weit. Der freundliche Besitzer hilft und gibt gute Tipps. Angebot auf Booking.com*


 

Tarragonas schwindelerregendes Spektakel.

 

Alle zwei Jahre am ersten Oktober-Wochenende wird in Tarragona der 'Concurs de Castells' ausgetragen. Dann tobt die ehemalige Stierkampf-Arena, wenn die 10 besten Castellers-Teams antreten, um die höchste Menschenpyramide zu bauen. Die Zuschauer und Anhängerschar sind euphorisch oder völlig erstarrt. So manche möchten am liebsten wegsehen und schauen doch gebannt weiter zu. Jetzt bloß kein Sturz! Als Zuschauer bei diesem wichtigsten Wettbewerb dabei zu sein, dürfte ein unvergessliches Erlebnis sein.

 Concurs de Castells Tarragona
Concurs de Castells Tarragona

Las Palmeras Camping Tarragona haben wir uns wegen der Stadtnähe und Strandlage ausgesucht. Die laut verkehrenden Züge direkt dahinter haben wir in Kauf genommen, da uns alles andere gefiel. Glücklicherweise standen wir in erster Reihe und haben uns bald daran gewöhnt. Der lichte, von vielen Palmen und Bäumen durchsetzte, großzügige Platz ist sehr langläufig. Auch viele Bungalows werden vermietet. Vor allem ist er sehr gepflegt mit sehr guten Sanitäranlagen, einem netten Pool (war nicht geheizt), einem Restaurant und kleinem Supermarkt. Die Bushaltestelle nach Tarragona ist nicht weit, der Weg ist auch in 20 min mit dem Fahrrad zu machen. Las Palmeras Camping auf Google Maps mit Bewertungen.

Versteckte Badebucht 'Cala de la Roca Plana'. Durch den Campingplatz hindurch Richtung Norden kann man auf einem Pfad bis zur wunderschönen Badebucht Cala de la Roca Plana wandern (ca. 20 min). Mal kurz geht’s direkt an den gelben Sandsteinklippen entlang. Für den Abstieg, den Spuren und Trampelpfaden folgen. Im April war es einsam am Strand und das Wasser recht frisch. Weg auf Google Maps.

Badebucht Cala de la Roca Plana
Badebucht Cala de la Roca Plana

 

Abstecher zur römischen Wasserleitung 'Pont del Diable'

Dieses Wunderwerk römischer Ingenieurskunst erstreckte sich einst über 40 km, um das Wasser aus dem Fluss Francolí in das antike Tarraco zu leiten. Das im Volksmund als Teufelsbrücke bezeichnete Aquädukt ließ Kaiser Augustus im 1. Jh. v. Chr. bauen. 5 km nördlich von Tarragona steht es etwas unerwartet gleich hinter der Autobahnausfahrt in einem Waldstück. Noch bis ins Mittelalter diente es der Wasserversorgung und wurde mehrfach instand gesetzt, auch noch von den Mauren im 10. Jahrhundert. Da es sich heute noch in einem ausgezeichneten Zustand befindet, gilt das vielbogige Bauwerk als Weltkulturerbe.

  • Das Aquädukt 'Aqüeducte de les Ferreres' ist frei zugänglich (kostenloser Parkplatz), und man darf auch über die Brücke im Steinkanal laufen! Lage Google Maps.
Pont del Diable Aquädukt Tarragona
Die Teufelsbrücke ist der 27 m hohe und 217 m lange Rest eines ausgeklügelten Leitungs- und Kanalsystems

Terroir ist hier zuhause – Wahrlich bildschön ist die Region von Priorat und Montsant

La Morera del Montsant
La Morera del Montsant. Im Priorat werden heute hochkarätige Rotweine gekeltert.
Dorf La Vilella Baixa im Priorat
La Vilella Baixa, eines der Dörfer im Priorat

Das Landschaftsbild um die alten Dörfer ist wild und von beeindruckender Schönheit. Abgeschieden und  eigentlich doch leicht erreichbar liegt das mystische Priorat in der Serra de Montsant. Obwohl nur eine 90-minütige Autofahrt von Barcelona und 40 min von Tarragona entfernt, fühlt man sich weit weg in dieser in sich geschlossenen, stillen Hochebene, eine bergige Weinregion, die Ende der 1980er Jahre Weingeschichte geschrieben hat.

