Die alte Königstadt Dali & der Geheimtipp: das Bai Dorf Xizhou
Zu Chinas alten Karawanenstädten und bunten Volksstämmen
Von Shaxi geht unsere Reise nach Dali (2 1/2h), genauer gesagt in das Dorf Xizhou ins wunderbare Hotel Linden Centre.
Dali ist die südlichste, der historischen Städte an der alten Handelsroute nach Tibet. Dazu kommt ihre anziehende Lage auf 1.980m am 40km langen Er Hai See, zwischen Dörfern und Weilern und
grünen Bergkämmen, die in 4.000m gipfeln. Traditionsgemäß werden die Toten in den Berghängen bestattet und ihre Gräber sind bereits aus der Ferne sichtbar.
Unser Fahrer (vom Hotel organisiert) hält vorher für den Montagsmarkt in Shaping im Norden des Sees. Für alle, die noch keinen ländlichen Markt gesehen haben,
ist der Wochenmarkt sicherlich interessant. Alles, was aus dem Boden dieses fruchtbaren Tals wächst, breitet sich farbenfroh über dem Markt aus. Die Essensstände sind allerdings nichts für unsere
Mägen, die Dampfschwaden wenig verlockend. Schwarze, fetttriefende Blutwürste und andere Schweinereien stehen hier auf dem Menü. Nach dem beeindruckenden Freitagsmarkt von Shaxi sind wir
verwöhnt, und Shaping selbst ist weniger interessant, als die noch folgenden Dörfer am See – Zhoucheng und Xizhou.
Unser Dorf Xizhou mit seinen alten Bai-Häusern gefällt uns auf Anhieb. Hier bleiben wir die nächsten drei, etwas verregneten Tage. Sein authentisches und lebendiges Dorfleben wird von Fremden
noch wenig aufgemischt. Die zieht es ins quirlige Dali 18km weiter südlich, das wir natürlich auch besuchen, einfach und günstig mit dem öffentlichen Bus. Viel bekommen wir auf dieser Fahrt nicht
zu sehen, denn der Bus ist voll und das Stehen in China verboten. Von ganz hinten werden niedrige Plastikhocker durchgereicht und wir freundlich aufgefordert im Gang darauf Platz zu nehmen.
Die Altstadt von Dali
ist viel weitläufiger als die von Lijiang und weniger manikürt. Das einstige Backpacker Paradies für Banana-Pancakes haben inzwischen reisende Han-Chinesen entdeckt, die sehen wollen, wie chinesische Städte vor der Modernisierung aussahen. Dali bleibt aber relaxt. Es besitzt noch Flair, ein echtes Stadtleben mit Handwerker- und Haushaltsläden, mit allem zur Versorgung der Menschen, die hier ihrem Alltag nachgehen: In der Überzahl Angehörige der Bai neben den Yi, Naxi und moslemischen Hui. Das Herz Dalis innerhalb der alten Stadtmauern und -toren sprudelt über vor kleinen Cafes, Bars, Restaurants, Mode- und Souvenirläden – aber alles im laid-back Modus für einen entspannten Aufenthalt.
Sehenswürdigkeiten in und um Dali
TIPP: Motorroller oder Fahrrad nehmen zur Erkundung der Umgebung
In Dali gibt es in der langen Remnin Street jede Menge Verleiher von Rollern mit Designs jeder Couleur. Etwas Fahrübung sollte man haben, um nicht im Graben eines Reisfelds zu landen, wie das chinesische Pärchen, dem wir auf unserer Radtour begegnen – mit leichten Schrammen aber wohlauf. Sportlichere nehmen ein Fahrrad.
Die Katholische Kirche von Dali (Map)
aus dem Jahr 1927 haben französische Missionare gebaut. Eine einzigartige Mischung an Architektur – europäischer Kirchenbaustil mit einem geschwungenen, extravaganten Bai-Dach, dazu innen in leuchtendem Himmelblau ausgemalt. Vor der Revolution gab es in der Diozöse Dali noch einhundert Kirchen, heute gerade etwa 80.000 Katholiken.
