USA Nordwesten Teil 4 (Oregon | Idaho)
Road Trip voller Überraschungen: Oregon Trail, Craters of the Moon und eine Panne in Atomic City
Nach dem Pendleton Rodeo geht es weiter auf der Interstate 84 durch Oregons Nordosten und entlang der Snake River Ebene durch den Kartoffelstaat Idaho. Wir erleben die Siedlungsgeschichte im OREGON TRAIL MUSEUM, besuchen BOISE, die liebenswerte Hauptstadt Idahos, rollen durch unendlich weite Landwirtschaftsflächen, erkunden die Vulkanlandschaften des CRATERS OF THE MOON und landen unfreiwillig im überraschend pittoresken IDAHO FALLS.
Auf den Spuren des Oregon Trail – von Siedlerromantik keine Spur
Ein spannendes Oregon Trail Museum
Wir folgen der Interstate I-84, auf deren Spur die legendäre Siedlerroute einst verlief. Nicht vorbeifahren sollte man am National Historic Oregon Trail Interpretive Center. Spannend und sehr anschaulich wird hier die Siedlungsgeschichte des Wilden Westens erzählt.
- Lage bei Baker City Google Map (100 Meilen südwestlich von Pendleton). Kostenloser Eintritt mit dem 'USA Nationalpark Pass'.
Eine verheißungsvolle Besiedlungs-Propaganda für den Nordwesten der USA setzte 1843 die bedeutendste Landwanderung der amerikanischen Geschichte in Gang – den Oregon Trail. 3.500 Kilometer von Missouri nach Oregon in sechs Monaten und Timing war alles. Im schwerfälligen Planwagen mit Ochsengespann mussten Wüsten, Flüsse und die Rocky Mountains vor Wintereinbruch überwunden werden. Über 350.000 Menschen machten sich auf ins "weite, gelobte Land, das auf weiße Siedler nur warte". Viele, mit großer Hoffnung aufgebrochen, kamen niemals an und stets fuhr der Tod in Form von Cholera und Typhus mit. Ochsen verendeten an toxischem Wasser, Kinder starben an Schlangenbissen oder kamen in den Staubwolken der Trecks unter die Wagenräder. Alle 80 Yards ein neues Grab.
Verheerende Auswirkungen hatte die Siedlerwanderung auch für die 500.000 indianischen Ureinwohner. Den eingeschleppten Krankheiten aus der 'Alten Welt', wie Masern und Pocken, waren sie wehrlos ausgeliefert, 200.000 Indianer starben daran!
Fazit: Definitiv ein sehenswerter, nachdenklicher Ort.
Going West. Ohne die Lewis & Clark Expedition hätte es den Oregon Trail nicht gegeben. Als Präsident Thomas Jefferson das heutige Mittelstück der Vereinten Staaten von den Franzosen abkaufte, dachte er an die Gründung eines mächtigen Staates zwischen Atlantik und Pazifik und schickte 1804 seinen Sekretär William Clark und Captain Lewis auf die erste Durchquerung Amerikas in Richtung Westküste. Zwei Jahre später kehrten sie von ihrer erfolgreichen Überlandexpedition zurück und ermutigten andere das neue Land in Anspruch zu nehmen – zum Abenteuer Going West.
STRECKE: PENDLETON – OREGON TRAIL MUSEUM – BOISE – CRATERS OF THE MOON
Auf der leeren Interstate-84 kommen wir zügig voran. Einen weiteren Stop legen wir im angenehmen Boise ein (Hauptstadt des Bundesstaats Idaho / Visit Boise) und schaffen es sogar bis zum Craters of the Moon. Von Pendleton ein 400-Meilen-Tag, nicht jedermanns Sache. Bei Ankunft 21 Uhr ist der Lava Flow Campground voll belegt, aber gleich neben dem Eingang können wir die Nacht gut stehen.
Campingplätze (mit Meilen) zwischen Boise und Craters oft the Moon:
- Camping in Boise. Boise eignet sich gut zum Einkaufen, aber das Benzin ist hier wieder teurer.
- Bruneau Dunes State Park hat einen sehr schön gelegenen Campground (163 Meilen), danach zwei weitere nahe der I-84 Tree Island Crossing SP (140mi) und Intermountain RV & Park (118mi).
- Little Camas Reservoir auf der #20 Road (133 Meilen).
Craters of the Moon – Moonwalk & Camping im Lava Flow
Craters of the Moon wurde die raue, dunkle Schönheit auf dem Weg zum Grand Teton und Yellowstone Park benannt. So sah man 1924 die Mondoberfläche durch das Teleskop, als noch keiner einen Fuß auf den Mond gesetzt hatte. Lavaströme, die aus der Erde quollen, schufen diese bizarre Naturlandschaft aus Lavafeldern und verstreuten Aschekegeln – ein großartiger Ort für eine Camping-Nacht im Lava Flow!