 

Zu aller Freude hat die aufstrebende Weinkultur auch die Gastronomie belebt, gute Köche ins Priorat gezogen und bezaubernde bis exklusive Übernachtungsmöglichkeiten für einen Aufenthalt geschaffen – bis hin zur Wohnmobil-Nacht auf dem Weingut – absolut idyllisch. Unbedingt sehenswert sind die Ortschaften Siurana, Cornudella de Montsant und die wildromantischen Ruinen des Kartäuserklosters Santa Maria d’Escaladei.

 

Siurana de Prades – Dorf mit der schönsten Aussicht

Dorf Siurana Priorat
Auf einem mächtigen, exponierten Kalksteinfelsen in 730 Meter Höhe thront das alte Siurana

Was für eine Lage! Mit Ausblicken auf die Kalkfelsen, den Rio de Siurana und Stausee, die wohlgeformte Hügellandschaft mit Weinreben und Olivenbäumen. Neben dem Wein und gutem Essen ist das Wandern in der Serra de Montsant mit das Schönste, was man machen kann. 

 

In Siurana, das nur schwer einzunehmen war, ließen sich die Mauren auf ihren Eroberungszügen im 9. Jh. nieder. Hier hielten sie sich als letzte arabische Festung Kataloniens bis zu der endgültigen Rückeroberung 1153 durch die Reconquista. Der Salto de la Reina Mora erzählt die Legende vom 'Sprung der Maurenkönigin', welche hier mit ihrem Pferd in den Tod sprang, um nicht lebend in die Hände der christlichen Eroberer zu fallen. Der Hufabdruck sei noch deutlich sichtbar. Neugierig will man besagte Einkerbung am Abgrund dann doch näher betrachten. Der Aussichtspunkt, beginnend an der Burgruine, ist über den Camino de la Trona zu erreichen. Es folgen beeindruckende Ausblicke auf den Siurana-Stausee und die Prades-Berge. 

  • Es lohnt sich, die verschiedenen Aussichtspunkte um Siurana zu erkunden. Von der Felsplattform La Trona gibt es das großartige Foto auf Siurana.
  • Wandertipps: Der Camino de la Trona (2,5h) ist ein Genuss für Wanderer und kann ausgeweitet werden bis nach Cornudella de Montsant (5h als Rundweg). Eine andere schöne und einfache Wanderung führt einmal um den Siurana Stausee (3 Stunden). Weitere Wandervorschläge auf Turisme Priorat (deutsch).
Kirche Santa Maria von Siurana
Kirche Santa Maria und Stausee von Siurana

PRIORAT HOTEL-TIPP

Harmonie und exklusives Design 

im hübschen Cornudella de Montsant 

 

Das El Palauet del Priorat ist ein außergewöhnliches Hotel, das man so auf dem spanischen Land selten findet. Das prachtvolle über drei Jahrhunderte alte Haus besticht durch die Balance zwischen Klassik und Moderne und bietet viel Komfort. Der Service und das Essen (verschiedene Menüs) sind hervorragend. Sie produzieren eigene Weine und Olivenöle (Infos Webseite).

El Palauet del Priorat auf Booking.com


Altes Kloster Escaladei Priorat
Abgeleitet von 'Prior', dem Klostervorsteher, gaben die Mönche von Escaladei der Region Priorat ihren Namen.

Zu den Ruinen des weltabgeschiedenen Klosters Cartoixa d'Escaladei

 

Der Weinbau geht auf eine Erscheinung zurück. Einem Hirtenjungen aus dem Dorf Poboleda will im 12. Jahrhundert auf den felsigen Stufen am Montsant-Gebirge ein Engel erschienen sein. Woraufhin die Kartäusermönche an jener 'Himmelstreppe' das Kloster Escaladei (zu Deutsch Gottesleiter) errichteten. Um dem Islam entgegenzuwirken, sollten sie im Hinterland das Christentum verbreiten. Mit ihrer Ankunft folgte unweigerlich der Wein, dessen Anbau sie über 700 Jahre lang verbreiteten. Der Wein floss, bis die Reblaus im 19. Jahrhundert dem ein Ende setzte und der spanische Staat die kirchlichen Besitztümer enteignete. Das Kloster wurde geplündert, Steine für den Hausbau abtransportiert. Übrig blieben die Ruinen.