Die Marmorwerkstätten von Dali (südlich der Pagoden)
Der Dali-Marmor 'Dalishi' ist berühmt für seine Marmorierung, die optisch sogar mit alter Landschaftsmalerei zu verwechseln ist. Die hochpreisigen Exemplare stellen außergewöhnliche Bilder und Landschaften dar. Viele Werkstätten verkaufen den in dünne Platten geschnittenen Marmor als gerahmte Bilder. Eine alte Tradition mit manchem antiken Stück. Südlich der Drei Pagoden säumt der Marmorabfall die ganze Strasse. Man kann einen Blick in die Hinterhöfe werfen, wie die riesigen Marmorblöcke geschnitten werden. Fürs Reisegepäck leider zu schwer, aber alles wird auch verschifft. Im "Wang Yongling Marble Museum" sind viele der Meisterstücke ausgestellt.
Die Drei Pagoden, Wahrzeichen von Dali
Die Drei Padogen des Chongsheng Tempels gehören zu den ältesten, originalen Bauwerken Südwest Chinas. Die älteste und größte Pagode mit 69m wurde um das Jahr 850 aus Ziegelsteinen erbaut, alle drei Pagoden schmückt eine kupferne Spitze.
TIPP. Um den hohen Eintrittspreis (zuletzt 121 Yuan) zu sparen: Da man die Türme nur von außen besichtigen kann und man den allerbesten Blick auf sie nur bei einem Abstand hat, betrachtet man sie ganz kostenlos vor dem Eingangstor. Am schönsten morgens, wenn die Pagoden von der Sonne angestrahlt werden und die Umgebung noch im Schatten liegt. 1,5km nördlich der Altstadt. Bewertungen Tripadvisor. Google Map.
Nördlich der Yu’ Er Lu Straße ins lokale Leben eintauchen (Google Map)
Ab hier verlaufen sich die Touristen. Auf dem Markt werden mit schwerem Fleischerbeil Karkassen zerhackt. Schmiedebetriebe verkaufen Pferdeglöckchen und Kochtöpfe. Nebenan werden Polstermöbel in Plastik verschweißt und Matratzen mit ihren Füllungen gestopft.
Er Hai See Rundfahrten (für Touristen)
Dauer 3 Stunden. Leider gibt es keinen öffentlichen Bootsverkehr. Von dem Dorf Zhoucheng kann man mit Charterbooten zum Dorf Shuanglang übersetzen.
Cang Shan Mountains
Das hinter Dali aufsteigende 'Grüne Gebirge' Cang Shan ist eine 50km lange Bergkette mit Gipfeln von 2.100m bis 4.122m, mit schönen Wanderrouten zwischen verschiedenen Tempeln, Seilbahnen sind vorhanden. Oft sind die Berge wolkenverhangen und das Wetter wechselhaft. Dali Wander-Empfehlungen, Trail Karte. Während der verregneten Tage kamen wir nicht in den Genuss. Bewertung Cang Shan Mountains.
Besuch der Dörfer und Märkte am Er Hai See
Mit dem Fahrrad oder der Vespa dem Greenway entlang, der parallel zur Hauptstrasse durch Felder und Dörfer oft am See vorbei führt. Vom CaiCun Dock am See bei Dali bis Shaping ca. 40km, bis ins schöne Xizhou 20km.
Oder man nimmt den billigen, öffentlichen Bus (kassiert wird im Bus), der an jedem Dorf hält.
Für geführte Touren zu den Dörfern und Märkten findet man diverse Anbieter in Dali, empfohlen wird Dali Michael Travel, Bo’Ai Strasse 68.
Dali Dörfer –Markttage
Xizhou täglich vormittags, Zhoucheng täglich nachmittags, Shaping montags. Am schlechter erreichbaren Ostufer: In Shuanglang Dienstag, in Wase jedes Datum mit einer 0 oder 5. Vorher aktuell im Hotel erfragen oder hier reinschauen.