Die Siedler auf dem Oregon Trail machten um die Ödnis einen Bogen. Die Apollo-14 Astronauten ließ man hier wegen der mondähnlichen Oberfläche 1969 für die Mondlandung üben.
Craters of the Moon erstreckt sich über drei riesige Lavafeldern. Mit 2.800 km² ist dieses Naturschutzgebiet größer als das Saarland und zeigt für den Nordwesten der USA ganz ungewöhnliche geologische Formationen. Man kann sie recht einfach mit dem Fahrzeug, aber noch schöner zu Fuß erkunden. Über angelegte Wanderpfade erlebt man die vielseitige, durchaus blühende Vulkanlandschaft aus nächster Nähe: über Krater und Lavaströme, die vor über 2000 Jahren versiegten, von aussichtsreichen Vulkankegel oder beim 'Caving' in den fünf zugänglichen Lavahöhlen.
Craters of the Moon Loop Drive: Die Parkrunde von 11km fährt man ab dem Visitor Center ohne Stops in 30 Minuten. Man kann nichts verfehlen, die kleine Straße führt in eine Richtung und von sechs Halteplätzen gehen die Fußwege und Trails ab.
- Craters of the Moon 'Loop Road' mit jeweiligen Stops & Trails. Das Visitor Center liegt gleich am Hwy 20 (Alle Maps zum Park).
- Unbedingt machen. Der steile, kurze Aufstieg zum Schlackekegel 'Inferno Cone' für die tollen Ausblicke!
- Zeitaufwand: In 4 Stunden lässt sich schon einiges erkunden. Viele Trails sind kurz und einfach.
- Die Cave Trails zu den Lavahöhlen und was man vorher wissen sollte.
- Homepage Craters of the Moon National Monument, Höhenlage 1800-2.000 Meter.
- Teile der Straßen und Wanderwege können bis in den Mai hinein mit Schnee und Eis bedeckt sein. Für Winter-Aktivitäten stehen spezielle Trails offen.
Unbedingt machen! Rauf auf den 'Inferno Cone'.
Der steile, nicht allzu lange Aufstieg zum Schlackekegel bietet interessante Vegetationsformen und den besten 360° Rundblick!
Lava Flow Campground
Camper können heute in dem National Monument in herrlicher Lage übernachten. Wie der Name schon verheißt, liegt der Lava Flow Campground eingebettet in einem Lavastrom zwischen Wüstensalbei, gelbem Hasenpinsel, Wacholderbäumen und alten Zirbelkiefern.
Lava Flow Campground: Einfachst aber schön. 40 RV-Stellplätze (nur wenige große) sind nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt" verfügbar, keine Reservierung, keine Duschen oder Dumping. Geöffnet: Mitte April – November (wetterabhängig). Campground Map und alle Details zum Lava Flow Campground
Bei unserer Ankunft um 21 Uhr ist der Lava Flow Campingplatz komplett belegt, aber gleich neben dem Eingang können wir die Nacht gut stehen bis der purpurne Sonnenaufgang uns auf den ersten Krater lockt. Als das Schauspiel vorüber ist, genießen wir das Frühstück im Camper an einem der Picknick-Parkplätze vor einer wildschönen Lavalandschaft.
Welcome to Arco – The Atomic City
Der nächste Ort, den wir durchfahren, ist das Provinznest Arco, das schon bessere Tage gesehen hat, sogar ruhmreiche Tage. Aber zunächst zu etwas Sonderbarem.
Oberhalb der Stadt sind die Felsen über und über mit riesigen Nummern bemalt und wir rätseln, was sie ausdrücken sollen? Der örtliche Tankstellenwart klärt uns auf. „Seit ein paar Highschool-Absolventen im Jahre 1920 auf die Idee kamen die '20' für ihr Abschlussjahr an den Berghang zu malen, ist es Tradition in Arco. Jeder Jahrgang klettert rauf und verewigt sich im 'Numbers Hill'. Ein paar Tage dauert es, die Zahlen dick genug aufzutragen, und nach bestem Wissen und Gewissen ist noch niemand dabei umgekommen. Wenn Dir jemand erzählt, die Zahlen sind die jährlichen Hochwassermarkierungen des Big Lost River, dann war es wieder ein Versuch einen Durchreisenden in die Irre zu führen.“
"Atoms For Peace" und nuklearer Sandspielkasten
Am 17. Juli 1955 wurde die erste mit Atomstrom betriebene Stadt der Welt verkündet, und das winzige Arco in Idaho war berühmt für die ersten 'Atoms for Peace'.
Als Amerika mit Atomkraft zu experimentieren begann, gab diese abgelegene Ecke in Ost-Idaho den idealen nuklearen Sandspielkasten ab. Auf dem Forschungsgelände in Arcos Halbwüste standen einmal 50 Kernreaktoren.