 

Die alten Weinparzellen um die Klosterruinen wurden derweil wiederbelebt und an den steilsten Hängen, den 'Costers', gedeihen heute die Premium-Weine des Weinguts Scala Dei.

  • Cartoixa de Santa Maria d’Escaladei: 20 kurvige Kilometer nördlich von Falset liegt das kleine Dorf Escaladei. Parkplätze gibt es am Kloster oder im Ort (15min Fußweg zum Kloster). Teile des Klosters wurde inzwischen rekonstruiert. Webseite & Öffnungszeiten auf Google Maps.
  • El Molí d’Oli ist der Laden der empfehlenswerten Olivenölmühle, Öffnungszeiten Google Maps.
  •  Ein besonderes Hotel. Aus dem ehemaligen Hof des Klosters Escaladei entstand ein traumhaftes 5-Sterne-Hotel: das Terra Dominicata Hotel & Winery – Adults Only (anschauen auf Booking.com). 
Altes Kloster Escaladei und Montsant Berge
Auf der Himmelstreppe Scala Dei liegen Kloster und Weinberg am Fuße der Montsant-Kette

Das Wunder von Priorat

In den 1950-60er Jahren war das Priorat eine verlassene Gegend, eine der ärmsten Spaniens. Die arbeitsintensiven Weinberge waren nicht mehr rentabel, zu steil, zu anspruchsvoll das Gelände. Das Lesegut der unzähligen kleinen Familien-Parzellen wurde zu einem leidlichen Wein zusammengemischt. Viele Weinberge wurden aufgegeben. Für einen Käufer einer Weinparzelle hätten die Bauern sich Arme und Beine ausgerissen. Heute wissen sie um ihren wertvollen Boden.

Das wahre Potenzial von Priorat zeigte sich erst, als sich ein paar Visionäre verbündeten. Gleich mit ihrem ersten Jahrgang 1989 wurden sie als 'The Big Five' gefeiert und entfachten eine wahre Revolution. Immer mehr Winzer begannen sich um die alten Rebberge im Priorat und Montsant zu kümmern – mit mehr oder weniger Erfolg.

 

Das schwer zu bearbeitende Terrain, die viele Handarbeit und der geringe Ertrag machen Priorats Weine per se teuer. Doch rufen sie inzwischen oft überzogene Preise auf, insbesondere, weil die Amerikaner sie in die Höhe treiben. Dorthin wird der Großteil der oft spärlichen Produktion exportiert. Schuld ist Robert Parker, der über seine Priorat-Entdeckung eine Lobeshymne in der New York Times schrieb und international eine große Euphorie und Nachfrage auslöste. 

 

Mein Tipp: Weingutbesuch und Schlemmen in Poboleda

 

Bella Vista im Herzen des Priorats – im Weingut Burgos Porta

Um die Weine und die Menschen von Priorat zu verstehen, sollen wir nach Poboleda zu Salvador Burgos gehen, empfiehlt uns das katalanische Tourismusbüro.

Weingut Celler Burgos-Porta Priorat
Weingut Celler Burgos-Porta bei Poboleda

 

Spannend ist schon die Anfahrt über einen Schotterweg eine kleine Schlucht hinauf. Am Ende öffnet sich das Amphitheater eines kühnen Weinanbaus um die Finca Mas Sinén, wo in den steilen Hängen noch mit Maultieren gearbeitet wird und wo es sommers zum Backofen werden kann. Salvador weiß nicht nur viel, er ist auch ein guter Unterhalter (es wurde viel gelacht). Im Weinberg erklärt er uns das Geheimnis des Terroirs, wo die 50 bis 100 Jahre alten Garnatxa Reben auf purem Schie­fer wach­sen. Als Überlebenskünstler müssen sie den brüchigen, mineralreichen 'Licorella'-Schiefer 5 bis 6 Meter tief durchdringen. Folglich bringen sie niedrige Erträge, dafür einen hochkonzentrierten Wein von durchdringender Mineralität. Vom Großvater und Vater weitergegeben, stellt das kleine Familienweingut heute biodynamische Weine her. Salvador vergisst die Zeit, so entflammt ist er, die Weinkultur des Priorats und sein kleines Stück Weinreichtum mit uns Besuchern zu teilen. Nach über drei Stunden eilen wir nach der Weinverkostung zu unserem reservierten Tisch im Ort, das kleine Restaurant 'Brots' in Poboleda, noch ein Geheimtipp im Priorat.

