Schottland Camper-Rundreise TEIL 3: ISLE OF SKYE
Auf Skye ist die Landschaft der Hauptdarsteller
Ein letzter Blick auf den Skye Wetterbericht, bevor wir für die nächsten Tage zur "Misty Isle" übersetzen. Häufige Wetterwechsel gehören zu den Reizen der Hebriden-Schönheit, die wie ein Wellenbrecher vor der Westküste Schottlands liegt. Sküyo, Wolkeninsel, nannten sie schon die Wikinger.
Wir haben die schönsten Wandergebiete der Isle of Skye im Visier. Im Norden die mystische Trotternish-Halbinsel mit ihren einzigartigen Formationen und glitzernden Lochs, im Süden die schroffen Black Cuillin Hills, die ebenso anziehend wie bedrohlich wirken. Magische Bilder bleiben im Kopf.
Unsere Route auf Skye (4 Tage): Fähre Mallaig-Armadale/Skye (40 min) – Portree – Staffin Camping (2 ÜN) Halbinsel Trotternish (Old Man of Storr, Quiraing, Fairy Glen) – Black Cuillin Hills (Glenbrittle Camping 2 ÜN) – Sligachan – Skye Bridge aufs Festland | Reisezeit Ende Mai | Route auf Google Maps.
Unsere weiteren Schottland-Berichte
Der bunte Hafenort Portree – Dreh und Angelpunkt auf Skye
Auf Skye angekommen, beginnt die klassische Rundfahrt gegen den Uhrzeigersinn durch das lebhafte Portree. In dem alten Hafenstädtchen bleibt jeder Besucher einmal hängen. Rund um die bunt bemalten Fischerhäuser ist Bummeln und Meeresfrüchte essen angesagt. Portree ist das Tor zum Norden, zur Halbinsel Trotternish, einer ebenso romantischen wie bizarren Landschaft, aus der weithin sichtbar die Felsnadel Old Man of Storr herausragt.
- Essen in Portree: Das farbenfrohe Café Arriba serviert leckere Gerichte vom Frühstück bis zum Abendessen, auch vegetarisch und vegan. Das Sea Breezes ist die beliebteste Adresse für Meeresfrüchte in Portree (Reservierung empfohlen). Im kleinen, intimen Scorrybreac wird kreativ schottisch mit Michelin-Stern gekocht.
- Der große Supermarkt an der Ausfallstraße in Portree ist die beste Einkaufsmöglichkeit für Selbstversorger, bevor es in den dünn besiedelten Norden geht.
- Campingplätze: Portree Campsite oder nördlicher Staffin Campsite in der Nähe von Quiraing.
- Unterkünfte & Hotels: Portree ist ein guter Ausgangspunkt, um die Insel Skye von einer festen Unterkunft aus zu erkunden. Ca. 120 mit 9+ bewertete Unterkünfte anschauen bei Booking.com.
Die Panoramastraße von Skye
Die landschaftlich schönste Straße auf Skye entlang der Ostküste der Halbinsel Trotternish ist ein absolutes Muss. Das Quiraing Massiv ist schon von Staffin aus gesehen spektakulär und faszinierend, aber nichts ist wirklich vergleichbar mit einer Erkundung aus der Nähe. Vor Urzeiten schuf ein gewaltiger Erdrutsch diese faszinierende Formation. Wie Wellen ziehen sich die Klippen über die nördliche Halbinsel, strecken sich regelrecht dem Meer entgegen. Hier befinden sich die beiden berühmten Wahrzeichen der Isle of Skye: "Old Man of Storr" und "Quiraing". Sie sind natürlich auch die beliebtesten Wanderziele.
Mittags um 12 Uhr ist der große Parkplatz am Old Man of Storr voll. Wir sollen nachmittags wiederkommen, rät uns der Ranger, dann lichtet sich der Platz und er klärt uns gleich auf, dass unser VW-Bus (aufgrund der Übernachtungsvorrichtung) bei den Wohnmobilen unten an der Straße parken muss, sonst kann es teuer werden, 50£ wenn der Kontrolleur kommt.