Das erste Atomkraftwerk der Welt und der erste Brutreaktor EBR-1 sind in Arco zu besichtigen. Ebenfalls in Arco gebaut wurde der Reaktor für das erste Atom-U-Boot der Welt, die Nautilus von 1954. Aber auch der erste nukleare Unfall der USA wurde aus Arco berichtet mit drei Todesopfern, als es 1961 zu einer Kernschmelze kam. Viele Jahre war das Gebiet wegen erhöhter Radioaktivität gesperrt, nur ohne anzuhalten durfte man durchfahren. Glaubt man den Amerikaner, ist es jetzt ungefährlich.
Das aus dem Boden gestampfte Atomic City, boomender Ort im Atomzeitalter, ist heute eine Geisterstadt aus ausgehöhlten Überresten. Verlassene Häuser und vor sich hin rottenden Wohnwagen sprenkeln die Brachlandschaft. Ein paar Bewohner soll es hier noch geben. Für Fotografen ist es ein interessantes Ziel.
- Experimental Breeder Reactor No. 1 (EBR-I) Atomic Museum für Besucher auf Google Maps.
- An Arcos Hauptstraße steht ein weiteres Symbol der glorreichen Tage, der U-Boot Turm von dem "Teufelboot"USS Hawkbill (1964) mit kleinem Museum (Map).
- Arco bietet Ausweich-Campingplätze zu Crater of the Moon (20 Meilen entfernt). Neben einem KOA Platz gibt es eine kostenlose Grasfläche zum Campieren namens Honey’s Park, wo auch der Grundbesitzer in seinen alten Wohnmobilen lebt (Map).
An der Ortsausfahrt lesen wir am Trucker Rastplatz ein Schild mit teils abgefallenen Lettern "WELCOME TO ARCO FREE! RV DISPOSAL". Ein kostenloses Dumping kommt uns wie gelegen (Butte County RV Dump). Was nicht ablaufen will, ist unser Schwarzwasser, der Zughebel ist gebrochen und wir brauchen Hilfe von unserem RV-Vermieter. Der Road Bear Service meldet sich schnell mit einer Adresse zurück und schickt uns zu Eagle Rock RV Service in Idaho Falls, das auf unserer Route zum Grand Teton liegt. Nach Absprache mit Road Bear nimmt sich die Werkstatt gleich der Sache an und gibt uns noch einen Tipp zum Mittagessen. So machen wir unverhofft Bekanntschaft mit dem sehenswerten Idaho Falls!
Idaho Falls – Stadt an einem idyllischen Fluss
Auf unserem Spaziergang ins Stadtzentrum kommen wir an dem aufsehenerregenden Adlerdenkmal 'Eagles Rock Fountain' vorbei. Das Adlernest auf dem monumentalen Brunnen aus Felsen und Wasserfällen ist das Wahrzeichen von Idaho Falls. Die Majestäten der Lüfte sind aus Bronze gearbeitet und messen das Dreifache ihrer Lebensgröße – ziemlich beeindruckend. Einen passenden Rahmen bilden die historischen Prachtbauten mit schönen Wassergärten.
Idaho Falls ist eine überraschend grüne Stadt durch die der Snake River vergnüglich über Kaskaden, Felsen, Wasserfälle und Staustufen mit Reihen von Graugänsen fließt. Auch fleißige Mormonen ließen sich in Idaho Falls nieder, als die Stadt noch Eagle Rock hieß und die Seeadler hier nisteten. Ihr 44 Meter hoher, weißer Mormonentempel mit dem goldenen Engel Moroni auf der Spitze ist weithin sichtbar (Idaho Falls Temple).
- Hinsichtlich der Lebensqualität rangiert Idaho Falls regelmäßig auf den vorderen Plätzen der beliebtesten Städte. Mehr auf Visit Idaho Falls.
- CAMPING in Idaho Falls. Es gibt einen RV Park sogar direkt am Snake Rive im South Tourist Park südlichen vom Zentrum (Map).
- Die bestbewerteten Hotels in Idaho Fall und Snake River auf Booking.com.
Einkehren in Idaho Falls
Über den River Park Walk flanieren wir ins Zentrum, wo wir eine leckere Pizza essen bei Uncle Benny's Pizza, dessen Wände bedeckt sind mit Fotos der Militärluftfahrt. Google Map.
Im schönen historischen Backsteingebäude serviert die Snow Eagle Micro-Brewery & Grill gegrillte Steaks, Pizza bis hin zu Sushi. Ihr hausgemachtes Mangy Wolf Blonde Ale sollte man probieren (Map).
Auf dem Weg nach Jackson...
Zurück in der Werkstatt, empfiehlt man uns mit dem Wohnmobil die südliche Route #26 nach Jackson zu nehmen, statt der steilen Passstraße #22, und in Swan Valley müssten wir unbedingt das berühmte Eis im Rainey Creek County Store probieren. Für ein Eis wird es zu spät, aber ein Stück weiter finden wir einen netten und günstigen Stellplatz für heute Nacht, am Snake River unterhalb des Palisade Damm im Riverside Park Campground (auf Google Map). Morgen früh ist es nur noch eine Stunde bis ins berühmte Jackson.
Text Edel Seebauer / Fotos Jürgen Mahler
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