Dali Informationen
- Dali Sehenswürdigkeiten, Feste, Aktivitäten, Hotels + Restaurants auf Wikitravel.
- Beste Restaurants in Dali – aktuelle Bewertungen
- Karten Dali Old Town + Umgebung mit Er Hai See - Maps around Dali
- Anreise Dali: Von Lijiang in 1 ½ Stunden über den Expressway. Oder über die schöne Zugstrecke Lijiang-Dali. Der Flughafen Dali liegt 15km außerhalb Dalis Neustadt namens Xiaguan (下关, Dali New City). Eine moderne Stadt mit schönem Seeufer und weitem Ausblick. Ein näherer Blick auf die Stadt ohne Touristen ist es vielleicht wert.
- Dali Wetter: Mai bis Oktober Regenzeit, aber relativ mildes Klima, ab November kalt und auch mal mit Schnee.
Glückliches Land – Dali Dorf Xizhou und das Hotel Linden Centre
Eintauchen in ein noch ursprüngliches, authentisches China
Xizhou, 18 km nördlich von Dali, ist nicht nur das schönste sondern auch bedeutendste Bai-Dorf beim See. Die durchreisenden Karawanen der alten Handelsroute versorgten sich hier und brachten dem Ort Wohlstand. Xizhou war Anfang des 20. Jahrhunderts voller Tempel und opulenter Herrenhäuser reicher Händlerfamilien. Ein herausragendes Beispiel ist das wunderbar restaurierte Linden Centre, das als Hotel und Schulungszentrum fungiert. Überall im Ort ist noch eine wunderschöne Bai-Architektur zu bewundern, wenn auch nicht mehr im allerbesten Zustand. Die Kamera wird man aber sicher einen ganzen Vormittag nicht aus der Hand legen wollen. Im Umkreis zählt man mehr als 100 Häuser der einstigen Bai-Clans, die mit Seide, Zinn, Moschus und anderen Gütern handelten. Das Yan House Museum gibt einen guten Einblick in das frühere Leben einer wohlhabenden Bai-Familie. Hotel The Linden Centre – zum ausführlichen Artikel.
Xizhou das 'glückliche Land' lebt von der Landwirtschaft. Unterhalb der grünen Berge breitet sich um den Ort ein Patchwork an Feldern aus. Zur Zeit ist Knoblauch-Ernte und sein Duft liegt in der
Luft.
Um den Dorfplatz (Sifang Jie) reihen sich ein paar Garküchen-Restaurants, Pferdekutschen für die Ausflügler aus Dali und vor allem die
Baba-Stände, Xizhous berühmter Imbiss, dem kein Besucher widerstehen wird. Baba ist ein dicker Weizenfladen der über Holzkohle gebacken wird, entweder süß mit
roter Bohnenpaste gefüllt, oder pikant mit Schweinehack und Frühlingszwiebeln. Lecker aber recht fettig. Vom Platz führen Gassen in alle Richtungen und am besten lässt man sich treiben.
Schöne Souvenirs in Xizhou
In der schmalen Geschäftsgasse reiht sich ein Lädchen an das andere, mit allem was der Bewohner braucht. Ein Stück weiter der tägliche Morning Market und ein Supermarkt, in dem man Interessantes
entdecken kann. Hier kaufe ich super günstig eine China Schullandkarte und Kaligraphie-Papier.
In den kleinen vollgestopften Antikgeschäften werden Liebhaber nicht so schnell wieder rauskommen. Kleine, hübsche Gegenstände von religiöser oder kommunistischer Art – auf jeden Fall etwas
Originelles zur Erinnerung für Zuhause.
Hier in Xizhou und in Zhoucheng wird die natürliche Indigofarbe hergestellt und viele Familien verkaufen die nach altem Batik-Verfahren hergestellten schönen, blau-weißen Tücher mit traditionellen Motiven.