  • Leidenschaft und ausführliche Erklärung sind bei einem Besuch im Celler Burgos-Porta Mas Sinén  garantiert. Salvador Burgos spricht gut Englisch. Führung mit Verkostung von 6 Weinen nach Anmeldung, ca. 2-3 Stunden, 15 Euro.

Priorat-Weine (90 Prozent Rotweine) sind dunkle, komplexe, mineralische Weine, vorrangig aus den alteingesessenen Sorten Garnacha und Cariñena. Die Weine der neuen Generation zeigen neben kraftvollem Körper und präsenten Tanninen eine angenehme Frische und Eleganz. Die Mas Sinén Top-Weine der Steillagen 'Costers' liegen preislich höher, um die 40 Euro.

Dorf Poboleda Priorat
Ruhig ist es im Dorf Poboleda

 

Restaurant Brots in Poboleda – eine versteckte Genussadresse im Priorat. Stammgäste und Weintouristen finden ins kleine Poboleda zum belgischen Küchenchef Pieter Truyts. Hier in der Heimat seiner Frau hat er dieses kleine Restaurant mit nur sechs Tischen eröffnet, welches sie gemeinsam mit großer Leidenschaft betreiben. Außergewöhnlich ist die Küche, die mit jedem Gang überrascht und dabei erschwinglich ist. Unser Brots Menü mit 4 Gängen plus Amuse-Gueule kostete 39 Euro. Das Pilzrisotto mit einer cremigen Estragon-Sauce war himmlisch. Zwei Degustation-Menüs stehen zur Auswahl. Brot, Gemüse, Fleisch und Schinken sind aus eigener Herstellung, auch das eigenwillige Tafelgeschirr mit einen Touch Dalí-Inspiration. Es gibt eine beeindruckende Priorat Weinkarte! Infos & Lage Google Maps.

 

Hier im Dorf Gratallops begann der Ruhm der Priorat-Weine, die in den USA bekannter sind als in ihrer Heimat Spanien.

Gratallops Dorf Priorat
Gratallops – Dorf der Weinpioniere am Fuße des Montsant

Die Straßen zwischen den recht verstreut liegenden Dörfern sind kurvig, aber gut zu fahren. Die größte Gemeinde Falset zählt gerade mal 2800 Einwohner. Im bescheidenen 230-Seelen-Dorf Gratallops haben die Macher der berühmten Priorat-Weine ihre Kellereien. The Big Five: Clos Mogador, Clos de l'Obac, Clos Erasmus, Alvaro Palacios, Mas Martinet. Und das Restaurant 'Amics' erfreut Feinschmecker mit einer ausgezeichneten Küche und Aussicht.

 

Zwischen den Rebkulturen sehen wir immer wieder alte Olivenhaine, aber auch Mandelbäume, die heute noch kultiviert werden. Wer hier unterwegs ist, sollte nicht verpassen, das sortenreine Olivenöl und die Nüsse in einem der Agroläden zu probieren. Die Olivenbauern im Priorat nutzen für ihr Olivenöl ausschließlich die kleine Arbequina-Olive.

  • Die Priorat Tourismus Webseite (deutsch) bietet ausführliche Informationen zu allen Bereichen. Wandern, Radfahren, Agroläden. Alle Weinkeller und Ölmühlen, die für Besucher offenstehen.

 

Das Restaurant 'Amics' in Gratallops gehört zum hochklassigen Weingut Buil & Giné (mit Buil & Gine Wine Hotel Booking.com). Beim kleinen oder großen Amics-Menü genießt man die Aussicht, bei gutem Wetter von der Terrasse. Die kreativen Gerichte des Chefs sind von der Vorspeise bis zum Dessert voller Lob, etwa der Thunfischbauch mit Kirschen oder der Cecina-Salat mit Senfsorbet. Es bietet eine sehr gute Qualität zu sehr gutem Preis. Wichtig, reservieren!

