Norwegen Roadtrip Teil 3: Kystriksveien Küstenstraße Fv17 bis Bodø

Die unvergessliche Fahrt ins Land der Mitternachtssonne führt über die Kystriksveien durch das Inselgewirr von Helgeland. Die Küstenstraße ist eine der beeindruckendsten Europas, keine Frage. Inselhüpfen gehört unbedingt dazu.

Die Kystriksveien ist mehr als nur eine Straße. Sie ist das Tor zum Nordland, zu den weißen Nächten – und ein Landschaftserlebnis. Dramatische Gipfel, ein züngelnder Gletscher, zerklüftete Inseln, über denen Seeadler kreisen. Dann wieder das verträumte Mosaik eines Schärengartens. Verschlafene Fischerdörfer, eine Einladung, die Seele baumeln zu lassen.

420 Kilometer umfasst die Nationale Landschaftsroute Kystriksveien mit 6 Fähren, von denen 5 kostenlos sind. Reservieren kann man die Fähren nicht. Anfang Juni war der Andrang nicht sehr groß und eine etwaige Wartezeit an der Fähre wurde mit einer Kaffeepause, einem Toilettengang oder Angelversuch überbrückt. 

Von Süd nach Nord über die Kystriksveien (Fv17) mit 2 x Inselhüpfen bis Bodø:

7 Tage | 640 km | Reisezeit Ende Mai

Insel Leka (3 ÜN) / Brønnøysund - Torghatten (1 ÜN) / Insel Herøy & Dønna (1 ÜN) / Insel Alsta - Sieben Schwestern (1 ÜN) / Furøy Camping, Halsa (1 ÜN) – Saltstraumen – Bodø Fähre Moskenes Lofoten. Route auf Google Maps. 

4-5 Tage sollte man sich für die Küstenroute schon Zeit nehmen, nur durchfahren wäre schade. Das Kystriksveien Reisehandbuch (auch auf Deutsch) ist online und überall vor Ort erhältlich.

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Nach einer kurzen kostenlosen Fährüberfahrt von Gutvik aus erreichen wir die Insel Leka, auf der wir uns besonders wohl fühlen werden. Dazu trägt auch der Campingplatz der Insel mit schönen Stellplätzen und herrlicher Aussicht bei. Viele Angler kommen hierher.

Bei der Ankunft wirkt Leka wie eine friedliche Insel. Man reibt sich die Augen, wenn man auf ihre Rückseite ankommt. Vergleichbares gibt es nur auf anderen Kontinenten. Zwischen den leuchtend gelbroten Felsen wähnt man sich in einer amerikanischen Westernlandschaft. Eine faszinierende geologische Besonderheit, die man hervorragend mit dem Fahrrad bei einer Inselrundfahrt bewundern kann.

Mit dem Rad einmal rund um Leka.

Die Radtour folgt der Hauptstraße von Leka und führt in 26 km einmal um die Insel, mit einigen Auf und Ab, aber ohne Schwierigkeiten. Besonders angenehm ist, dass es verhältnismäßig wenig Verkehr gibt. Wir nehmen uns Zeit, halten oft an zum Fotografieren oder für kleine Wander-Abstecher und sind gut 3 Stunden unterwegs. Die Tour fährt man am besten im Uhrzeigersinn. 

• Zwei Stellen an der Inselstraße für besondere Gesteinsformationen und tolle Ausblicke im geologischen Nationaldenkmal: Am Rastplatz mit Fernglas (Google Maps), markierter Weg zum Støypet, ein Kieselstrand 90 Meter über dem Meeresspiegel (1 Std). Geotour Lauhatten (1 Std) auf Google Maps.

• Leka Brygge verleiht E-Bikes und Anhänger für Kinder.

Durch den Leka UNESCO-Geopark wandern. Leka bietet zahlreiche Wanderwege, lange und kurze, die unterschiedliche Erlebnisse durch den UNESCO-Geopark bieten. Die Landzunge Skeisnesset mit ihrer interessanten Kultur- und Küstenlandschaft lässt sich auf ausgeschilderten Wegen direkt vom kostenlosen Wanderparkplatz aus erkunden. 

• UT.no mit App ist der norwegische Routenplaner (für Wandern, Radfahren, Paddeln und Skifahren).
• Ein Leka Touristenguide mit Wanderkarte gibt es vor Ort. Die Homepage lautet Visit Leka.