Am nahe gelegenen Lealt Falls Car Park (Google Maps, weiter oben bei den Picknicktischen parken!) machen wir Mittagspause und spazieren zum An leth-allt Aussichtspunkt. Unten an der Mündung des Lealt liegen die Überreste der Old Diatomite Factory, wo früher unter viel Rauch und Gestank Kieselgur hergestellt wurde, ein Pulver aus fossilen Kieselalgen, das für feuerfeste Schiffswände, in Streichhölzern oder zum Filtern von Whisky verwendet wurde. Eine weitere Sehenswürdigkeit 3,5 Meilen nördlich ist der Kilt Rock, ein gefalteter Basaltfelsen, von dem das Wasser ins Meer stürzt. Der Zugang war gesperrt, ein neuer Parkplatz wird gebaut.
Auf Skye muss man die Wanderstiefel schnüren
Wanderung Old Man of Storr
Vom Parkplatz bis zum Fuß des Old Man ist der Weg sehr belebt. Während der Old Man of Storr berühmt und gefeiert ist, wandern erstaunlich wenige Besucher weiter zum Gipfel des Storr – für uns der schönste und spektakulärste Teil.
- Der Old Man of Storr Klassiker (1,5 – 2 Std.) führt zu einem Aussichtsplateau (Dauer 45 Min – 1 Std.), wo sich alle für das obligatorische Selfie anstellen, mit Blick zurück auf Old Man und Cathedral Rock.
- Alternativ-Rückweg, um den Aufstiegsverkehr auszuweichen, auf Walkhighlands Old Man of Storr: 340 Hm, 5 km hin & zurück 1,5-2 Std.
- Zum Old Man of Storr Parkplatz (Google Maps) fährt man von Portree ca. 15 Minuten.
TIPP. Wanderung jenseits des Old Man zum Gipfel des Storr (580 Hm, 4 Std.)
Nach dem Old Man wird es schlagartig leer. Der Wanderweg führt in das Heiligtum dieser ikonischen Landschaft. Irgendwann stehen wir einsam und allein am Rand einer Schlucht, die uns an den Grand Canyon erinnert, wir blicken auf den Trotternish Kamm. Eine Jausenpause, dann müssen wir uns von diesem Anblick losreißen. Nach einem grasbewachsenen Anstieg erreichen wir den unspektakulären Gipfelhügel des Storr, auf dem die Schafe weiden– aber die Aussicht! in alle Richtungen ist unschlagbar. Im Süden zeichnen sich die Cuillin Hills am Horizont ab. Vorsicht an den steilen Klippen!
- Wanderung Storr Gipfel: ab Parkplatz, am einfachsten auf gleichem Weg zurück, 10 km, 4h, 580 Hm.
- Für einen alternativen Abstieg ist man auf GPS mit Topo-Karte (auf Walkhighlands) angewiesen, da es keine Markierungen und kaum Wege im sumpfigen Gelände gibt.
Nach 4 Stunden sind wir gegen 19 Uhr von unserer Storr-Wanderung zurück und der Parkplatz hat sich sichtlich geleert, wie das Foto unten zeigt.
Camping am Fuße des Quiraing
Wir campen in der Nähe von Staffin, das unterhalb der Klippen von Quiraing liegt – ein idealer Ausgangspunkt zu den Naturhighlights. Im Ort gibt es einen Laden für den täglichen Bedarf. Ich entdecke einen Aushang, der auf den nächsten "Friseurtag" hinweist. Einmal im Monat findet er für die verstreut lebenden Bewohner der Siedlungen in der Staffin Hall statt. Man wird gebeten, rechtzeitig einen Termin zu vereinbaren.
Staffin Caravan & Camping Site. Schöner, kleiner und ruhiger Campingplatz, strategisch gut gelegen für Quiraing, Mealt Falls, Kilt Rock, Old Man of Storr. Alles befestigte Stellplätze, wir bekamen noch den letzten großen Platz, die kleineren liegen etwas schattig. Alles ist vorhanden, Laundry, kleine Küche mit Mikrowelle und Wasserkocher. Die Sanitäranlagen sind älter, aber sauber. Die Betreiber bieten Frühstück und Abendessen to go an, den Nachbarn hat es gut geschmeckt (Halloumi-Burger, Curry). Pluspunkt: Strom und WLAN sind im Preis inbegriffen. Direkt vom Campingplatz führt ein Wanderweg in 30 min zum An Corran Beach, zur Bushaltestelle sind es 2 min zu Fuß. Staffin Camping auf Google Maps.