Priorat Weinterrassen

 

 

TIPP. Auch die günstigeren Montsant-Weine sind eine wahre Freude! 

 

Am Rande des boomenden DOQ Priorat macht man richtig gute Tropfen – vor allem noch günstiger. Das Weinanbaugebiet DO Montsant umschließt nahezu das ganze Priorat Terroir. Die Böden geben höhere Erträge und international hat man das Montsant noch nicht auf dem Radar. 

 

In Masroig ist der Celler Masroig die Seele des Dorfes. Gleich neben der Produktionshalle werden im Laden die Weine und Spezialitäten aus der Region verkauft. Die Olivenöle können probiert werden. Die beste Priorat-Qualität ELIXIR ist ausgezeichnet und der Preis nicht überzogen. Wir probieren auch die Weine und sind begeistert von dem roten Les Pinyeres. Mit einem Hauptanteil an Garnacha und Cariñena ist er eine richtige Entdeckung für knapp 10 Euro! In den Einkaufskorb kommen noch Honig und die lokalen Haselnüsse, die einen unvergleichlichen intensiven Geschmack haben. Was für ein Unterschied zu unserer Supermarktware.

 

Weingüter Besuch & Verkauf

  • Der Besuch fast aller Weingüter muss im Voraus gebucht oder avisiert werden. Hier die zugänglichen Weinkeller der Anbaugebiete DOQ Priorat und DO Montsant. Weinproben in den dörflichen Winzergenossenschaften sind immer möglich, oft haben sie einen Verkaufsladen.

  • Alle Vinotheken & Agrobotigues mit regionalen Produkten wie Olivenöl, Nüsse und mehr.

Masroig Agrobotiga

Womo-Stellplatz Masroig. Über der Hauptstraße auf dem großen Parkplatz der Weinkooperative Masroig können Wohnmobile kostenlos übernachten – mit Blick über die Weinhügel! Der Platz ist auch im España Discovery Guide (mehr unten) enthalten. Área Autocaravanas Masroig auf Google Maps.

Wohnmobil-Stellplatz von Masroig
Wohnmobil-Stellplatz von Masroig

 

TIPP. Eine schöne Modernisme-Architektur besitzt die 'Catedral del Vi' in Falset, Hauptstadt der Comarca Priorat. Entworfen wurde die Kellerei 1919 von Cèsar Martinell, der mit Antoni Gaudí an der Sagrada Familia arbeitete. Weinkooperative Falset. Infos und Öffnungszeiten auf Google Maps.

 

 

Der España Discovery Camping Guide (mit Faltkarte) empfängt Wohnmobil-Reisende auf Weingütern, Gasthöfen und landwirtschaftlichen Betrieben in ganz Spanien. Mehr als 250 Standorte auf der spanischen Halbinsel gehören zum Netzwerk. Man lernt regionale Speziali­täten direkt vom Produzenten kennen und die Menschen dahinter. Das Zeigen des aktuellen Guides reicht aus, um 24 Stunden kostenlos zu übernachten. Gemeinde-Stellplätze (wie in Masroig) sind auch allgemein zugänglich. Man kontaktiert den Gastgeber direkt, um seinen Besuch zu buchen. Öfters bieten sie nur wenige Stellplätze, meistens weder Waschgelegenheit oder Toiletten. Als Gast zeigt man sich erkenntlich, indem man etwas kauft oder verzehrt. Auf España Discovery Guide wird alles auf Deutsch erklärt. Preis 27 Euro.

España Discovery Camping Guide

Camper-Übernachtung im Weingut Clos Berenguer Priorat
Eine Nacht stehen wir im Weingut Clos Berenguer

Weingut Clos Berenguer. Schöner kann man mit dem Camper im Priorat kaum stehen. 