Sehr interessant und informativ ist die Xizhou Village & Morning Market Walking Tour des Linden Centre, das seinen Hotelgästen jeden Morgen kostenlos
angeboten wird: Rund 3 Stunden geht es durch den sehenswerten Ort, über den Morgenmarkt, in die Reisnudelfabrik und in ein altes Hofhaus zu einer Familie, die Indigo-Batik herstellt und den
berühmten knusprigen Dali Käsesnack Rushan. Mozzarella ähnlich wird der elastische Käse gezogen und um Bambusstöckchen zum trocknen gewickelt.
(Auch Nichtgäste können sich das historische Linden Centre gerne anschauen).
Herstellung des Käsesnack Rushan. Der gezogene Käse kommt zum Trocknen auf Bambusstöcke.
Sieht kompliziert aus, der vernähte Stoff vor der Indigo-Batikfärbung
Radtour am Er Hai See – von Xizhou zum Dorf Zhoucheng
Im Hotel suchen wir uns zwei passende Mountainbikes aus und radeln aus dem Ort zur neuen Lake Ring Road, die kaum befahren ist. Ziemlich fortschrittlich die Straßenlaternen, mit Solar und kleinem Windrad betrieben. An der Seezunge chinesische Ausflugsbusse. Alle zieht es an den See, vom Bus in die Boote zum Kormoranfischen (120Y). In orangenen Schwimmwesten in etliche Boote verpackt, schauen sie ein paar Fischern und tauchenden Vögeln zu und scheinen ihren Gruppenspaß zu haben. Von der Ringstrasse kommen immer wieder mal Abstecher zu kleinen Weilern am See und zwischendurch führt sie uns direkt am Ufer entlang.
Aufgepasst! Auf etwa halber Strecke hören wir Gebetsgesang, der von einem kleinen Tempel an der Strasse kommt. Ihn scheinen nur alte Frauen zu betreten und von einer werden wir hereingewunken.
Weihrauch liegt in der Luft und das lebhafte Geschnatter der alten Frauen, die schon bald ein neues Gebetslied anstimmen. Die anderen Alten kochen etwas oder zählen Tempelgeld. Uns werden Tee und
Bonbons angeboten und auch gegen das Fotografieren haben sie nichts einzuwenden. Eine zauberhafte, gelöste Stimmung. Eine kleine Spende sollte jeder da lassen.
In Zhoucheng wieder ein großer Bus-Parkplatz direkt an der Silberschmuck-Fabrik, deren Besuch zum obligatorischen Programm der Chinesen gehört. Die Fabrik macht Mittagspause. Lauter hübsche,
junge Frauen in pinkfarbenen Bai-Kostümen schwärmen aus und breiten sich wie die Bienen in den Garküchen aus. Ausflugsboote fahren zum gegenüberliegenden Ort Shuanglang, der, wie unser
Hotel erzählt, gerade boutique-style umgebaut wird. Zhoucheng ist bei chinesischen Touristen beliebt, die alle das Wasser und insbesondere Seen lieben. So entstehen hier auch neue moderne Hotels
und Restaurants. Unser Tegernsee müsste sie wohl umhauen.
Infos zur Fahrradtour: Eine Wegstrecke 10km, ca. 30-45 Minuten, mit diversen Stopps insgesamt mit zwei Stunden rechnen ohne Mittagspause. Ein
netter Ausflug mit etwas Bewegung, wobei am Ufer und Straßenrand sich öfters Müll angesammelt hat. Der Tempel mit den alten Frauen hat es rausgerissen. Jetzt freuen wir uns wieder auf unsere
Terrasse im gemütlichen Xizhou.
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TIPP. Das abgeschiedene Bai Dorf Shaxi nicht auslassen! Eine alte Karawanenstadt von bunten Volksstämmen mit einem besonders interessanten Freitagsmarkt.
Wenn Euch der Bericht gefallen hat, freue ich mich über einen Eintrag in mein Gästebuch.
Text: Edel Seebauer / Fotos: Jürgen Mahler
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