Quiraing: In einem Tal wie aus "Herr der Ringe".
Eine Wanderung mit epischer Aussicht.
Quiraing bedeutet "etwas Gefaltetes". Bizarre, abgerutschte Berge, ein Durcheinander von grasbewachsenen Felsen und Türmen. Hinter Staffin schlängelt sich die kleine Passstraße hinauf ins Quiraing-Massiv, 3,5 Meilen bis zum Quiraing-Parkplatz unterhalb der Abbruchkante. Um die Ruhe zu genießen, starten wir früh und haben das perfekte Licht.
Wenn man den steilen Heidehang hinter sich gelassen hat, findet man sich in einer außerweltlichen Landschaft wieder, einem Tal wie aus Herr der Ringe. An jeder Ecke grüßen gähnende Abgründe und hoch aufragende Basaltzähne und Zinnen, die berühmtesten: The Prison, The Needle, The Table. Wir machen einen Abstecher zum dramatischen Bug des Sròn Vourlin, der rechts unübersehbar in die Luft ragt. Zurück auf dem Weg, geht es in steilem Zickzack hinauf zum grasbedeckten Tisch (Table). Von seinem Gipfel, einem kleinen Plateau, flach wie ein Fußballfeld, hat man einen herrlichen Blick auf die malerischen grünen Hänge, die blauen Lochs, die Bucht und die Inseln. Die Wanderung ist bei fast jedem Wetter stimmungsvoll!
- Quiraing Rundwanderung (Beschreibung mit Karte). Länge 6,5 km, 374 Hm, Gehzeit 3-4 Std.
Anfahrt Quiraing Parkplatz (Map): Vom Campingplatz sind wir in einer Viertelstunde am Parkplatz, der um 8 Uhr noch ziemlich leer ist, gegen 11 Uhr wird er voll. Die schmale Passstraße mit Ausweichbuchten ist für Wohnmobile befahrbar. Achtung Womo-Falle: Die verschiedenen Parkflächen sind nicht auf den ersten Blick erkennbar. Am Parkautomaten genau die Beschreibung lesen! Vans und Wohnmobile müssen am Straßenrand parken, aber nicht in der "Tour Vans"-Zone, die für kleine Reisebusse reserviert ist.
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Der Quiraing Pass ist die einzige Querverbindung durch Trotternish. Auf der Westseite bei Uig liegt das 'Tal der Feen' Fairy Glen auf unserem Weg nach Süden. Die Miniatur-Hügellandschaft mit dem überschwänglichen Namen zieht genügend Besucher an. Nicht von Feen geschaffen, sondern von weidenden Schafen hübsch modelliert, ist es ein schöner Spaziergang und ohne großen Umweg schnell gesehen. Fairy Glen Parkplatz.
Südwärts zu den faszinierenden Black Cuillin Mountains
Auf dem Weg nach Glenbrittle lohnt sich ein Abstecher nach Carbost. Nach einem Besuch der Talisker Distillery
mit ihrem modernen Verkostungs- und Verkaufsraum lockt The Oyster Shed.
Die 1830 gegründete Talisker-Destillerie mit historischem Ruf brennt eher torfig-rauchige Whiskys. Ihren einfachsten Whisky finden wir nur mäßig, aber Qualität und Preis reichen noch weit nach oben. Auf der Straße zur Oyster Shed stehen die Autos inzwischen Schlange, um die Austern und Meeresfrüchte zu probieren, die in Holzschuppen serviert werden. Irgendwie verrückt, sich da noch anzustellen und zu warten. Also auf zum Campingplatz.
Ein Magnet für Besucher aus aller Welt ist die Talisker Whisky Destillerie, vor allem bei schlechtem Wetter.
In Carbost zum Übernachten: Trien Lodge mit Doppelzimmern (9,8 Punkte). Zwei sehr schöne, kleine Häuschen in Colbost sind: Billy's Bothy für 2 Personen (direkt buchen) und This must be the place - Skye (9,4 Punkte) ein geschmackvoll eingerichtetes Reihenhäuschen mit 2 Doppelzimmern, Terrasse zum See! Gleich in der Nachbarschaft befindet sich der gute Pub "The Old Inn".