 

Bis zum Ende des kleinen Sträßchens sollen wir fahren, dann haben wir unseren Stellplatz erreicht. Um uns herum herrliche Weinberge und eine ebensolche Aussicht. Der Aufseher hat heute viel zu tun und schafft es abends leider nicht mehr zu uns für eine Weinprobe. Mit eigenem Wein und Tapas genießen wir ganz allein diesen schönen Fleck und die Abendstimmung. Während wir am nächsten Morgen aufbrechen, kommt uns der Aufseher winkend entgegenfahren, entschuldigt sich, und gibt uns eine Flasche Wein mit auf den Weg. 

Als wir sie später öffnen, kommt meinem Mann nur ein 'wow' über die Lippen – was für einen exquisiten Wein haben wir hier im Glas! Von allen, die wir bisher probiert haben, hebt dieser sich besonders ab. 

 

Clos Berenguer ist ein Familienweingut im Priorat. Die Kellerei wurde über einer alten Manganmine errichtet. In den Stollen befindet sich der unterirdische Keller. Auch hier ist es der Licorella-Schiefer, der auf einzigartige Weise zur Persönlichkeit der Weine beiträgt. Die Wurzeln durchdringen seine winzigen Ritzen und saugen seine Essenzen aus.

Camper-Übernachtung im Weingut Clos Berenguer
Stellplatz auf dem Weingut Clos Berenguer
Weingebiet Priorat

Dem großen Ebro folgen bis ins Delta

Ebro Flusstal
Auf seinem Weg von Kantabrien bis zur Mündung ins Mittelmeer legt der Ebro 930 km zurück

 

Wir sind dem großen Ebro Fluss gefolgt und gerade in Miravet angekommen, ein malerisches Dorf mit Castell hoch über den Mäandern des Ebro-Stroms. Hier kann man sich in dem kleinen blauen Palast Palau de Miravet (für 6 Pers.) in Flusslage einrichten und im nahe gelegenen El Pinell de Brai ein modernistisches Wunder besuchen. Folgt man den Schildern 'Celler Modernista', steht man bald vor der dreischiffigen Weinkathedrale. Das Dorf El Pinell de Brai in der Terra Alta besitzt damit ein herausragendes Juwel unter den katalanischen Genossenschaftskellereien, 1922 gebaut von Kataloniens Modernist-Architekt Cèsar Martinell. Die Catedral del Vi bietet Touren mit Weinverkostung an (Buchung über die Webseite), auch ein Restaurant ist angeschlossen (Google Maps). Weiter gen Süden machen Gourmets eine scharfe Biegung rechts raus nach Xerta ins Michelin Restaurant Villa Retiro. In Amposta, direkt vor dem Parc Natural del Delta de l'Ebre, überbrückt man den Ebro über das architektonische Wahrzeichen der Stadt – eine prächtige alte Hängebrücke.

 

Unterkunft 'Palau de Miravet'
Das ikonische Haus am Ebro 'Palau de Miravet' kann gemietet werden
Catedral del Vi in El Pinell de Brai
Die dreischiffige Weinkathedrale El Pinell de Brai
Catedral del Vi in El Pinell de Brai
Monumentalismus für den Rebensaft
Amposta Hängebrücke
Seit 1921 besitzt Amposta diese prächtige Hängebrücke

Ebro-Delta – Viel Raum für eine Dosis Stille und Gelassenheit

Ebro-Delta Flamingos
Im Ebro-Delta hat sich eine Kolonie rosafarbener Flamingos angesiedelt, die das ganze Jahr über zu beobachten sind.
Platja de l'Eucaliptus  Delta del Ebro
An der Platja de l'Eucaliptus

 

Als wir im tiefen Südwesten im brettflachen Ebro-Delta ankamen, erschien es uns öde. Schnurgerade Straßen. Das Land ewig mit braunen Äckern und Kanälen durchzogen. Nur auf den Fotos sind die Felder von Spaniens Reiskammer immer grün. Die Reize des Deltas meldeten sich langsam, so, wie die Uhren hier ticken. Alles gemach Mitte April. Die Dörfer im Delta sind noch angenehm verschlafen. Ziemlich in der Mitte liegt der langgezogene Hauptort Deltebre mit der einzigen Brücke über den Fluss, der das Delta in Nord- und Südzone teilt. Der Rhythmus der ausgedehnten Reisfelder gibt der Landschaft den Ton an, die sich mit jeder Jahreszeit ändert. Bald werden die Felder überschwemmt und zu glitzernden Wasserflächen. 