Das Trollfjell von Leka mit seinem kargen, gelb-rötlichen Gestein gehört zur urzeitlichen ozeanischen Kruste und wurde vor mehr als 400 Millionen Jahren aus 7000 Metern an Land geschoben.

Leka Motell og Camping

Der schöne Campingplatz liegt auf der Höhe und bietet zwei Campingbereiche, 40 Stellplätze mit und ohne Strom. Großzügige, terrassierte Rasenplätze mit weitem Blick bis zum Meer. Ein Durchgang führt zu den von Büschen und Bäumen umgebenen 11 Stellplätzen (etwas teurer, teils früher Schatten) mit herrlicher Aussicht auf die Schäreninseln. Einige Plätze unten am Yachthafen, wo die Angler ihre Bootstouren starten. Man kann die nummerierten Plätze reservieren (genaue Fotos s. Website) Kleine Steinhütten, Zimmer und Familienhütten ergänzen das Angebot. Die sanitären Anlagen und die Küche sind völlig in Ordnung. Bei voller Belegung stelle ich es mir knapp vor. Für Camper vom 1. Mai bis 1. Oktober geöffnet, 5 min vom Lekas Fährhafen Skei entfernt.

Wir stehen ganz oben auf der großen Wiese und haben noch Sonne bis 22 Uhr. 

"Auf Leka gibt es tausend gute Angelplätze und viele große Fische", sagt Jostein, der Besitzer des Campingplatzes auf Leka. Die Rezeption befindet sich im Anglershop, denn die Anlage ist ein beliebtes Angelrevier, wo viele Gäste den Flossenträgern nachstellen und Wetten abschließen, wer als Erster die magische Metermarke beim Kabeljau knackt. Die Beißlaune war heute groß, erfahren wir von der deutschen Anglergruppe, die sich in einer der Häuschen eingemietet haben. Der Fang des Tages kommt in bereitgestellte Gefrierboxen und einer landet natürlich auf dem Grill. In den Gezeitenströmen und tiefen Rinnen hier im Schärengarten tummeln sich Dorsch, Seelachs, Pollack, Seewolf, Makrele, Heilbutt und Rotbarsch.

Jürgen ist angefixt. Er hatte kurz einen großen Fisch am Haken bis die Schnur riß. Jeder, zumindest Norweger, hätte es vorhergesehen, dass eine Nylonschnur zum Angeln im Meer nicht taugt. Eine Stunde später besitzen wir eine neue Angel mit geflochtener starker Schnur, ein 80 Euro-Angebot von Josteins Laden. Und fürs Abendessen war gesorgt.

• Unten beim Bootshafen von Leka Camping können Angler Boote mit Echolot mieten. Aber von den Felsen aus beißen die Fische auch schon an. Als "Festlandangler" hatte Jürgen es jedenfalls nicht weit. 
• In Norwegen ist das Angeln im Meer frei und kein Angelschein nötig!

Das Foto zeigt einen Rekordfisch, gefangen von einem Gast: einen Heilbutt von 2,35 Metern und 158 kg. Jürgen (mit neuer Angel) kommt mit einem Dorsch von 30 Zentimetern zurück. Fürs Abendessen reicht das allemal.

Fischkauf nicht leicht gemacht

Weil die Norweger ihren Fisch selbst angeln, gibt es kaum Fischgeschäfte in Norwegen. Das ist schon eine etwas seltsame Situation, wo die Fischerei doch allgegenwärtig ist. Die hochwertigen Fischarten aus den norwegischen Gewässern werden direkt exportiert, in den heimischen Supermärkten finden wir meist nur Zuchtlachs und Kabeljaufilets, manchmal Tiefgefrorenes. Norwegen ist der weltweit größte Produzent von Zuchtlachs. Wir haben nur selten eine Fischtheke in einigen großen Supermärkten gefunden. Unsere Idee, direkt beim Fischer einen Fisch zu kaufen, ist einfach zu romantisch gedacht. In den belebten Küstenstädten im Süden Norwegens findet man dann die ein oder andere Fischhandlung.

• Das Angebot an Unterkünften ist auf Leka nicht groß. Leka Brygge ist die andere Anlage mit Hütten und Ferienwohnungen. 
• Leka Overnatting* (nur über Booking.com) ist eine kleine Cottage mit Veranda, Garten, Grill und Flussblick. Für 2-4 Personen. Im Südwesten von Leka.