This must be the place - Skye Carbost (Fotos Booking.com)
Glenbrittle ist ein Traum von entspanntem Camping. Vor einem liegt der Strand, hinter einem die Berge. Es ist das südliche Basislager zu den legendären Black Cuillins.
Im Süden werden wir erst einmal von tief hängenden Wolken und Regen begrüßt. Auf dem Campingplatz ist von den Cuillins nichts zu sehen.
Welche schottischen Sprichwörter habe ich noch über das Wetter gelesen? "Wenn du die Berge siehst, wird es regnen, wenn du sie nicht siehst, dann regnet es schon". "Zwei Tage im Jahr lieben die Schotten besonders: Weihnachten und den Sommer" oder "Letztes Jahr war der Sommer an einem Donnerstag".
Jürgen übt das Chippen mit dem Golfschläger, ich studiere die Weiterfahrt an der North Coast, wir nippen am wärmenden Whisky, bis die Bettschwere kommt. Kein Talisker, der ist uns zu "peaty" rauchig. Die Flasche 'Scapa' von würzig-milder Süße haben wir auf der Fähre nach Newcastle gekauft (billiger als in Schottland mit seinen hohen Steuern). Am nächsten Morgen gibt es ein ausgiebiges Frühstück mit Eier und Speck. Gegen Mittag dann taucht ein dunkler Felsstock aus dem Nebel auf.
Der Glenbrittle Campingplatz ist bei Naturliebhabern beliebt, da er ein wildes Camping-Erlebnis mit dem Vorteil guter Einrichtungen bietet. 120 Stellplätze (36 mit Stromanschluss) verteilen sich großzügig auf naturbelassenem Gelände bis hin zum Strand mit wunderbaren Blick auf die Berge. Für einen Platz ohne Strom kann man sich hinstellen, wo es einem gefällt. An den Sanitäranlagen gab es trotz recht vollem Platz keine Wartezeit, oder wir hatten einfach Glück. Die Midgets (Mücken) halten sich gerne unten am Bachlauf in der Nähe des Sanitärgebäudes auf. Besser steht man etwas weiter oben, wo der Wind immer weht und die Aussicht auch schöner ist. Im Café (mit kleinem Shop) gibt es frisches Brot & Gebäck, einige warme Gerichte und den hauseigenen 'Cuillin-Kaffee'.
Glenbrittle Campsite: Es wird uns gesagt, hier findet man immer ein Plätzchen, wenn man nicht gerade mit großem Gefährt unterwegs ist. Von April bis Mitte Oktober geöffnet.
Die bräunliche Farbe des Wassers hier kommt übrigens vom Torfboden und ist das beste und reinste Trinkwasser überhaupt, erfahren wir in Glenbrittle. Das dunklere Gebräu, das die Leute in Bechern aus dem Camp Café tragen, ist 'Cuillin Coffee made in Skye' und hat eine Geschichte zu erzählen!
Die Black Cuillins standen zum Verkauf. Kann ein Berg jemandem gehören?
Quadratkilometer um Quadratkilometer wilde Landschaft und jeder Ar gehört in Schottland jemandem, ein paar hundert Landlords. Und wenn einem das Geld ausgeht, wie John MacLeod of MacLeod, dem Clanchef der MacLeods auf Skye, dann bietet er eben einen Berg zum Verkauf an: Die Black Cuillins, die es seit Anbeginn der Zeit gibt, weil er das Dach seines Stammsitzes Dunvegan Castle erneuern musste. Als das nicht gut ankam, gab er auf. Sein Sprössling erfand stattdessen "Cuillin Coffee, ein Kaffee, der dich umhauen wird", mit der Homebase im Glenbrittle Campsite Cafe. Das Gelände und der Campingplatz gehören, wem sonst, den MacLeods. Seien wir dankbar, dass hier kein Hotel entstanden ist.
Wanderung zum Lochan Coire Lagan – ins raue Herz der Black Cuillins
Der Black Cuillin ist Großbritanniens spektakulärster und anspruchsvollster Gebirgszug. Seine Gipfel, die Träume und Alpträume wecken, müssen erklettert werden. Als gewöhnliche Wanderer können wir etwas von seiner Dramatik erleben, wenn wir zum Coire Legan aufbrechen.