 

Wir durchstreifen weißgetünchte Dörfer, essen alles, was den lokalen Reis und Meeresfrüchte enthält. Auf dem Fahrrad folgen wir den Flamingos über endlose breite Sandpisten. Die Strände, von Menschenhand unberührt, scheinen sich weiter und weiter auszudehnen. Ein einsamer Camper hat die Stühle rausgestellt und eine Kühlbox, die mit genug kaltem Bier und Bocadillos bis zum Sonnenuntergang gefüllt ist. Das Delta macht den Eindruck, ein friedliches, bewusst gewähltes Reiseziel zu sein.

 

Wohnmobil am Strand Delta del Ebro
Am Tage stellen sich Camper an den Sandpisten direkt vor dem Strand

 

Vor der Delta-Erkundung erstmal nach Deltebre.

  • Ein Besuch im Ecomuseum (Google Map) im Hauptort Deltebre ist angebracht, um sich mit nützlichen Infos und Übersichtskarten einzudecken: für Ausflüge mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Tipps für Aktivitäten, wie Bootsausflüge oder Angelfahrten ins Mündungsgebiet (u.a. um die Insel Buda), Strand-Ausritte mit dem Pferd oder Kajaktouren. 
  • Teile des Deltas stehen unter Naturschutz und dürfen nicht betreten werden, das gilt vor allem für die Nehrungshaken. Oh, und vergesst in den wärmeren Monaten das Mückenspray nicht!
  • In Deltebre findet ihr im Supermarkt Mercadona eine erstaunliche, frische Fischtheke, des Weiteren enorme Tiefkühlregale mit Muscheln und Meeresfrüchten aller Art. Fischerei und Muschelzucht wird im Delta noch rege betrieben. Auch die Schinkenabteilung ist beeindruckend. Der Original-Delta-Paella-Reis ist ein schönes Mitbringsel.
Mit dem Fahrrad durchs Ebro-Delta

 

Immer schön flach – mit dem Fahrrad durch das Ebro-Delta

 

Für die schönste Art den Naturpark zu erkunden, nehmen wir das Fahrrad. Weiter Horizont, Reisfelder, einsame Palmen. Barracas, die in der Ebene verloren scheinen, eine abgeschiedene Arrosseria. Die Aromen von den brutzelnden Paella-Pfannen aus dem 'La Tancada' wehen uns schon um die Nase. Entlang der Wege eröffnet sich eine ganze Wasserwelt. Sümpfe, Kanäle, Lagunen, Salzpfannen und die Ullas, kleine Süßwasserseen, an denen Tausende von Vögel im Winter Station machen. Wir besteigen jeden Aussichtsturm und entwickeln Spaß daran, Vogelspezies auszuspähen, darunter mit riesigen Objektiven durchs Marschland stakende Ornithologen. 

 

TIPP. Zur Lagune von La Tancada 

  • Die Lagune von La Tancada ist der beste Ort, um Flamingos und andere Vogelarten zu sehen. Über 300 Vogelarten ziehen durchs Delta de l'Ebre.
  • An der Lagune liegt das MónNatura Delta de l'Ebre. Ein Freilichtmuseum über das Delta und seine Entstehung (geführte Touren). Mit einer restaurierten Fischfarm, den alten Salinen von Tancada, und mit spaßigen Aktivitäten, wie einem Versuch im Stechkahnfahren. 
  • Anschließend kann man in der Arrosseria Tancada die typische Delta-Küche genießen von Reis und Meeresfrüchten.

Geflutete Reisefelder reflektieren die Sonnenuntergänge wie Spiegel. 

 

Eine typische Arrosseria im Delta.

Im 'Tancada' gibt es für viele den besten Reis im Delta. Die Radlergruppe an dem großen Tisch im Hof sieht mehr als zufrieden aus. Die Paellas heißen hier Arrossos. Unser Arroz mit Calamar ist wunderbar, satt und krustig. Zum Nachtisch muss man hier noch eine Torrija probieren, ein spanischer Armer Ritter. 

Ein kleiner, einfacher Campingplatz inmitten der Reisfelder gehört zum Lokal (Mückenschutz!).