Mit der Fähre geht es von Leka zurück zur Küstenstraße Kystriksveien. Im Hintergrund grüßen bereits die Spitzen der "Sieben Schwestern". 

In Brønnøysund kann man gut die Vorräte auffüllen (großer Supermarkt und Vinmonopolet), bevor es über die geschwungene Brønnøysund-Brücke geht, von der aus man das schönste Foto macht. Der Weiterweg führt raus zum Torghatten, dem berühmten Berg mit dem Loch. 

Das beeindruckende Loch im Torghatten zieht Besucher wegen seiner enormen Größe und der Aussicht durch das „Fenster“ an. Es ist etwa 160 Meter lang, 35 Meter hoch und 20 Meter breit. Der Weg hindurch ist eine der beliebtesten Wanderungen überhaupt. Schließlich gibt es hier zwei spektakuläre Fotomotive zu bestaunen. Schaut durch das Loch auf das darunterliegende Insel-Panorama und zurück auf die Silhouette des Eingangslochs. Der ganze Weg über hunderte von Steintreppen wurde von fleißigen Sherpas aus Nepal gebaut. Die Rundwanderung durch den Torghatten dauert ab dem Campingplatz oder Besucherparkplatz je nach Fitness 1 bis 2 Stunden und hat 150 Höhenmeter.

• Torghatten Besucherzentrum und -parkplatz (auch Womo-Stellplätze).
• Tipp: Früh oder später am Tag besuchen, wenn die Besucherströme und Bustouren weg sind. 

Nur vom Meer aus, insbesondere vom Hurtigruten-Schiff, kann die beeindruckende Form des Torghatten und das durchbrochene "Fenster" in seiner Mitte vollständig erfasst werden! 

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Der Torghatten Camping liegt direkt unter dem Torghatten-Besucherzentrum. Der Platz ist riesig mit großen Rasenflächen und führt um mehrere Ecken bis ans Meer und zu einem kleinen Strand. Wir entscheiden uns für die Anhöhe, nach dem Servicegebäude hoch, mit freiem Blick über das Meer. Und tatsächlich haben wir eine Gruppe Schweinswale gesichtet! Es gibt ein richtiges Restaurant. Die Service-Einrichtungen dürften auch hier knapp sein, sollte der Platz mal voll werden.

Von Torghatten aus muss man über Brønnøysund wieder zurück. Wieder auf der Kystriksveien geht es als Nächstes bei Horn kurz rüber, dann kommt die längere Überfahrt nach Tjøtta. Eine Stunde lang genießen wir die Aussicht vom Deck. Jetzt zeigen uns die "Sieben Schwestern" ihren Rücken.

• Ein paar ganz schöne Stellplätze & Hütten hat Offersøy Camping, 8 km nach Tjøtta.

Nach der Landung machen wir einen kurzen Abstecher nach Alstahaug, wo der Gemeindepfarrer Petter Dass (1647–1707), der große Naturdichter seiner Zeit, lebte. Das Museum neben der Kirche wurde von keinem Geringeren als den Snøhetta Architekten gebaut, die Norwegens Natur in die Architektur gebracht haben. Snøhetta durchschneidet eine 70 Meter lange Felswand mit einem Auslegerbau, der bis zum Meer reicht.

• Petter Dass Museum Google Maps.

Aus Petter Dass berühmten Gedicht Nordlands Trompet: „Sieh an die Berge, die stehen so fest, von allen Wettern getrieben; sie spiegeln im Fjord, sie malen im West die Sonne beim Niedergang.“

Die Fv17 Küstenstraße führt weiter durch die Insel Alsta, am Fuße der "Sieben Schwestern". Den allerbesten Blick auf die imposante Gebirgskette hat man aber von der Nachbarinsel Dønna! Die Wanderwege zu den "Sieben Schwestern" sind noch nicht ganz schneefrei, aber auf Dønna wartet schon ein nicht minder spektakulärer Gipfel auf die Wanderer. Ich kann jedem empfehlen, den Weg nach Dønna zu machen und dabei das Inselgeflecht Herøy nicht auszulassen.

Unsere Route Herøy-Dønna mit 1x Freistehen: Wir verlassen die Küstenstraße bei Søvik, nehmen die Fähre nach Herøy (20 min), fahren durch die Insel Dønna und nehmen am nächsten Tag die Fähre Bjørn-Sandnessjøen (25 min) zurück zur Küstenstraße Kystriksveien. Route Google Maps, rund 60 km. 