Coire Lagan, ein Bergsee zwischen schroffen Gipfeln, ist einer der schönsten und am wenigsten überlaufenen Wanderwege auf Skye.
Der markierte Weg beginnt neben dem Toilettenblock des Campingplatzes über ein Sumpfgebiet geht es auf die Felsen zu. Kaskaden stürzen über große Gabbroplatten, während der Weg durchs Schluchtbett hinaufführt. Dämonisch schwarz glitzern die nassen Felsen im Sonnenlicht, die weißen Nebelschwaden lösen sich langsam auf. Ein kurzes Stück klettern wir zwischen zwei Felsplatten hindurch, dann erwartet uns ein alpines Amphitheater. Rings um den See riesige Felsplatten, senkrechte Abgründe und gigantische Steinrutschen. Weiter geht's nur noch für Kletterer. Bei gutem Wetter kann man sehen und hören, wie sie sich ihren Weg durch die Abgründe bahnen. Wir verbringen bestimmt ein bis zwei Stunden damit, die Aussicht zu bewundern, Fotos zu machen, herumzuklettern und auf den großen Steinplatten zu picknicken. Trotz Sonnenschein ist der Wind eisig. Zum Verweilen packe ich alles ein: Fleece, Wollmütze, Daunenjacke, Handschuhe, Thermoskanne mit heißem Tee.
- Ausführliche Wanderbeschreibung Coire Legan mit Karte auf Walkhighlands. Wanderung auf gutem Weg, oben felsig mit einer kleinen Kletterei. 600 Hm, ca. 4 Stunden reine Gehzeit. Als Rundwanderung von 9 km angelegt. Der Rückweg führt rechts auf gutem Weg den Hang hinunter. Nach der kleinen Bachbrücke (schöne Badestelle!) erreicht man die Glenbrittle Road, die zum Campingplatz führt.
- Die Fahrt von Portree nach Glenbrittle zum Ausgangspunkt der Wanderung dauert ca. 1 Stunde.
Auf Messers Schneide – die Cuillin Traverse
Rau und messerscharf soll der Grat sein, der lange Zeit als unüberwindbar galt. Kletterer mit zerfetzter Kleidung und zerschlissenen Stiefeln sind nach der Überquerung des Cuillin Ridge keine Seltenheit. Das Gabbro-Gestein hat die Eigenschaften eines Reibeisens. 1911 wurde der 12 km lange Grat zum ersten Mal überquert, vom ersten bis zum letzten der 11 Gipfel in 12 Stunden und 18 Minuten, eine Zeit, auf die heute viele stolz wären. Seit 2013 hält der Schotte Finlay Wild den Rekord mit unglaublichen 2 Stunden und 59 Minuten.
992 Meter, ihr höchster Gipfel, das klingt nicht viel, aber die Berge beginnen hier auf Meereshöhe und haben es in sich. "Der Himalaja ist ein gutes Training für Schottland", scherzen die Bergführer. Statistisch gesehen ist es wahrscheinlicher, den Gipfel des Mount Everest beim ersten Versuch zu bezwingen als die Cuillin Traverse zu meistern. Weniger als 10 Prozent schaffen den Grat auf Anhieb. Die schroffe Gipfelkette zieht Bergsteiger aus aller Welt an. In der Nacht hören wir einen Hubschrauber kreisen und sehen Scheinwerferkegel am Himmel. Jemand wird vermisst. Als ich am nächsten Morgen unsere Baguettes hole, erzählt man im Café, dass des öfteren Suchtrupps unterwegs sind. "Nicht selten verirren sich Leute, denn in den Cuillins nützt ein Kompass nichts". Das Vulkangestein ist berüchtigt für seine kompassverwirrenden Eigenschaften und die Routenfindung erweist sich als schwierig, Fehler führen in Sackgassen über massiven Abgründen.