 

RESTAURANTS IM EBRO-DELTA

 

Auf beiden Seiten des Deltas sowie im Zentrum Deltebre gibt es Restaurants, die den Delta-Reis auf unzählige Arten zubereiten, stets mit lokalem Fisch und Schalentieren.

  • In Deltebre: das Hotel-Restaurant Mas de Prades, das Lo MUT Restaurant, und zur Abwechslung gibt es richtig gute Tapas im Lo Sindicat. 
  • In El Poble Nou: einer kleinen, charmanten Gemeinde mit weißgetünchten Häusern, die Restaurants Lo Pati d'Agustí und Lo Tast.
  • In La Ràpita: das Albert Guzmán Restaurant, das Restaurante La Ribera und Restaurant Noves Algues.
  • In Riumar sticht das Les Dunes Restaurant heraus. 

 

Lange Strandgänge. Wo lang, nach Norden oder nach Süden? Die Platja de l'Eucaliptus ist nur einer der weiten Strände des Ebro-Deltas. 

Campen unter Eukalyptusbäumen in bester Delta-Lage

Gleich hinter dem 'Eucaliptus' Strand haben wir uns den gleichnamigen Campingplatz Eucaliptus (ACSI) ausgesucht. Über den ganzen Platz verströmen die Eukalyptusbäume ihren frischen, minzigen Duft. Der geräumige Campingplatz ist naturnah und doch mit allem ausgestattet: Gute Sanitäranlagen, WLAN, kleiner Supermarkt, Waschmaschinen/Trockner, ein Pool und dazu das recht gute Restaurant 'La Mar del Delta'. 500 Meter geht man zum Strand, der bei Kitesurfern beliebt ist. Es werden auch Holzbungalows und Fahrräder vermietet!

 

Unsere Katalonien Route im VW-Bulli auf Google Maps: Klosterberg Montserrat – Vilafranca del Penedès – Römerstadt Tarragona – Weinregion Priorat & Montsant – Delta de l'Ebre.

 

Ebro-Delta Überblick der TOP Bewertungen Booking.com Hotels, Apartments und Ferienhäuser. 


Das fragile Ebrodelta – die Reiskammer Spaniens

 

Das Delta ist ein komplexes, zerbrechliches System. Eigentlich transportiert der mächtige Ebro, nach dem Tajo Spaniens zweitlängster Fluss, genug Sedimente, um mit dem steigenden Meeresspiegel fertig zu werden, doch fast alles wird auf seinem Weg von Dämmen aufgefangen. So schreitet die Erosion mit einer Geschwindigkeit von fünf Meter pro Jahr im Delta voran. Invasive Arten sind ein anderes Problem, etwa die amerikanische Apfelschnecke. Seitdem sie in die Reisfelder eingedrungen ist, bedroht sie den Reisanbau der Region.

 

Reis aus dem Delta de l'Ebre gilt in Spanien als Qualitätssigel. Den Reis brachten die Mauren im 8. Jahrhundert auf die iberische Halbinsel. Aus dem arabischen "al-ruzz" leitet sich der spanische "arroz" ab. Das viele Wasser, das er benötigt, bringt der Ebro nach einer Reise von 930 Kilometern. Von der Anpflanzung bis zur Ernte hat sich seit Jahrhunderten kaum etwas geändert. Im Februar werden die Böden bearbeitet, im April die Felder geflutet, im Juni gesät (mittels Agrar-Flugzeugen). Im Sommer, wenn der Reis hoch steht, verwandeln sich die Felder in ein grünes Meer. Ende September beginnt die Ernte.

  • 'Fiestas del Arroz'. Mit traditionellen Festen feiern die Katalanen das Setzen der Reispflanzen im Juni und die Reisernte im Oktober. 
  • Ein Premium Paella-Reis aus dem Delta, z.B. die Reissorte Bomba, ist ein schönes Mitbringsel und das Beste für eine richtig gute Original-Paella.

Zur Bewässerung baute man immer größere und feinere Kanäle, die heute eine Gesamtlänge von 450 Kilometer erreichen. 

 

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Text von Edel Seebauer / Fotograf Jürgen Mahler

Stockfoto Partner Depositphotos.com

 

 

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