Der Schärengarten von Herøy ist ein Labyrinth aus Brücken und Inseln, wo Land und Meer ineinander fliessen.

Über die Brücken in Helgeland zu fahren ist manchmal wie eine Achterbahnfahrt: Steil bergauf, nur noch Himmel sehen, den Atem anhalten und hoffen, dass hinter dem höchsten Punkt nicht plötzlich ein Wohnmobil entgegenkommt. Kleiner Nervenkitzel mit bester Aussicht!

Der Campingplatz Herøy Caravan ist noch geschlossen. Also lassen wir uns auf der Suche nach einem Stellplatz durch die Schärenlandschaft treiben und landen in einer einsamen Idylle, wo die Straße nicht mehr weiterführt,

in Ytre Øksningan. Die Welt scheint stillzustehen auf Herøy. Das Meer schimmert von grün zu blau und der Dønnamannen wacht wie ein uralter Wächter über das Paradies.

Wir haben unseren Bus an einer kleinen Sandbucht abgestellt und sind dem Bauern, der dahinter seinen Hof hat, dankbar, dass er uns hier geduldet hat. Wer hier abends ankommt und ohne Campingverhalten am Morgen wieder weiterzieht, wird sich glücklich fühlen. Dieser Abend und besondere Ort wird uns in Erinnerung bleiben.

• Unser Stellplatz im Schärengarten von Herøy mit unschlagbarer Aussicht auf Google Maps. Auf dem Seitenstreifen ist Platz für zwei Vans.
• Ein weiterer Stellplatz auf Herøy, den wir entdeckt haben. 
• Der Campingplatz Herøy Caravan (nur drop in) liegt 5 min von der Fähre.

Am Ministrand säubert Jürgen noch den Fisch, den er kurz zuvor unter der Hoholmen-Brücke (mit Rastplatz)  gefangen hat. Die Fischabfälle verfüttern wir an die Möwen, was sich zu einem unerwartet lauten Spektakel entwickelt, bei dem die Kameras nur so klicken.

Eine Abendwanderung zum Stortuva wird zur schönsten Belohnung. 

Ein paar Hundert Meter entfernt finden wir den Aufstieg zum Stortuva, der höchsten Erhebung auf Herøy. Kaum zu glauben, dass er nur 98 Meter hoch ist, aber in der Schärenlandschaft reicht das für eine grandiose Aussicht. Hier haben die Seeadler ihr Revier. Auf dem Rückweg vom Meer gleiten sie durch die felsige Schlucht. Eine Stunde oder länger halten wir Ausschau und verfolgen ihren majestätischen Flug.

Wanderabenteuer auf Dønna

Gegenüber ragt der Dønnamannen (der "Mann von Dønna") empor, ähnlich einem schlafenden Riesen. Aus der Ferne erinnert sein Profil an einen Männerkopf, der auf dem Rücken liegt – ein Anblick, der von Herøy aus besonders fotogen ist. Am nächsten Morgen heißt es, Abschied von diesem Bild zu nehmen, denn wir planen, auf den "Mann von Dønna" zu wandern.

Die Aussicht vom Dønnamannen (858 m) ist fantastisch, man kann sie stundenlang genießen. Der Weg hinauf ist steil und felsig, der Abstieg daher nicht unanstrengend. Sein Gipfel ist anspruchsvoll und erfordert Wandererfahrung. Aufgrund des starken Windes verzichten wir heute auf die letzte Etappe. Vom Anblick der 'Sieben Schwestern' kann man sich währenddessen nie satt sehen.

• Dønnamannen Tourenvorschlag mit Varianten auf der Wanderkarte. Wir sind von Teistadvika (Punkt 3) gestartet. Der Weg führt zum Ostgipfel des Dønnmannen, dann ein 500 m langer Grat zum höchsten Punkt, 858 Höhenmeter bis zum Gipfel, 4-6 Stunden für den Hin- und Rückweg.

Nach der Bergtour verlassen wir Dønna und hüpfen zurück zur Insel Alsta auf die Küstenstraße. Heute freuen wir uns wieder auf einen Campingplatz, ein schönes Plätzchen, eine Dusche und aufs Grillen.