Beliebte Wanderungen im Süden
Loch Coruisk (für den wir keine Zeit hatten) ist ein von den Cuillin-Gipfeln eingerahmter See, der schon von William Turner, Sidney Richard Percy und Alexander Francis Lydon auf Leinwand verewigt wurde. Der See kann mit dem Boot von Elgol (45 min) oder zu Fuß von Sligachan (ca. 12 km one way) erreicht werden. Die Umrundung des Loch Coruisk (7 km) dauert ca. 2-3 Stunden. Die Bootsfirma Bella Jane bietet auch einen "One Way In Trip" für erfahrene Wanderer an, die den Bad Step überqueren müssen, um nach Elgol zurückzukehren.
Fairy Pools – Highly overrated?
Zu viele Leute an diesem gehypten Ort. "Eine nette Wanderung von der man aber nicht zu viel erwarten sollte. Wer die unvergleichliche Landschaft des Quiraing gesehen hat, wird enttäuscht sein", hören wir von mehreren Seiten.
Vier Meilen nördlich von Glenbrittle liegen die Fairy Pools, zu denen wir auf dem Rückweg wandern wollten. Es war ein schöner Tag und schon von der Straße aus sahen wir eine Karawane von Menschen den Brittle River hinaufziehen und beschlossen, weiter Richtung Skye Bridge in die Einsamkeit der Northern Highlands zu ziehen.
Fairy Pools Parkplatz Google Maps.
Roadtrips Schottland
Die ultimativen Traumstraßen zwischen Edinburgh und der Isle of Skye
von Fotograf Udo Haafke.
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Übernachtungstipps für Autofahrer und Camper.
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Von der Sackgasse in Glenbrittle geht es wieder nordwärts um die Cuillin Hills herum. Sligachan, liegt auf dem Weg und ist einen Stopp wert, um das Bergsteigerdenkmal der Pioniere Collie und MacKenzie zu besichtigen. Ende des 19. Jahrhunderts erschlossen, bestiegen und kartographierten sie das weitgehend unbekannte Terrain der Cuillin Mountains.
Eine bemerkenswerte Männerfreundschaft, die damals über Klassengrenzen hinweg relativ selten war. Collie war Professor für Chemie und Präsident des englischen Alpine Club, des ersten Bergsteigerclubs der Welt. John Morton MacKenzie, der "Luis Trenker von Skye", war ein Kleinbauer, der im Laufe seiner Karriere Tausende von Touristen und Bergsteigern unfallfrei führte.
Wissenswertes für einen Besuch auf Skye
Anreise Isle of Sky: Über die kostenlose Skye Bridge. Oder mit der Autofähre nach Armadale im Süden von Skye. Überfahrt von Mallaig (Festland) nach Armadale dauert 40 Minuten. Dort steht übrigens das verfallene Armadale Castle der MacDonalds mit Museum und einem Garten für Liebhaber.
Skye ist beliebter denn je und trotz der vielen Besucher ein Muss. Mit der Eröffnung der kostenlosen Skye Bridge 1995 kamen langsam die Touristenströme und dann der Campingboom auf die Insel. Die Straßen und Parkplätze auf Skye können mit dem zunehmenden Besucherverkehr und den vielen Wohnmobilen kaum Schritt halten. Wer einen Parkplatz will, muss früh da sein. Das gilt auch für den regenärmsten Monat Mai, der bei Campern sehr beliebt ist.
ACHTUNG: Skye im Sommer. Vergleicht man die Infrastruktur mit den Besucherzahlen auf Skye, so bewegt man sich in den Sommermonaten im Bereich des Massentourismus. Restaurantreservierungen sind dann unerlässlich, vor allem für Nicht-Camper. Ein Ehepaar erzählte uns, dass sie eine Woche lang auf Skye nichts zu essen bekamen, außer dem Hotelfrühstück nur Fastfood oder Sachen aus dem Supermarkt – alles war wochenlang ausgebucht. Die Restaurants können dann bei weitem nicht alle Gäste aufnehmen. Das gilt auch für die Campingplätze, so musste ein holländisches Paar mit Wohnmobil zurück aufs Festland, weil sie nirgendwo einen freien Platz fanden. Wenn möglich, sollte man Skye in der Nebensaison besuchen.
Text: Edel Seebauer | Fotograf: Jürgen Mahler | Depositphotos (4)
Wenn der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag ins Gästebuch.
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