Bei dem schönen Wetter haben wir keine Lust mehr lange zu fahren und steuern etwas skeptisch den kleinen  Sandnessjøen Camping an, der direkt neben dem Flughafen liegt. Wir sind positiv überrascht und von der Aussicht absolut angetan. Vor uns liegt das Meer, hinter uns erhebt sich das Felsmassiv der "Sieben Schwestern", imposant und unverhüllt. Wo soll man da hinschauen?

Außer uns kommen noch zwei größere Wohnmobile. Unbefestigte Stellplätze zum Meer hin oder hinten auf der Wiese bei den Versorgungs- und Miethütten mit Blick auf die Berge - und auf die kleinen Propellermaschinen, die am Panorama vorbeifliegen. Ihr Landeanflug war manchmal abenteuerlich. Gestört haben sie uns nicht. Der Flugplatz ist nur für kleine Maschinen ausgelegt. Sanitärgebäude und Küche, sauber und ordentlich, ggf. langes Stromkabel nötig. 10km südlich von Sandnessjøen.

• In Sandnessjøen gibt es die Fiskebutikk, einen Fischladen. Öffnungszeiten bis nachmittags. 

Weiter geht es über die elegante Helgelandsbrua. Das beste Foto macht man von Süden kommend nach der Brücke, wo sich ein Parkplatz befindet, ein größerer auf der linken Seite.

Wir genießen die etwas längere Überfahrt von Kilboghamn nach Jektvik, die übrigens nichts kostet. Während die Fähre durchs Wasser gleitet, weht uns die frische Seeluft um die Nase, die Schäreninseln grüßen und die Berge rücken näher. Die einstündige Überfahrt ist mehr als nur eine Verbindung – sie ist eine kleine Reise.

Ein besonderer Moment: Auf 66° 33' nördlicher Breite überqueren wir den Polarkreis, hinein ins Land der Mitternachtssonne, dort wo die Sonne über dem Polarkreis wochenlang nicht untergeht. Achtet rechterhand auf den Arctic Circle Latitude Polarkreis-Globus, der die unsichtbare Linie markiert.

Spannend bleibt es auf der Küstenstraße. Weite Ausblicke am Rastplatz über den Sjonafjord (einige Wohnmobile übernachten hier). In der Meerenge Aldersundet reckt sich der recht pittoreske Berg Liatinden in die Höhe. Grün und spitz zieht die nur spärlich besiedelte Insel Altra vorbei. 

Auf dem Kystriksveien nähern wir uns langsam dem Svartisen Gletscher. Schon vom Furøy Campingplatz aus sieht man ihn in der Ferne wie ein weißes Wolkenband zwischen den Gipfeln – ein faszinierender Anblick.

Furoy Camping ist unsere letzte Station auf dem Kystriksveien vor Bodø und vielleicht der schönste Campingplatz unserer Norwegenreise. Er liegt direkt am Fjord und die Aussicht vom Campingplatz ist spektakulär. Er bietet Gras- und Schotterplätze, Hütten, gute Angelmöglichkeiten, einen Bootssteg (Bootsverleih), Grillhütte und einen überdachten Picknickplatz, und sonst allen Service. Die 50 Stellplätze mit Strom sind geräumig, jeder kann die schöne Aussicht genießen. Keine Dauercamper. 12 km sind es bis zum Gletscherblick und zum Shuttleboot. Der Fährhafen liegt nur 1 km entfernt. Furoy Camping auf Google Maps.

Wir sitzen vor unserem Bus und können uns ewig den mächtigen Blokktinden anschauen, der "Berg, der aus einem einzigen Felsen besteht". Die Fähre tuckert wie ein Schweizer Uhrwerk vor diesem beeindruckenden Bild den Fjord auf und ab. Links erhebt sich die Eisdecke des Svartisen von der Bergsilhouette.  

Nicht verpassen! Der Furoy Hiking Trail beginnt direkt am Campingplatz und führt über große runde Felsen, dickes, weiches Moos und durch einen alten Kiefernwald. Besonders schön ist er am Abend, wenn die ganze Szenerie in warmes Licht getaucht ist. Der Weg ist ca. 2 km lang und führt auf dem gleichen Weg zurück.

"Beim weißen Riesen des Nordens"

Schon von der Kystriksveien (Fv17) aus beeindruckt der Svartisen, Norwegens zweitgrößter Gletscher, auf der anderen Seite des Fjords. Am Svartisen ist es ruhiger als am Jostedalsbreen Gletscher in Südnorwegen. Von Land aus ist er nicht zu erreichen, aber in 10 min mit dem Shuttleboot über den Holandsfjord. Nach 3 km Schotterstraße beginnt der felsige Wanderweg (gutes Schuhwerk, 2km, 400Hm) zum Engabreen, der tiefsten Zunge des Gletschers. Die Brestua-Hütte lädt zur Rast ein (Übernachtungsmöglichkeit). Ein weiterer Kilometer Wanderweg endet mit direktem Blick auf die Gletscherzunge. Wie alle Gletscher ist auch der Gletscherarm seit 2010 um mehr als 100 Meter zurückgegangen. 

• Die Svartisen-Boote fahren Ende Mai bis Ende September 9x täglich direkt von der Fv17 Kystriksveien ab. Fahrräder werden vermietet. Aufpreis für den Hund oder das eigene Fahrrad (wenn Platz). 
• Die Brestua-Hütte lädt zur Rast ein (mit Übernachtungsmöglichkeit). 
• Gletscherwanderung mit Führer. Wer sich den Traum vom Gang über die Eiswildnis erfüllen möchte: Lokale Veranstalter bieten geführte Touren auf dem Gletschereis an.
• Hubschrauber-Rundflug über den Svartisen-Gletscher. Bei Getyourguide kostenlose Stornierung bis 24 Stunden vor Abflug. 

Gletscher-Blick von der Küstenstraße: Am nächsten Morgen ziehen immer mehr Wolken auf und wir begnügen uns mit der Aussicht vom Parkplatz an der Küstenstraße, wo einige Wohnmobile übernachtet haben.

Auf der Strecke nach Bodø liegt der Rastplatz Ureddplassen (Übernachtungsparkplatz) mit Designer-WC, etwas weiter der Picknickplatz Storvika an einem Strand mit Grillmöglichkeit, gleich neben dem Wohnmobilstellplatz Storviksanden Camping.

Weltweit einzigartiger Gezeitenstrom 'Saltstraumen'

Der Saltstraumen, der stärkste Gezeitenstrom der Welt, ist erreicht. Von der Brücke blickt man direkt hinunter, die mit Touristen beladenen Schlauchboote kämpfen gegen die mächtige Strömung - die Kraft des Wassers ist beeindruckend. Unter der Brücke (großer Parkplatz) beobachten wir das Naturschauspiel eine Weile aus nächster Nähe. Den Nervenkitzel des Saltstraumen kann man bei dieser Bootsfahrt* inklusive Seeadler-Beobachtung erleben.

Info Gezeitenkalender. Die stärkste Strömung tritt viermal täglich während des Gezeitenwechsels kurz nach Beginn der Flut bzw. Ebbe auf, wenn das Wasser durch die Engstelle des Saltstraumen strömt. 

Und jeder, der eine Angel hat, will sie hier einmal auswerfen. Bei Jürgen will und will nichts anbeißen.

Nur eine halbe Stunde bis Bodø, dann die Lofoten!

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Auch das Prädikat "Europas Kulturhauptstadt 2024" hat aus Bodø keine Schönheit gemacht. Sehenswertes gibt es auf unserem Rundgang kaum – Bodøs Lage macht die Stadt aus. Wir wollten die öffentliche Stormen Bibliotek besichtigen. Das Gebäude aus dem Jahr 2014 ist beeindruckend und fügt sich in die Nachkriegsarchitektur der Stadt ein. Aber wir beschließen, direkt zum Fährhafen zu gehen und nach dem Rechten zu sehen, denn wir haben keine Reservierung. Wir schaffen es auf die nächste Fähre um 18.45 Uhr, die in zwei Stunden Richtung Lofoten ablegt, und es sind noch nicht viele Fahrzeuge in der Schlange.

Fähre Bodø Lofoten. Gut zu wissen: Bei Reservierung wird kein Autopass-Rabatt gewährt. Außerdem wird eine Reservierungsgebühr erhoben. Wenn Fahrten auf der Website ausgebucht sind, betrifft dies nur die reservierten Kontingente. Daher gilt: Wer keine Reservierung hat, sollte früh kommen, um sich in die Warteschlange "ohne Reservierung" einzureihen.

Von Edel Seebauer | Fotograf Jürgen Mahler

(2 Fotos depositphotos.com/de)

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